Wann lasst ihr Euer Klavier/Euren Flügel stimmen?

Ich war da auch fassungslos, aber so war das, ich schwör :-D .

Streicher hören vor allem auf die Intervalle zwischen zwei Tönen und sind darauf getrimmt, die Intervalle sauber zu halten. Ein verstimmtes Klavier kann durchaus eine schöne Temperatur haben, aber wenn die Chöre unrein sind, dann ist es das was einem sofort als grob verstimmt auffällt.
 
Mein Stimmer und einige andere in Wien haben immer in den Ferien den größten Stress, weil Uni und Musikschulen dann durchgestimmt werden.
Es sind eher die Wartungsarbeiten an den Instrumenten, die im Sommer außerhalb des Lehrbetriebs stattfinden. Meistens kann das ambulant erledigt werden, dauert aber deutlich länger als eine Stimmung - und ein Großteil der Arbeit ist der Stress, eine Mechanik in der eigenen Werkstatt wieder erzurichten.

Üblicherweise haben die Unis auch eigene Stimmer, die aber eben keine Zeit haben, aufwändige Wartungen durchzuführen, die sind schon im Alltag mit Stimmen gut ausgelastet.
 
Üblicherweise haben die Unis auch eigene Stimmer, die aber eben keine Zeit haben, aufwändige Wartungen durchzuführen, die sind schon im Alltag mit Stimmen gut ausgelastet.

Die Zeit könnt man sich schon einrichten.

Es scheitert in der Regel am notwendigen Budget was die zur Verfügung haben.

Gerad in München ist man mit dem Kulturetat was die Überholung von Instrumenten im öffentlichen Raum angeht, recht kniepig.

Hier gibt es Ausschreibungen und der billigste "Techniker" wird genommen.

Ich brauch wohl nicht zu erwähnen, daß solche Billigheimer in der Regel irgendwelche Hobbybastler sind.

Klar, die nehmen die Mechanik dann mit, pfriemeln dran rum und der nächste Stimmer kann sich dann mit der verpfuschten Mechanik herumärgern.
 
Du willst uns doch wohl nicht weismachen, dass Musikschulen und UNIs ihre Instrumente "irgendwelchen Hobbybastlern" anvertrauen? Ich vermute eher, dass es dafür ausreichend Reputation benötigt.
Und "Instrumente im öffentlichen Raum" kann alles und nichts bedeuten.
 
Du willst uns doch wohl nicht weismachen, dass Musikschulen und UNIs ihre Instrumente "irgendwelchen Hobbybastlern" anvertrauen? Ich vermute eher, dass es dafür ausreichend Reputation benötigt.
Bei den Instrumenten im "öffentlichen Bereich" mit welchen ich mitunter zu tun habe, läßt es jedenfalls vermuten, daß hier irgendwelche Basteler herumgepfriemelt haben.

Wenn ich dann mal nachfrage welcher Kollege da zu vor dran war, sind das irgendwelche Namen von denen ich noch nie was hörte.
 
Es scheitert in der Regel am notwendigen Budget was die zur Verfügung haben.
Das wäre wirklich mal interessant, in Erfahrung zu bringen, wie da die Vorgaben so sind.
In der Musikschule, in der ich Unterricht habe, war das (Mini-)Klavier im Januar so verstimmt, dass ich bei einer Rachmaninoff-Etüde bei den Akkorden im Bass nicht mehr hören konnte, welche Töne das eigentlich sind. Es war nur noch Krach zu hören, was zu einem Lachflash führte. Das mit der Etüde haben wir dann sein lassen.

Allerdings weiß ich, dass dort definitiv kein "Bastler" stimmt, sondern ein renommierter Klavierbauer aus der Region.
 
DIE Uni gibt es bei uns nicht wirklich, wenn es um deren Instrumente geht. Da stehen ja unendlich viele Klaviere in ziemlich vielen Fachbereichen. Musikhochschule, Lehramtsausbildung, Aula hier, Übungsraum da. Da gibt es offensichtlich keine gemeinsame Ausschreibung. Da war ich auch schon mal hier oder dort zum stimmen. Aber da nervt die Bürokratie, die vergeben Lieferanten-Nummern. Da muss man einen Fragebogen ausfüllen und so. Voll nervig, muss man nicht haben.

Hier an den städtischen Bühnen (Theater) gab es eine Ausschreibung für all deren Instrumente. Hab ich nicht dran teilgenommen, weil das einfach zu viele waren für einen Ein-Mann-Betrieb. Glaubt man gar nicht, wie viele und wo überall in der ganzen Stadt verteilt. Vor allem wollten die natürlich (abgesehen von super billig), dass man auch an Wochenenden im Konzertbetrieb parat steht und natürlich auch eine Notfall Reaktionszeit von 60 Minuten. Keine Ahnung, wer die Ausschreibung "gewonnen" hat, aber ich denke, dass da über den einen oder anderen Punkt nachverhandelt wurde.

