Absage- und Aufhöreritis

Bei meinen ( vorwiegend erwachsenen) Schülern, die Unterricht auf Einzelstundenbasis nehmen, grassieren gerade 2 Krankheiten, die epidemieartige Züge annehmen: Dia Absageritis und die Aufhöreritis.
Interessant. Momentan könnte es am Wetter und den vielen Feier-/Brückentagen liegen. Da will keiner drinnen sein. Ständig draußen, lachen, grillen, trinken, schwimmen. Das macht unlustig auf Pflicht.

Wer nicht will, findet Gründe. Wer will, findet Wege. So einfach ist das.
Ja, so ist es.

Dann aber hätte es aus Sicht meiner Eltern eben keinen Weg mehr zurück gegeben: der Unterricht wird gekündigt, das Klavier wird verkauft und die Noten landen im Altpapier. Aus und Ende für immer.
Schwarz oder weiß. Hopp oder Topp. Vogel friss oder stirb.
Brutal, aber wirksam. Die klassische Methodik.

Durchhaltevermögen und Ausdauer sind unverzichtbar auf dem Weg zur Lebenstüchtigkeit
Heute haben wir eher eine LMAA- und Kuschel-Kultur. Schuld sind die schnellen, unpersönlichen Kommunikationsmittel (E-mail, SMS, Chat, ...).

Aus Sicht des KL kann man vielleicht darauf achten, dass der Schüler (je nach Typ) ausreichend Erfolgserlebnisse hat.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mein KL verkauft seine Einzelstunden im Zehnerpack, und alle 10 Termine werden gleich fest vereinbart. Und ich muss auch hinnehmen, dass mein Termin mit Abschluss eines neuen 10er Vertrages auch wechseln kann, weil ein regelmäßiger Schüler ihn bekommt.
Finde ich OK.
 
Ja, aber ich habe aus beruflichen Gründen nur jede zweite Woche Unterricht
 
Bei diesem Thread geht es nicht um Verträge oder geschickte Regeln, sondern darum, dass man viele Schüler nur mit Zwang (Vertrag) und Strafe (Geld, Verachtung) bei ihrem Hobby (ich hoffe, das trifft nicht auf werdende Profis zu) halten kann. Damit läuft didaktisch auch etwas schief. Die Schrittweite ist offenbar zu groß, der Erfolg nicht klar messbar. Damit verliert es sich im gefühlten Stillstand.
 
Ja, didaktisch läuft etwas schief.

Didaktisch ist nämlich, um optimalen Erfolg zu gewährleisten, eine gewisse Strenge und Konsequenz erforderlich (dass natürlich die Kenntnisse des Lehrers in seiner Materie überdies exzellent sein müssen, versteht sich hoffentlich von selbst).

Nur kann man diese Strenge und Konsequenz nicht an den Start bringen, wenn die Rahmenbedingungen dem Schüler eine leichte Ausflucht erlauben oder der Schüler eine übertriebene "Kundenmentalität" an den Tag legt.
 
"Der Kunde" bildet sich seit ca. 15 Jahren ein*, "König" zu sein. "Despot" wäre zutreffender.




* Man hat es ihm eingeredet, und natürlich ließ er es sich gern einreden, wie so vieles.
 
Für jede Art von Unterrichtsangebot gibt es Kunden. Darüber kann man auch mal nachdenken.
 

Befehl und Gehorsam , bin ich hier beim Militär ?
 
Befehl und Gehorsam , bin ich hier beim Militär ?
Gehorsam im positiven Sinne, sich selbst zurückstellen und sich dem überlassen, was kommt, was wahrnehmbar ist, was gesagt wird, sich einlassen auf die Aufgabe, selbst still werden.....ohne Gehorsam in Bezug auf die Musik funktioniert auch das Musizieren im Grunde nicht, die Musik sagt Dir alles und Du bist ihr Werkzeug..........mit Militär hat das wenig zu tun.
 
Das mit dem Gehorsam habe ich noch nicht verstanden. Vielleicht ist es auch das falsche Wort. Ich habe noch nicht festgestellt, das irgend etwas gemacht wird. Entweder ich übe, oder es passiert nix. Was ist eigentlich wichtiger: üben, oder zum Unterricht gehen? Oder anders herum, nur weil jemand nicht zur Stunde geht / gehen kann, muss er ja nicht gleich faul sein, oder?
 
Kommt ganz drauf an, ob du was lernen willst. Es gibt Dinge, die kann fast niemand aus sich selbst heraus finden. Jemand muss kommen und einem die Augen öffnen. Dann erst sieht man sie. Es gibt nur wenige Ausnahmen. Die Frage ist, wie viel man später sehen können wird.
 
Ich meine eine eher innere Haltung dem gegenüber, was auf mich zukommt an Aufgaben, Eindrücken etc. Gehorsam hat etwas mit Horchen, Hinhören, Empfangen zu tun....und kann eben auch anderes sein als das negativ besetzte Militärgehorchen.
 
Ich muss sagen, dass ich diesen Faden sehr ungläubig verfolge. Ich (als Klavieranfänger) gehe zum Unterricht, weil ich Klavier spielen lernen möchte. Voraussetzung dafür ist, dass ich bereit bin anzunehmen, was meine KL versucht, mir zu vermitteln (sie kann schließlich spielen, ich nicht), dass ich meine "Hausaufgaben" mache, zu Hause übe und selbstverständlich auch, dass ich zu den vereinbarten Terminen erscheine. Tue ich das nicht, habe ich keine Chance, vernünftig spielen zu lernen (nicht nur so rumzudaddeln). Jedenfalls sehe ich das für mich so. Bei fortgeschrittenen Spielern mag das anders sein, da reicht vielleicht das üben zuhause, das kann ich nicht beurteilen. Dennoch bliebe es für mich ein Unding, vereinbarte Termine nicht einzuhalten.
Dass Kinder oder Jugendliche vielleicht öfter mal "keinen Bock" haben, ist eine andere Sache, doch dem Fadenersteller geht es ja um erwachsene Schüler - und deren Einstellung kann ich aus og. Gründen nicht nachvollziehen.
 
@Malwine und das meine ich mit Gehorsam. Den braucht es, sonst kann man, finde ich ,kein Instrument oder anderes lernen.
 
Okay, ich komme da mit dem Begriff Disziplin besser zurecht.
 
Zum Lernen braucht es Gehorsam, sich dem, was kommt öffnen und aufnehmen. Das ist wirklich am Aussterben.
Man könnte „Gehorsam“ durch einen Begriff mit identischem Kern ersetzen: die Bereitschaft, zuzuhören. Diese ist vielerorts rückläufig, man wartet nicht mehr, bis das Gesagte verstanden und verinnerlicht ist. Gut möglich, dass man sich an die blitzschnellen Zugriffsmöglichkeiten auf mediale Inhalte im Netz schon so stark gewöhnt hat, dass man in anderen Lebenslagen auch auf nichts mehr warten will. Daran sind freilich nicht die Medien schuld, sondern die im Einzelfall schlechte Medienkompetenz. Wenn einfaches Weiterzappen oder Wegclicken nicht möglich ist, schmeißt man eben kurzerhand die Brocken hin. Es gibt ja schließlich genügend sofort verfügbare Alternativen - auch solche, die keine großen Bemühungen erfordern.

LG von Rheinkultur
 

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