Ui krasser Thread. Er ist schon vier Jahre alt, aber da war sehr viel Erhellendes dabei. Danke dafür! Grenzwertig fand ich die Passagen, wo es persönlich wurde... das scheint bei Foren aber normal zu sein, das findet man auch in anderen Fachbereichen wie Open Source, LaTeX etc ... Offen gesagt teile ich Dreiklangs meinung nicht, aber ich hab seine Coolness bewundert...
Ich berichte hier nur eigene Erfahrungen, wage mich jedoch nicht so weit aus dem Fenster, dies anderen Leuten zu empfehlen!!!! Ich betreibe Klavierspielen als Hobby und bin sicher kein KL. Wendet euch für Tipps und Anregungen an euren KL. Vielleicht, und dafür wäre ich dankbar, habt ihr vielleicht noch den einen oder anderen Verbesserungsvorschlag. Wenn ihr wollt.
Also ich hab ein Metronom, sogar mehrere (jetzt ist es raus!) aber eingesetzt wird es nur eins zur gleichen Zeit, und das gezielt, beispielsweise, wenn ich kompliziertere Rhythmen knacken muss und ich anderenfalls die rhythmischen Schwerpunkte aus den Augen verliere oder wenn ich nicht schneller werden darf. Beides funktioniert jedoch nicht uneingeschränkt:
Es gab den Fall, wo sich mein KL mein Tonleiter-Skill angesehen hat. Nachdem ich es verpappt hatte, meinte er, ich solle es langsamer machen, viel langsamer und gab, weil ich dazu neige, wieder in höhere Geschwindigkeiten zu fallen, durch Klopfen ein Metrum vor. Vielleicht ist ein Metronom hierfür ganz gut geeignet, über eine gewisse Übezeit eine sinnvolle Übegeschwindigkeit zu halten. Ich hab aber mal gelesen, dass Geschwindigkeitssteigerungen nicht vorgenommen, sondern *zugelassen* werden sollten, anders ausgedrückt, das käme von allein. Das macht auch Sinn und passt dazu, was hier geschrieben wurde und einem Irrtum, dem ich jahrelang aufgesessen bin. In einem anderen Forum habe ich den Satz gelesen: "Wer schnell üben möchte, muss langsam üben.". Hierfür ein Metronom einzusetzen ist für mich kontraproduktiv, weil es mir dann eine Geschwindigkeit vorgibt, die dann vllt zu schnell sein kann. Spätestens, wenn das Metronom mich hetzt, stelle ich es ab.
Ich verwende für verschiedene Probleme verschiedene Übetechniken:
Für schwere Passagen ohne Sprünge: Langsam üben und Steigerung zulassen.
Für schwere Passagen mit Sprüngen: Die Sprünge dediziert üben mit so Details wie bspw. bei viertönigen Akkorden erst die Oktave greifen, dann die beiden Töne in der Mitte, dann umgekehrt, Hand erst auf neuen Akkord nach Sprung legen, dann anschlagen etc. Je nach dem. Und dann diese Sprünge in den Kontext einbetten, was dann nochmal eine Herausforderung ist. Dann habe ich mehr oder minder für mich eine Übestrategie entwickelt, die dem Gruppenspiel "Ich packe meinen Koffer und nehme mit" ähnelt: Angenommen, ich hätte eine Passage, die viele Sprünge beinhaltet, zum Beispiel:
Den Anhang 15711 betrachten
oder
Den Anhang 15712 betrachten
Ich übe einen Sprung so oft, bis er klappt, dann nehm ich den nächsten Akkord, Ton oder was auch immer _dazu_, also zwei Sprünge oder Anschläge nacheinander etc. Mir hilft das.
(übrigens lustiger Zufall: Zwei komplett verschiedene Stücke, und beides sind der Takt 81 ff)
Ich scheue auch Übungen wie Hanon, Arpeggien oder die Übung, Akkorde zu spielen, wie sie in der Mondscheinsonate Prestosatz erforderlich sind, nicht: Akkord im Arpeggio, dann mit dem 1. die Terz anschlagen, dann die Quinte etc, das dann wieder abwärts, und das möglichst blind. Neuerdings auch Tonleitern.
Ich hatte jahrelang immer auf die Tastatur geschaut bei solchen Übungen oder bei so Stellen, war dabei einigermaßen erfolglos bis mir mein KL (ich hatte mich jahrelang ohne durchgewurstelt, aus Geldgründen, ist aber selten ne gute Idee, war aber ein Wiedereinstieg, ich hatte, als ich jünger war, viel Klavierunterricht) im Halbsatz was von "Fingergedächtnis" in den Bart gemurmelt hat. Dann hab ich folgendes gemacht:
Ich hab ein Handtuch über die Tastatur gelegt, um auf keinen Fall auf die Tastatur sehen zu können, dann ging das ausschließlich haptisch. Das hab ich zwei- oder dreimal gemacht. Das half mir erstmal. Jetzt versuche ich nur dann, auf die Tastatur zu schauen, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Das Handtuch lass ich jetzt weg, weil dadurch absolut das Spielgefühl drunter leidet. Vielleicht bau' ich mir so einen Ständer, so dass das Handtuch über der Tastatur schwebt... Wenn ich etwas "blind" einstudiere, dann nach einiger Zeit wieder auf die Tastatur schaue, ist das dann wieder eine Umstellung, weil es sich so anfühlt, als müsste ich nutzlose Informationen über das Auge verarbeiten. Das kommt allerdings noch nicht so häufig vor. Übrigens, meine KL aus Kindertagen, eine aus definitiv der alten Schule hat es mir sehr übel genommen, wenn ich die Tastatur angestarrt hab. Vielleicht ist da doch was dran, möglichst blind zu üben und die Augen allenfalls zu Anfang zur Unterstützung einzusetzen.
Was wirklich für mich zutrifft, da geb ich Hasenbein recht, dass mir eine Klangvorstellung dessen, was ich spiele, absolut wichtig ist. Ich kann mit Noten nichts anfangen, wenn ich die Aufnahme nicht gehört oder aus den Noten keine Klangvorstellung ableiten kann. Bei mir ist es jedoch so, dass ich, wie soll ich sagen, so etwas, wie ein Alphabeth können muss, um das Gehörte sofort am Klavier umzusetzen. Da hängts bei mir leider noch. Ich bin also auf Noten angewiesen, die mir en detail sagen, welche Akkorde oder Töne aufeinander folgen. Die Stücke, die ich zur Zeit spiele oder übe, die spiele ich, weil sie mir beim Hören gefallen haben und sie gerne und wieder höre.
Also nochmals danke für den Thread.
LG
Simon