Absage- und Aufhöreritis

Ne finanzielle Durstrecke kann dich gerade als Musiker in die Katastrophe führen, Verlust der Wohnung und Besuch des Kuckuck. Das ist ja auch der Grund warum man da schnell in Panik kommen kann.
Damit hast Du unbedingt Recht! Aber aus eigener Erfahrung (ich kann mich da wirklich gut in den TE hineinversetzen) sage ich: Gerade dann!
Ich habe das nämlich genau so durch und erst als ich ganz weit unten war, kein Konto, gekündigte Wohnung, überall Schulden.... da habe ich angefangen das Ruder an mich zu reißen. "Was? Sie wollen ein Zahlungsziel von 4 Wochen (was im Baugewerbe normal ist) statt 2 Wochen? Nö, wenn sie in 2 Wochen nicht zahlen wollen dann wollen Sie auch nicht in 4 Wochen zahlen. Suchense sich nen anderen Dachdecker!" "Jaja schon gut, ich zahle meinetwegen auch in einer Woche...Können se nicht noch das da mitmachen?" "Das dauert bestimmt 10 Minuten, kostet extra!" Unsichere Kandidaten habe ich komplette Aufträge auf Vorkasse bezahlen lassen und sie haben es mitgemacht, zu einer Zeit, als es mehr Dachdecker als Dächer gab.

Zugegeben, das alles ist auch aus dem Mut der Verzweiflung entstanden aber es war genau der richtige Schritt.
 
@Destenay Kommt anscheinend sehr drauf an, wo man wohnt und welchen Ruf man sich aufgebaut hat. Klein Anfangen tun die meisten. Die Frage ist, ob man klein bleibt.
richtig! dass mit dem Wohnen wollte ich noch einfügen, häufig findet man eine Wohnung in einer Gegend wo es kaum Schüler gibt. Es braucht das gewisse Etwas damit man nicht klein bleibt, du suchst ja auch deinen Weg mit viel Fantasie und das wird dir Erfolg bringen:super:
 
Ehrlich gesagt weiß ich auch nicht genau, wie ich das gemacht habe. Möglicherweise bin ich mehr oder weniger Zufällig in einem Ort gelandet, der gerade für mich das richtige Pflaster ist. Sehr viel geholfen hat eine guter Internetauftrit (der mich 5€ im Monat kostet, das kann sich echt jeder leisten), die allermeisten Anfragen kommen darüber.
Vorteil: Man kann seine Konditionen dort hinschreiben. Wer das nicht will, wird sich nicht melden - bzw. falls es jemand nicht gelesen hat, kann man darauf verweisen. "Wie, Sie sind überrascht? Da steht es doch." Manchmal sage ich sogar auch, dass es andere Klavierlehrer mit anderen Konditionen gibt. Aber. Ich biete diese Konditionen halt nicht an. Sondern die anderen. :lol:

Ich hatte einen lustigen Fall eines erwachsenen Schülers - beruflich bedingt wusste er von einem nahenden Auslandsaufenthalt von ein paar Wochen (sowas wie ein- oder zwei Monate lang). Da wollte er natürlich nicht weiter bezahlen, was ich verstehen kann. Ich brauche allerdings trotzdem meine Einnahmen. Wenn ich ihm den Platz unbezahlt freihalte, schenke ich ihm ja den nicht erhaltenen Unterricht. Möglicherweise hätten wir uns nach einem Gespräch irgendwo in der Mitte geeinigt - er hat allerdings übereilt gekündigt mit dem Hinweis, dass er danach ja einen neuen Vertrag machen könnte. Dummerweise war sein Platz im Moment der Kündigung weitervergeben, weil er eine heiß begehrte Abendstunde hatte. Sowas Blödes.
 
Anscheinend gehören fast alle meine Schüler der schwindenden Minderheit der Anständigen an. Wenn die Einzelzahler einen Termin absagen, kommt gleich die Aussage "aber ich bezahle ihn natürlich". Ich halte mich aber an meine Regelung, dass der vollständige Betrag nur dann anfällt, wenn unter 1 Std*. vor dem Unterricht abgesagt wurde (ich fahre aber nicht wie musix61 hin, sondern unterricht in meinen Räumen), ansonsten nur ein Teil und ab 48 Std. kostenlos.

