Nur weil ich es interessant und lesenswert finde, eine doch sehr differenzierte Rezension zum MP11SE von der Thomann-Seite:
"Eines vielleicht vorneweg: ich bin Tonmeister für klassische Musik und habe beruflich viel mit sehr guten Steinwayflügeln in Konzertsälen zu tun, an denen teilweise wirklich gute Klaviertechniker werkeln. Deshalb mag man es mir verzeihen, dass ich von der Qualität der Klaviersamples doch ganz schön, wie man so schön sagt, "underwhelmed" war. Zum Teil ist das sicherlich Geschmackssache (für meinen Geschmack sind die Samples zu mittig abgestimmt, haben teilweise einen zu hellen, scharfen attack und dann wieder zu wenig und zu dunklen sustain, und ich finde manche Töne im Vergleich zum Steinway zu näselig -- aber das liegt vielleicht auch an den mittelprächtigen gesampelten Originalinstrumenten, die in etwa wie ein mittelmäßiger Blüthner klingen).
Was aber keine Geschmackssache ist, ist die offenkundig schlechte Intonierung der gesampelten Flügel, die alle unterschiedlich unregelmäßig intoniert sind. Der Standard-Konzertflügel hat zum Beispiel ein Problem um das eingestrichene fis', das viel zu leicht anfängt zu "kreischen". Fast alle hier gesampelten Instrumente haben einen ziemlich eindeutigen Bruch zum Diskant hin. Zum Glück gibt es sehr umfangreiche klangliche Einstellungsmöglichkeiten (Voicing und Lautstärke) pro Taste, so dass sich diese Unregelmäßigkeiten überwiegend ausgleichen lassen. Man muss meines Erachtens aber zunächst einen ganzen Abend damit verbringen, an diesen Einstellungen rumzuschrauben, bevor beim Spielen nichts mehr ganz vordergründig nervt. Warum die gesampelten Instrumente nicht besser aufbereitet wurden, finde ich schon sehr verwunderlich. Auch etwas störend ist, dass man auf den Samples teilweise dezent einen kleinen Aufnahmeraum (also irgendwelche frühen Reflexionen) raushört, der einen den Bereich um 300 Hz etwas zumatscht. Beim Spielen über Kopfhörer lässt das den Klang zugegebenermaßen verblüffend realistisch wirken, in einem Mix würde es mich aber stören, dass diese enge Räumlichkeit dabei ist.
Davon abgesehen ist die Tastatur erfreulich gut (außer, dass sie etwas langsam repetiert und sich im Vergleich zu echten Flügeln etwas wattig anfühlt). Positiv fällt mir auf, dass das Spielgeräusch im Vergleich zu anderen Masterkeyboards, die ich in der Vergangenheit besessen habe, recht leise ist.
Fazit: zum nächtlichen Üben und Komponieren sicherlich ausreichend, für Produktionen muss jeder selbst entscheiden, ob eine gute Samplelibrary nicht vielleicht ein besseres Ergebnis liefert."