Der-die-das Kriebel... B*****klavier II

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bekannte Fakten / Bestandsaufnahme

- Baujahr 1920/21 , von eigenem Opa als Neuklavier angeschafft
- 125er Gehäuse
- Originale Saiten
- Originale Wirbel
- Originale Mechanik
- Filze mehrmals abgezogen
- klimatisch alles mitgemacht (Feuchter Wintergarten mit umkippenden Blumenvasen, als auch dauerhaft beheiztes Seniorenzimmer >28 Grad
- 10 Jahre dann lang komplett ungestimmt und ungeliebt...

Letztes Jahr allmählich wieder ins Bewusstsein gerückt, aber aufgrund der da vorliegenden Infos erstmal nicht weiter verfolgt (war damals schon klar, das wohl eine Generalreparatur notwendig ist) und es wurde ein E Piano angeschafft (Yamaha P515)...

Da aber schnell klar wurde, dass ein Epiano als alleiniges Instrument für mich nicht emotional in Frage kommt, kam die Idee auf doch einen weiteren Blick auf das Kriebel zu werden.

@Tastenscherge wurde beauftragt (nachdem ich hier beim Durchstöbern des Forums bemerkt habe, das er ja quasi nebenan wohnt...) das Schätzelein zum Leben zu erwecken.

Eigentlich ja genau sein Ding, alte Schätzchen mit den rechten Maß wieder spielbar zu machen, allerdings kam man da echt vom Einen ins andere... am Ende war so einiges gerichtet, neu geachst und durchgestimmt...

Am Ende war das Ergebnis natürlich immer noch keine Generalrevision, aber schonmal als Instrument zu erkennen!

Beim Zuschauen war ich aber fasziniert über die mechanischen Zusammenhänge, und wo das geendet hat sieht man ja in dem anderen Faden : https://www.clavio.de/threads/mein-schimmelchen-das-naechste-bastelklavier.27741/

Das Kriebel ist allerdings eine andere Hausnummer! Das ganze erinnert dann eher an das Projekt von @Peter ....

Gestern habe ich erstmal Bilder gemacht und nochmal die Problemfelder gesichtet:

- wackelnde Achsen Hammernusskapseln... immer noch einige
- Die Hämmer stehen wie Kraut und Rüben und treffen nicht immer alle Seiten
- Dämpferfilze semidämpfend
- Hammerfilze nicht mehr abziehbar
- Alle Leder und Filzpolster in der Mechanik runtergespielt (teiweise deutliches klappern...)
- Tastengarnierunge teilweise durchgespielt
- Trockenschäden (Resonanzbodenrisse ) und Feuchteschäden (rostige Schrauben, Stockflecken etc.)
- 100 Jahre alte Staub/schimmel/ was weiss ich Ablagerungen überall...
- und bestimmt noch so einiges weitere :-)

Positiv hervorzuheben:

- kein Schädlingsbefall erkennbar (Motten oder Mäuse...)
- Stimmung bei 432 Hz hält nach 2x Stimmen (Abstand knapp 3 Monate)
- Klaviatur Elfenbein in schönen patinierten Zustand
- Alle Tasten funktionieren und repetieren vernünftig
- sehr leichte Spielart, keine Bleigewichte in den Tasten
- Klang insbesondere im Bass DEUTLICH schöner als beim Schimmelchen (108er)
- Dynamik besser als beim Schimmelchen

Und natürlich:

- auf dem Klavier habe ich vor gut 40 Jahren angefangen zu spielen
- und während meiner Puberät so manche höchst emotionale Stunde verbracht
- Das Klavier hat mich mit (kurze Unterbrechungen) das ganze Leben lang begleitet


Im Moment weiss ich noch nicht wo die Reise hingehen soll (@Tastenscherge brachte schon die Idee nach einer kompletten neuen Mechanik auf...weil das je eigentlich ALLES gemacht werden muss)

Aber nachdem ich gestern da alles wieder zusammengebaut hatte, waren schonmal alle wackelnden Hammernusskapseln in den Diskant verbannt, alle Hämmer treffen wieder die richtigen Saiten, die Dämpfung dämpft nach gezielter CPL Behandlung wieder zu ca. 95%, die Piloten sind korrekt durchreguliert, Auslösung passt, Vorderstifte sind den Tasten "angepasst", und es sind fast keine komischen Geräusche mehr zu hören...
Ich mag mein Kriebel... ist bestimmt nochmal was von zu lesen hier :coolguy:
 

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Das Kriebel ist allerdings eine andere Hausnummer! Das ganze erinnert dann eher an das Projekt von @Peter ....
Zu Recht! Die Liste ist nahezu identisch. :-)

(@Tastenscherge brachte schon die Idee nach einer kompletten neuen Mechanik auf...weil das je eigentlich ALLES gemacht werden muss)
Das wäre bei meinem eigentlich auch sinnvoll. Die jetzige Mechanik wird wohl nix Gescheites mehr.
 
Kleine Kriebel Projekte...