@musix61 Du bist kein angehender, unsicherer KL und solltest auch nach außen hin nicht so wirken. Wie hier schon gesagt wurde, bleib konsequent bei der Durchsetzung Deines durchdachten Zahlungssystems (oder – besser – überarbeite es in Bezug auf Einzelstd. vs. Vetrag) und strahle bei Verhandlungen Sicherheit und Sebstbewustsein aus (leicht gesagt, schwer getan, weiß ich selber:-D).

*Ich werde aber diesbzgl. eine Änderung machen und die Zeit auf 3 Std. erweitern, denn solche kurzfristigen Absagen kamen in der letzten Zeit mehrmals vor und ich möchte deren Anzahl minimieren oder zumindest finanziell kompensiert wissen.
 
Manchmal sage ich sogar auch, dass es andere Klavierlehrer mit anderen Konditionen gibt.
Das mache ich auch recht oft. Ich empfehle sogar andere Firmen, vor Allem bei gewerkfremden Arbeiten: "Nee, ich bin viel zu teuer für Sie. Es gibt auch gute günstigere Firmen, die das schneller und besser hinbekommen". Lustigerweise belohnen fast alle meine Ehrlichkeit mit einem total überteuerten Auftrag. :-D
 
Ehrlich gesagt weiß ich auch nicht genau, wie ich das gemacht habe. Möglicherweise bin ich mehr oder weniger Zufällig in einem Ort gelandet, der gerade für mich das richtige Pflaster ist. Sehr viel geholfen hat eine guter Internetauftrit (der mich 5€ im Monat kostet, das kann sich echt jeder leisten), die allermeisten Anfragen kommen darüber.
Vorteil: Man kann seine Konditionen dort hinschreiben. Wer das nicht will, wird sich nicht melden - bzw. falls es jemand nicht gelesen hat, kann man darauf verweisen. "Wie, Sie sind überrascht? Da steht es doch." Manchmal sage ich sogar auch, dass es andere Klavierlehrer mit anderen Konditionen gibt. Aber. Ich biete diese Konditionen halt nicht an. Sondern die anderen. :lol:

Ich hatte einen lustigen Fall eines erwachsenen Schülers - beruflich bedingt wusste er von einem nahenden Auslandsaufenthalt von ein paar Wochen (sowas wie ein- oder zwei Monate lang). Da wollte er natürlich nicht weiter bezahlen, was ich verstehen kann. Ich brauche allerdings trotzdem meine Einnahmen. Wenn ich ihm den Platz unbezahlt freihalte, schenke ich ihm ja den nicht erhaltenen Unterricht. Möglicherweise hätten wir uns nach einem Gespräch irgendwo in der Mitte geeinigt - er hat allerdings übereilt gekündigt mit dem Hinweis, dass er danach ja einen neuen Vertrag machen könnte. Dummerweise war sein Platz im Moment der Kündigung weitervergeben, weil er eine heiß begehrte Abendstunde hatte. Sowas Blödes.
eine gewisse Chuzpe kann man dir ja nicht absprechen:super::lol::lol::lol:
 
Man fühlt sich unter Umständen in einem Dilemma: man braucht ja die Schüler und das Geld und bietet alle möglichen Konditionen an, um die Schüler sich auch in dieser Hinsicht gewogen zu machen. Nur wissen sie das oft nicht zu schätzen und werden maßlos in ihren Ansprüchen. Bei vielen ist der Gedanke im Hinterkopf, dass da ein Mensch, der sein Hobby zum Beruf gemacht hat, einem das eigene Hobby durch ungünstige Konditionen, Kündigungsfristen, hohe Honorare vergällen will.
Ich gebe einzeln bezahlte Stunden nur bei Leuten, die ich schon vorher kannte und die ich einschätzen kann.
Zu meiner Zeit, als alles besser war, gab es bei meiner Klavierlehrerin solche Situationen nie. ( Es ging sogar weiter: man kam auch nicht ungeübt zum Unterricht, das gehörte sich nicht).
Es scheint im Umgang zwischen Lehrern und Schülern heute vieles flüchtig und unverbindlich zu sein; das ist der Zeitgeist, darf aber in diesem "unserem" Bereich niemals einreißen.
Mein Zahnarzt, der auch mein Schüler ist, hat schon bei säumigen (Nicht-) Zahlern einen Freund, der Maurermeister und von durchaus kräftig- muskulöser Statur ist, selbigen bei jenen an die Tür geschickt. Er brauchte nicht viel sagen; sie haben bezahlt.
Zum Glück kenne ich den Herrn auch ganz gut, habe ihn aber nie gebraucht.
 
