Mazurkas, Mazurken, das geht beides, glaube ich. Mir gefällt Mazurkas besser, das klingt nicht so bürokratisch, sondern behält sich das slawische Feuer.
Schönste Stücke anzugeben finde ich wie Antje beinahe unmöglich. Wenn man einen der bedeutenden Komponisten hernimmt, wimmelt das Werk ja von schönen Stücken, und sich auf drei festzulegen hieße, die anderen herabzustufen. Chopin ist nicht mein Lieblingskomponist - ich habe ihn rauf- und runtergehört und mittlerweile auch eine ganze Menge gespielt, und nach einer Weile stellt sich eine gewisse Vertrautheit mit dem Klang ein, mit den Manierismen, der melancholischen Haltung. Die pianistische Kompositionsweise ist augenöffnend, die Erfindungsgabe in den großen Gattungen mitreißend und teilweise überwältigend, aber irgendwann nicht mehr überraschend. Dennoch könnte ich spontan zwei dutzend Werke nennen, die mich immer wieder aufrühren, mir Schauer über den Rücken jagen oder andere Gefühle auslösen, weil alles einfach so fantastisch gut geschrieben ist. Das Niveau ist durchgehend sehr, sehr hoch, es gibt fast keine Schwächen.
Ich fliehe deshalb die Verantwortung und nenne nur eine Lieblingsgattung, und das, ja, sind die Mazurkas. Diese Charakterstücke lassen sich nicht in Schubladen stecken, jedes steht für sich, erzählt eine eigene Geschichte, die man entdecken und weitererzählen kann. So viel Farbe, so viel unterschiedliches Kolorit, so viel Widerstreit, Auflösung oder Untergang gibt es bei Chopin nur hier. Die anderen, großen Gattungen haben andere Qualitäten, aber wenn ich eine Polonaise spiele, weiß ich, wie ich dabei schaue. Bei einer Mazurka weiß ich das vorher nicht.