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sicherlich siehst du das anders als ich, aber ich kann dir aus sachlichen Gründen nicht zustimmen. Was du als Sonderfall bezeichnest, halte ich nicht für einen solchen, denn es kommt zu oft vor (wo, habe ich ausführlich genug mitgeteilt) Ergo ist dein apodiktischer (und später modifizierter) Satz in seinem Absolutheitsanspruch schlichtweg nicht richtig.Wenn du gleich gesagt hättest, dass du mir nur wegen des Sonderfalls nicht zustimmst, hätten wir uns 4 Seiten gespart.
Die Tastengeschwindigkeit im Moment der Auslösung ist nicht die einzige "Stellschraube" (siehe stacc. in sehr raschem Kontext, was nicht eben selten oder nur ausnahmsweise vorkommt) der Tonstärkendifferenzierung - stattdessen ist die Hammergeschwindigkeit entscheidend, und diese hängt nicht einzig davon ab, wie schnell die Taste im Moment der Auslösung bewegt wird. Natürlich ist Tastengeschwindigkeit im Moment der Auslösung (und sogar nicht nur da) eine der Stellschrauben, aber nicht die einzige!
Zu einer bestimmten Hammergeschwindigkeit muss es erst einmal kommen: er muss in Bewegung versetzt werden, also beschleunigt werden: das geschieht mittels des Tastenhebels (der salopp gesagt die Übertragungsmechanik anleiert und den Hammer losschickt) Wie schnell der Hammer (und damit wie laut oder leise der Ton) die Saite trifft, ist also abhängig vom Ausmaß der Beschleunigung (also variabel) Die Beschleunigung selber ist abhängig von der Wegstrecke, die zum beschleunigen zur Verfügung steht (eine variable Größe am Klavier!), und von der Intensität, mit der beschleunigt wird (noch eine variable Größe) - da haben wir schon zwei variable "Stellschrauben". Von a) 0 auf 100 in 2km ist eine andere Beschleunigung als von b) 0 auf 100 in 500m.
Vom Ruhezustand (liegt unten) bis zum Anprall an der Saite legt der Hammer seinen maximalen Weg zurück. Dieser muss nicht zwingend immer voll eingesetzt werden! Das zeigt sich am Beispiel der leisen schnellen Tremoli/Triller: hier bringt die Taste den Hammer erst sehr nah an die Saiten bevor er dann beschleunigt wird (die Taste ist mindestens halb "eingedrückt", man spielt nah an der Auslösung, man spielt "unten, tief in den Tasten" und bleibt auf diesem Tastenniveau knapp unter der Auslösung) und fällt nach dem Anprall an die Saiten nicht den weiten Weg bis zur Ruhestellung runter, weil die Taste nur knapp halb hochgelassen wird (der Ruhepunkt des Hammers ist drastisch angehoben) - da hat man also den Hammerweg und den Tastenweg verkürzt, die Folge ist ein sehr leises Tremolo (man kann so den Hammer nicht ohne irrsinnige Anstrengung zum forte beschleunigen) - - das ist allerdings nicht die einzige Möglichkeit, ein leises Tremolo zu erzielen (aber die bequemste, einfachste) Es geht auch, indem man nur weit "oben" spielt (kurzer Tastenweg (die Tasten werden nur sehr wenig "eingedrückt") bei gleichzeitig komplettem (also langem) Hammerweg) aber das ist etwas heikler, d. h. nicht ganz so zuverlässig; man kann dasselbe Ergebnis auch erreichen, indem man den kompletten Tastenweg einsetzt, aber auch das ist heikler (ich neige dazu, es auch als schwieriger und damit unnötig zu bewerten)
=> zweierlei ist interessant: man kann dasselbe Ergebnis mit unterschiedlichen Spielweisen erreichen (das liegt an der Möglichkeit, die vielen Stellschrauben zu kombinieren) und bzgl Fadentitel dürfte klar sein, dass der komplette Tastentiefgang nicht immer eingesetzt werden muss.
Aber noch was anderes: ich halte rein praktische Überlegungen und "Beobachtungen" für nützlicher am Klavier, als streng theoretische (womöglich gar physikalisch-mechanische) Überlegungen. Wenn irrtümlich die Prämisse Tastengeschwindigkeit = Hammergeschwindigkeit gesetzt wird, dann muss man logischerweise ungünstige Schlüsse in kauf nehmen... Bei einer Formulierung wie Hammergeschwindigkeit im Moment der Auslösung wäre kein Nachfragen nötig gewesen, denn rein theoretisch ist es egal, wer den Hammer beschleunigt - aber seine Geschwindigkeit beim Anprall an die Saite erzeugt den Ton (und dessen Lautstärke ist genau davon abhängig) und im Fall, dass das via Auslösung (allermeisten, nur selten kickt der Fuß das Hämmerchen) geschieht, ist die Hammergeschwindigkeit im Moment der Auslösung alles andere als unwichtig :) Klappt man den Flügel auf, legt den Notenständer beiseite, kann man SEHEN was sich so alles tut, wenn man eine Taste bewegt. Dann wird auch sichtbar, dass das Hämmerchen einen viel weiteren Weg zurücklegt als die Taste (und jeweils in entgegengesetzter Richtung) Alle Maßnahmen, die Hammergeschwindigkeit zu variieren, werden sichtbar und wenn man damit herumspielt, auch hörbar.