Wenn ich ihm den Platz unbezahlt freihalte, schenke ich ihm ja den nicht erhaltenen Unterricht. Möglicherweise hätten wir uns nach einem Gespräch irgendwo in der Mitte geeinigt - er hat allerdings übereilt gekündigt mit dem Hinweis, dass er danach ja einen neuen Vertrag machen könnte. Dummerweise war sein Platz im Moment der Kündigung weitervergeben, weil er eine heiß begehrte Abendstunde hatte. Sowas Blödes.

:super: ... was Dich in Deiner Haltung bestärken sollte. Sehr gut. Gefällt mir! :super:
 
@walsroderpianist coole Idee! Das probiere ich auch aus, falls das mal wieder passiert. :lol:
 
Möglicherweise hätten wir uns nach einem Gespräch irgendwo in der Mitte geeinigt
Platz halten gegen einen halben (Monats-)Betrag habe ich auch schon für einige, meistens langjährige, Schüler gemacht; man kennt sich und will in einer besonderen Lebenssituation entgegen kommen.
Wenn es nicht zu oft passiert (wie bei einer Schülerin, die solche Pausen mehrmals innerhalb kurzer Zeit machen wollte – beim dritten Mal, als mir klar wurde, dass es nur an ihrem inneren Schweinehund lag, habe ich Nein gesagt und wir haben uns zu meiner Zufriedenheit getrennt), finde ich es eine gute Lösung.
 
Zuletzt bearbeitet:

@walsroderpianist coole Idee! Das probiere ich auch aus, falls das mal wieder passiert. :lol:
Und wie willst Du das anstellen? Willst Du Sheng Pfui machen, oder wie heißt noch mal dieser Kampfsport, mit dem man pöbelnden Asis auf dem Bahnhof eins in die Fresse hauen kann? Ach nein, das war, glaube ich, wohl eher Taekwondoof...!

Alle Kunden ohne Zaster
Wandern direkt in den Knaster!!!

LG von Rheinkultur
 
Es scheint im Umgang zwischen Lehrern und Schülern heute vieles flüchtig und unverbindlich zu sein; das ist der Zeitgeist, darf aber in diesem "unserem" Bereich niemals einreißen.
Als Leiter mehrerer Chöre beobachte ich Ähnliches: In über 90% der Fälle fehlen Chormitglieder bei Proben und Auftritten, weil sie schlicht und ergreifend keinen Bock haben, singen zu gehen. Verhindert wegen Krankheit? Wer im künstlichen Koma auf der Intensivstation liegt, kann natürlich nicht kommen, schon klar. Die anderen sitzen zu Hause und behaupten einfach, ihnen sei heute nicht gut. Den Antritt einer ihrer fünf oder sechs Urlaubsreisen pro Jahr haben diese übersättigten und verwöhnten Zeitgenossen allerdings noch nie versäumt. Ähnliches gilt für diejenigen, die „vor lauter Stress auf der Arbeit“ angeblich zu erschöpft zum Probenbesuch sind - die Nachbarn berichten, dass sie stets spätestens um 16 Uhr wieder zu Hause sind. Wer nicht will, findet Gründe. Wer will, findet Wege. So einfach ist das.

Abhilfe? Die namentliche Teilnehmerabfrage durch den Vorsitzenden ist fester Probenbestandteil. Keiner muss sich rechtfertigen - zeichnet sich eine zu schlechte Beteiligung ab, wird der Termin abgesagt. Die Anzahl der halbherzigen Mitglieder hat seitdem spürbar abgenommen, zumal auch die Mitsänger das Einfach-Mal-So-Fehlen nicht schätzen. Jede Woche wieder mit dem Üben beim Stande Null anfangen, weil langsame und lustlose Mitglieder den Betrieb aufhalten, das macht auch den am Fortkommen interessierten Teilnehmern keinen Spaß. Allerdings braucht man dazu mutige Naturen in der Vereinsführung, die die Reisenden nicht um jeden Preis aufhalten wollen... .

