Wann spielt man Bach legato?

  • Ersteller des Themas Viva la musica
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Danke für die Erklärung Carnina. Es ging jedoch gar nicht um laut oder leise, sondern um legato / non- legato.

Ich hab’s auf die Metrum Diskussion bezogen.🤗

Irgendwelche Legato oder non-Legato Regeln hat mir noch keiner erklärt. Ich darf nur große Intervalle nicht binden. Aber sonst heißt es melodische Linien rauszuarbeiten und die schön phrasieren 🤷🏼‍♀️ Dabei soll ich für den Melodieverlauf wichtige Noten immer bissl verlängern damit es klar wird. Und natürlich nix binden was harmonisch dann nicht zampasst. Weder mit Pedal noch mit den Fingern. Bisher hab ich noch nie mehr als das gemacht bei Bach. 🫣
 
Es wurde aber legato/non-legato mit (Nicht)Metrum verbunden.

Desdewegen das Ganze hier...
 
Was ist eine "Taktgrenze"?

Wenn damit der Taktstrich gemeint sein sollte, dann ist die vermeintliche Regel Unsinn. Das kann man schon in der 1. Invention erkennen, wenn man sich den motivischen/melodischen Verlauf verständig anschaut (überhaupt hätte mit dieser "Regel" jedes auftaktige Motiv Schluckauf...)

Aber von solchen Petitessen abgesehen: ich halte die Fragestellung "wann spielt man Bach legato?" (und wann nicht?) für abwegig. Was soll man darauf antworten?? Morgens legato, abends staccato, zum Kaffee pizzicato und in der Mittagspause molto tenuto? ;-) Und auch abgewandelt zu "wo/was spielt man bei Bach legato (und wo/was nicht)?" halte ich die Frage für komplett nutzlos: denn sie praesupponiert stillschweigend, dass es eine absolute, stets zutreffende Regel gäbe, die man dann befolgen und folglich alles bei Bach richtig machen kann - und das ist Quatsch.

Sinnvoller wäre die Frage, ob und welche Regeln es zur Artikulation von Motiven/Themen und Melodien/Phrasen in der Barockmusik gibt und sich zu überlegen, ob solche für restlos alle Instrumente vom Cembalo bis zur Violine, von der Orgel bis zum Gesang gültig und praktikabel sind. Diese Fragestellung drängt sich geradezu auf, da Barockmusik für Tasteninstrumente zumeist ärgerlich spärlich mit Artikulationsanweisungen notiert ist (was daran liegt, dass die Gestaltung"regeln" seinerzeit als bekannt/üblich vorausgesetzt waren) Das allerdings ist sehr viel mehr als der banal-plumpe stacc.-leg.-Kontrast - und es setzt voraus, im kargen Notentext die Motive/Themen etc zuverlässig zu erkennen (dann erkennt man auch den Unsinn mit der "Taktgrenze") - - und danach müssen dann viele Entscheidungen getroffen und vieles bedacht werden. ...damit kann man sich jahrelang beschäftigen.
 
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und es setzt voraus, im kargen Notentext die Motive/Themen etc zuverlässig zu erkennen (dann erkennt man auch den Unsinn mit der "Taktgrenze") - - und danach müssen dann viele Entscheidungen getroffen und vieles bedacht werden. ...damit kann man sich jahrelang beschäftigen.
So ist es.
Allein schon das häufige zu beobachtende Phänomen, dass in einem 4/4 Takt ein Motiv um einen halben Takt verschoben auftreten kann, sollte einen an solchen "Taktstrichregeln" zweifeln lassen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Tja, aber genau das - Beschäftigung mit Motiven, Phrasen, Themen usw. und Ausrichtung des Spiels, auch der Technik (!) an diesen "Legobausteinen", aus denen ein Stück besteht - findet im gewöhnlichen Unterricht der MKL und KKL NICHT statt. Außer dass ab und zu mal, mehr als interessante Zusatzinformation oder "damit man sich das Stück besser merken kann" über irgendwelche Motive, Phrasen, Sequenzen gesprochen wird.

Und dass der Taktstrich überhaupt in irgendeiner Weise als Abschnittsmarkierung wahrgenommen wird, ist einer der größten Fehler, die man machen kann. Allein schon taktweises (statt phrasenweisem) Üben... Wer dem als KL nicht eindringlich entgegenwirkt, und zwar so, dass der Schüler das auch wirklich zutiefst versteht und gar nicht mehr auf die Idee kommt, Takte als "Abschnitte" wahrzunehmen bzw. beim Üben zu behandeln, der ist meiner Meinung nach, sorry, ein KKL.
 
damit kann man sich jahrelang beschäftigen.
Ich habs ja schon fast befürchtet... :dizzy:
Aber ich hatte doch auf ein paar Leitplanken gehofft, um sich da zumindest etwas zu orientieren.

Sinnvoller wäre die Frage, ob und welche Regeln es zur Artikulation von Motiven/Themen und Melodien/Phrasen in der Barockmusik gib
Genau so was eben, du hast das natürlich viel besser formuliert.

Ich kriege das jetzt halt von meiner KL so von Fall zu Fall ausgearbeitet und hab natürlich als Anfänger noch gar nicht den Horizont, das so richtig zu erfassen. Deswegen wollte ich da noch etwas mehr drüber nachdenken, damit ich es vielleicht irgendwann erfasse.
 

diese auch:
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was Harnancourt für sehr relevant hielt:
Die meisten Komponisten schrieben ja keine Artikulationszeichen in ihre Noten. Eine Ausnahme ist Bach, der uns wie gesagt, sehr viele genau bezeichnete Werke hinterlassen hat. In der Instrumentalstimme der Baß- Arie der Kantate
47 zum Beispiel artikuliert er eine Gruppe von 4 Noten, indem er auf die erste einen Punkt setzt und die drei anderen bindet. Doch in derselben Kantate kommt genau die gleiche Figur gesungen vor, mit dem Text: >Jesu, beuge doch mein Herze<, und da werden je zwei Noten miteinander verbunden...Dieses Beispiel ist mir persönlich sehr wichtig, denn Bach sagt damit: es gibt nicht nur eine richtige Artikulation für eine musikalische Figur, sondern mehrere; hier sogar zugleich! ... Es fällt uns sehr schwer, die Vielschichtigkeit, das Gleichzeitige von Verschiedenem zu begreifen und zu akzeptieren; wir wollen Ordnung der einfachsten
Art haben. Im 18. Jahrhundert aber wollte man die Fülle, das Übermaß, wo immer man hinhört, bekommt man eine Information, nichts ist gleichgeschaltet. Man schaut die Dinge von allen Seiten an, zugleich! Eine artikulationsmäßige Synchronität des Collaparte gibt es nicht. Das Orchester artikuliert anders als der Chor. Damit aber sind auch die >Barockspezialisten< nicht vertraut, sie wollen immer nivellieren, möglichst alles gleichhaben und in schönen, geraden Klangsäulen hören, aber nicht in Vielfältigkeit"
 

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