Grundsätzlich stimme ich ungern in Institutionen und vor allem in Schulen. Da ruft meist irgendjemand (ohne Ahnung) an, ein anderer lässt mich rein und wieder ein anderer empfängt die Rechnung. Der Zustand der Instrumente ist meist erbarmungswürdig, aber Budget für Reparatur ist nicht vorhanden. Man kann keine Termine machen nach dem Motto "zwischen 10 und 12 Uhr", sondern genau um 11:45 vor dem Musikraum. Man muss also früher kommen und im Auto warten, sofern man die Gnade hatte, dass man den eh überfüllten Lehrerparkplatz nutzen darf. Dann irrt man lange im Gebäude umher, bis man seinen Ansprechpartner gefunden hat, oft das Sekretariat. Das schickt einen dann durch das ganze Gebäude (mit etwas Glück wird man begleitet), nur um vor Ort festzustellen, dass der Flügel abgeschlossen ist. Also wieder zurück und von vorne. Und natürlich stürmt nach 30 Minuten eine Horde Schüler in den Raum, während ich arbeite, obwohl es hieß, dass der Raum für mich frei ist. Und natürlich steht der Flügel 50 Cent zu tief, wird aber am gleichen Abend für ein Konzert oder so gebraucht. Dass Bass-Saiten dabei reißen, ist eher die Regel, weil über 100 Jahre alt. Und obwohl ich meinen Laden jetzt seit 17 Jahren habe, habe ich noch nie ein Klavier an eine Schule verkauft. Entweder kaufen die gar nicht mehr und verwalten ihre alten Gurken, oder die kaufen bei der Konkurrenz. Da wird dann nicht ein Klavier ausgeschrieben, sondern ein Yamaha U1 oder sonst was sehr konkretes, was man eh nur bei einem Händler vor Ort bekommen kann.

Dann habe ich noch zwei oder drei Musikschulen, wo ich regelmäßig bin. Da läuft das viel besser. Immer der gleiche Ansprechpartner, man kennt sich aus. Und ein Verkauf sitzt auch schon mal drin. Aber für normale Schulen will ich eigentlich gar nicht mehr so gerne stimmen.
 
Ich kann nur von meiner Schule berichten, (privates Gymnasium) unsere Flügel, in einem Musikraum Konzertflügel von Grotian Steinweg, wurde vom alten Theater übernommen, die ehemalige Theatherleitung war Musiklehrerin bei uns, dieser wird für simple Begleitungen beim Singen, Bigband etc. genutzt, gestimmt wird regelmäßig, ich meine so 2 mal im Jahr, aber für sonstige Wartungen, scheint die Schule eher zurückhaltendet zu sein. Ich spiele die G-dur Sonate auf diesen Flügel vor, zwei Tasten klemmten, natürlich 2 g‘s damit konnte man echt nicht vernünftig spielen … Nach etwas betteln der MUsenet wurde es dann endlich renoviert… In der Aula steht ein Blüthner Flügel, dieser wurde vor etwa 5 Jahren neu bei Blütner direkt gekauft. Dieser wird für Konzerte, Abiturprüfungen verwendet. Dieser wird komplett mit allem drum und dran gewartet, ein super Instrument, wobei man etwas betteln muss, wenn man mal darauf spielen möchte … Dann gibt es ein 130 Schimmel Klavier im Musikraum wo eher die jüngeren Unterricht haben , das ist eine totalkatastrophe, Stimmung naja und die Mechanik echt der Horror …
 
Dann habe ich noch zwei oder drei Musikschulen, wo ich regelmäßig bin. Da läuft das viel besser. Immer der gleiche Ansprechpartner, man kennt sich aus. Und ein Verkauf sitzt auch schon mal drin. Aber für normale Schulen will ich eigentlich gar nicht mehr so gerne stimmen.

An den Gymnasien wo ich tätig bin, ist das an sich auch alles in Ordnung.

Nun sind das aber Privatschulen oder befinden sich im Landkreis.

In einer städtischen Münchner Schule war ich bei den ersten 5! Erststimmungen, die mußten für weitere bezahlte Stimmungen Ausschreibung tätigen.

Zwar hätten die mich gerne als Stimmer behalten, nur hätt ich da zum einen sonst was ausfüllen müssen und zum anderen arg mit dem Preis runtergehen.

NUR - zum einen war das nicht gerade ein Vergnügen dorten zu stimmen, da beständig wieder irgendwas kaputt war und zum anderen lasse ich mich nicht im Preis runterdrücken.

Vor 40 Jahren mußte ich Schulklaviere für 35 Mark stimmen, die Dinger waren allesamt starke Überholungsfälle mußte aber schauen wie ich die irgendwie so hinkriege daß sie stimmbar waren.

Das war halt damals die sogenannte Preisanordnung und dank massiven Materialmangels mußte das eine oder andere Markeninstrument abgeschrieben werden und wurd dann vom Hausmeister zerlegt und verheizt.
 

Ja!

Es hat mir mitunter in der Seele wehgetan daß aufgrund von Materialmangel an sich hochwertige Instrumente einfach mal verschrottet wurden.

Bei losen Wirbeln welche schon bis zum Ring eingeschlagen waren, habe ich Piloten von Schrottklavieren eingeleimt und aufgebohrt.

Das hielt natürlich, nur mein Vorrat an alten Piloten war auch begrenzt.

So Pfuschereien wie von @altermann s Wellpappenrussen waren nicht von Dauer.

Bei einem alten Feurichflügel waren zum Beispiel die Mechanikbacken gebrochen, so daß die Mechanik nicht mehr funktionierte - hab diese, welche aus einer Aluminium/Magnesiumlegierung bestand, dann aus Holz nachgesägt...gut, er spielte dann irgendwie, aber ließ sich kaum anständig regulieren.
 

Ja, verrückt, was sich in einem Leben alles ändern kann/welche Fortschritte und Rückschritte man in einem Leben erleben kann.

Ich warte noch auf die fliegenden Autos, die uns "Zurück in die Zukunft" längst versprochen hat 😃
 

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