Wer Gruppenunterricht (etwa in Musiktheorie) erteilt, könnte Parallelen entdecken.

LG von Rheinkultur
 
Interessanter Thread. Ich kenne nur die "andere Seite" - nehme seit 4 Monaten Klavierunterricht. Einen Vertrag wollte die Lehrerin nicht abschließen sondern eben "einfach" wöchentlichen Unterricht zu festem Monatssatz, der auch in unterrichtsfreien Zeiten zu Sommer-/Herbst/Weihnachtsferien zu zahlen sei. Ich fand das seltsam - hatte halt auch nie zuvor darüber nachgedacht, fand aber den kalkulatorischen Preis pro tatsächlicher Unterrichtsstunde ok.
In diesen 4 Monaten sind nun sechs Termine abgesagt worden, fünfmal von der Klavierlehrerin, jeweils erst am selben Tag. Ich akzeptiere das. Zuletzt habe ich, mit fünf Tagen Vorlauf, absagen müssen, sodaß die letzte Stunde schon mehrere Wochen her ist. Wir haben anfangs nach solchen Ausfällen bei den nächsten Terminen jeweils 15min mehr gemacht, bis wir wieder "pari" waren, aber mittlerweile fehlen da drei volle Stunden und ich denke wir werden einfach einen ganzen Monat streichen.
Ein bisschen hat das zuletzt auch meine Motivation gedrückt, aber ich werfe das meiner Lehrerin nicht vor, sondern unterstelle einfach, dass sie sehr gute Gründe hatte. Ich überlege aber eben auch, wie das anders gehen kann, das ist ja nur natürlich und legitim.
 
@musix61 zunächst bedauere ich deine Situation
Weiß nicht ob du noch da bist, aber möchte dir folgenden Input geben
1) Ohne Regeln gibt es keinen Regelverstoß! Wenn dir kurzfristige Absagen finanziell wehtun dann solltest du dringend etwas unternehmen. Klare Regeln in Form eines Vertrages/Abmachung sind ein muss. Die Internetidee ist heutzutage eine Notwendigkeit. Vielleicht kann dir ja ein Klavierlehrer einen Mustervertrag schicken?
2) Niemals billiger arbeiten! Das wäre das gleiche wenn mein Chef zu mir sagt , "He wie wär's, heute arbeitest du um 20% weniger Lohn?" Das läppert sich und du schneidest dir selber ins Fleisch. Professionell sein bedeutet sich nicht unter Wert zu verkaufen.
3) Auch in sich selbst gehen mit folgenden Gedanken: Ist mein Unterricht interessant? Ist er motivierend? Etc. auch ein wenig reflektieren über sich selbst
4) Zweite Einnahmequelle: Scheinst ja einmal ein guter Pianist gewesen zu sein, warum das brach liegen lassen? Vlt gibt es da und dort ein Engagement?

SG
lexel
 
Vielleicht kann dir ja ein Klavierlehrer einen Mustervertrag schicken?
Auch die Berufsverbände (etwa der DTKV) präsentieren solche Vertragsmuster im Netz.

Niemals billiger arbeiten! (...) Professionell sein bedeutet sich nicht unter Wert zu verkaufen.
Gar nicht so selten kommt es vor, dass sich freiberufliche Anbieter an den Gebührenvorgaben der kommunalen Musikschulen orientieren, weil sie sonst befürchten, nicht an Schüler zu kommen. Das kann nicht funktionieren, da dort ein Großteil der entstehenden Kosten durch Zuschüsse der Öffentlichen Hand abgedeckt wird, während sich der Freiberufler im Prinzip selbst subventionieren muss.

LG von Rheinkultur
 
Wer nicht will, findet Gründe. Wer will, findet Wege. So einfach ist das.

:super::super::super:

Ergänzung: Gründe finden ist easy. Wege finden erfordert Energie/Leistung.

Um sich dem natürlichen Gesetz der Trägheit (Vermeidung von Energieverlust) zu entraffen, bedarf es des Ansporns, und der sicherste/primitivste Ansporn ist der widrigenfalls drohende Verlust von Ressourcen (hier: Geld) oder von Ansehen in der Gruppe.

Wer Menschen verstehen will, muss Tiere beobachten.
 

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