(1) Wird es beim Spielen so gemacht? (2) Bei welchem Stück an welcher Stelle würdest du diese Technik verwenden?
(1) ja, das wird gemacht.
wie schon erwähnt, ist das dort nötig, wo es sehr schnell zur Sache geht (Akkord- & Oktavpassagen, -repetitionen etc) und man folglich nicht die Zeit hat, den kompletten Tastenweg bei jedem Anschlag einzusetzen; wie schon erwähnt, die Tasten werden quasi nur "angekickt".
Man kann das sehen: die Tastenbewegung wirkt optisch irgendwie weich, gering, kaum sichtbar - die Hände "trommeln" dabei so schnell, dass das sichtbare Bild verwischt, man hört blitzschnelle Akkorde/Oktaven/Repetitionen (je nach Tempo kommen die immer wieder "gekickten" Tasten bei Repetitionen gar nicht ganz wieder oben an) - - aber während man das selber spielt, hat man keine Muße, sich bzw den Tasten zuzuschauen.
Sicher nicht bei jedem Anschlag in solchen Passagen, aber bei vielen wenn nicht gar den meisten, ist die Anschlagsbewegung nur den halben Tastentiefgang oder weniger "weit".
(2) ich verstehe nicht, warum du mir diese Frage stellst und warum du da von einer "Technik" sprichst - bisher hast du doch sozusagen physikorientiert argumentiert: je größer/weiter sehr schnelle Bewegungen in kürzester Zeit hintereinander sind, umso anstrengender sind sie - verkleinert man sie, nimmt diese Anstrengung ab. (das wäre bzgl der Anschlagsbewegungen physikorientiert) Das "ankicken" als Bewegungsweise funktioniert übrigens sowohl im Forte als auch im Piano:
(Balakirev, Thema (Takt 1-4 Islamey)) Notenhals nach unten = links, umgekehrt = rechts
Takt 1-2 forte, dasselbe Takt 2-3 piano - beides wird nur "angekickt", wenngleich die Intensität unterschiedlich ist; den Tastenboden (also volle Tastentiefe) setze ich nur bei den beiden punktierten Achteln (Ruhepunkte) ein; die sind nicht stacc. Keines der 16tel kommt bis in den Tastenboden. Exakt gleiches Tempo in f und p.
Dieser Anfang der orientalischen Fantasie ist noch völlig unproblematisch, aber trotzdem bewährt sich hier das "oben" spielen.
Dass man vergleichbare Angelegenheiten (Repetitionen, wechselweise wie auch in einer Hand) in dann noch höherem Tempo und mit mehr Tönen in diesem Stück ausführen muss, ist halt vom Komponisten so gemacht:
gewiß, das ist nicht leicht zu spielen, aber darum geht es nicht.
Sind noch mehr Beispiele für stacc. oben in den Tasten nötig?
Offenbar gibt es Spielweisen/Anschlagsarten, bei denen während der Auslösung die Taste nicht aktiv bewegt wird. Das ist nun weder erstaunlich, noch ein Wunderwerk, sondern hat ganz schlichte Gründe: mittels des Tastenhebels (vereinfacht gesagt ist eine Taste eine Wippe und zugleich ein Hebel) wird der Hammer auf den Weg geschickt und beschleunigt (wiederum simplifiziert - die Spezialitäten der Mechanik kann
@Wiedereinaussteiger besser erklären als ich) ABER wie das geschieht, ist halt nicht immer gleich: der Hebel hat eine Bewegungsspanne (Tastentiefgang) und diese muss nicht komplett eingesetzt werden. Wenn nur das obere Drittel aktiv verwendet wird, dann siehe oben - hierbei kann es nun mal sein, dass man die Taste schon wieder freigegeben hat, während die Mechanik noch auslöst.
Zurück zu den sehr leisen sehr schnellen Tremoli oder Trillern:
am zuverlässigsten schnell und leise funktionieren diese, wenn man sie tief in den Tasten - "unten" - spielt: da sind die Tasten mindestens zur Hälfte des Tastentiefgangs "eingedrückt", man spürt das Gegengewicht ("Auftrieb" der Tasten) und das Hammergewicht - denn damit bringt man den Hammer sehr viel näher an die Saiten als in seiner "Grundstellung" (Taste oben) und die Hämmer der Tremolotöne fallen dann auch nicht ganz runter, sie bleiben sehr nah bei den Saiten. Die Verkürzung/Verringerung des Hammerwegs macht das sehr schnelle sehr leise tremolieren/trillern möglich.
offenbar wirken sich Modifizierungen des Hammerwegs auf die Tonstärke aus.
Ich halte nach alle dem die Hammergeschwindigkeit für die relevanteste "Stellschraube", und an dieser "dreht" man in der Praxis mittels der erwähnten Varianten der Anschlagsweisen (Tastenniveau)