Da mich dieses "Kraut und Rüben" bei den Hämmern nervte, habe ich bei der jüngsten Materialorganisation (hauptsächlich für das Schimmelchen) einen Hammerleistenstreifen für das Kriebel mitgenommen. Aufgrund des Abstandes der Hämmer/Saite von zwischen 5 und 5,5 cm habe ich dann einen 10mm Filz gewählt (war der alte ursprünglich wohlauch mal)

Nach dem Einbau sah das gleich deutlich netter aus, und die Hämmer sind jetzt schon beinahe ordentlich versammelt!

Abstand bei jetzt knapp unter 5cm..

Habe als zweites mal die Achsen gecheckt, da ich jetzt ausserdem an einen kleinen Vorrat an Achstiften und Stangen von Jahn bekommen habe (was ja als Hobbybastler nicht sooo einfach ist...) und bin da auf folgendes Phänomen gestossen.

Die Filze der Hammernusskapseln haben grossenteils eine Plastik/Gummiartige Konsistenz, welche sich sogar dem anständigen Ausreiben per Ahle widersetzt! Da sind der Pfuscherei dann echt Grenzen gesetzt, und da überall neue Kapseln einzubauen wäre ja auch tinnef... (habe leider nicht alle Achsgrössen da, und im Kriebel sind in den Hammernusskapseln mittlerweile Achsen zwischen 1.275 und 1.45 verbaut.... klasse)

Tja, da haben die letzten 100 Jahre doch wohl Spuren hinterlassen ;-)
 

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Versuche das Ausreiben mit den Achsstangen selbst. An einer Seite spitz anschleifen und diese Seite als Ahle verwenden (auf diesem Kanal mehrfach gezeig

Dafür muss man dann alles als Achsstange da haben, so eine Auswahl habe ich da (noch...) nicht. Für das Schimmelchen Projekt habe ich das schon umgesetzt, sogar mit entsprechnder Akku Unterstützung :coolguy:

Und ohne den Stefan Lang hätte ich mich wohl gar nicht ans Klavierbasteln begeben! Der ist wirklich SEHR hilfreich für Hobbybastler (obwohl er ja immer betont, das man auf GAR KEINEN FALL als Laie da was probieren soll, die ganz notwendigen Profitricks wären da gar nicht zu sehen...)

Sobald ich mit dem Neuachsen beim Schimmelchen fertig bin, schreibe ich in dem anderen Thread wie ich das angepackt habe.
 

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Weiter gehts beim Kriebel :-)

Hatte heute mal wieder Zeit mich dem altem Kriebel zuzuwenden, Käse Wetter draussen und die beste Ehefrau ein paar Stunden nicht im Haus.

Nachdem vor ein paar Monaten ja der Hammerleistenfilz reinkam, passte die Regulierung der Klaviatur ja eh nicht mehr (Steighöhe durch neuen Filz verändert)...

Also: erneutes Unterstellen der Klaviatur durch anpassen der Piloten

Dabei fiel mir auf das ich die Tastenhöhe bisher nicht weiter beachtet habe... Mega auffällig war die nicht, aber bei genauem hinsehen, war das eine leichte Berg und Tal Bahn, zwar ohne krasse Aussreisser aber definitiv in der mittlerern Lage weit runter! (leider vergessen das bildlich einzufangen)

Nach einem kurzen Scheck war klar: In der gesamten Klaviatur war nicht EIN EINZIGES Regulierscheibchen! Weder an den Waagebalkenstiften noch an den Vorderstiften!

Da war ich schon etwas baff.... Das Klavier ist ja 100 Jahre alt und wurde über Generationen gespielt! Mir ist nicht bekannt, dass da jemals was gemacht worden ist... Da sind aller Wahrscheinlichkeit nach noch die ersten Filze drin!

Habe als erstes eine komplette Lage 0.12mm Scheiben reingelegt um überhaupt nachher regulieren zu können (von denen habe ich auch eine Grosstüte...) dann hatte ich im mittleren Bereich nochmal teilweise 2 weiter 0.12mm Scheiben drin. Irgendwann sind mir danach die 0.05 Scheiben ausgegangen, so das das die letzte Optimierung zwar noch fehlt, aber im Grossen und Ganzen passt es jetzt wieder!

Danach nochmal die Piloten kontrolliert und Probe gespielt..... Wirklich gar nicht so übel vom Spielgefühl!

Aber der Klang.... Ab Forte brüllte mich der Senior an wie doof ( gut der Oberrahmen war auch ab, da ist son 130er schon laut )

Tja, dann mal in der Werkzeugkiste gekramt und meinen Low Cost China Intioniernadelhalter rausgekramt!

Habe mich bisher ja an das Thema Intonation nicht rangetraut insbesondere beim Schimmelchen...

Beim Kriebel habe ich aber die Aussage von mehreren Klavierbauern ( unter anderem von @Tastenscherge ) das die Mechanik ja sowieso komplett hin ist...

Also ein Herz gefasst, Mechanik raus und Intoniernadeln rein in die Filze!

Habe jeden einzelnen Hammer der Mittelage zuerst 30x mit dem Chinamopped traktiert (so wie man es in diversen Internetvideos sehen kann, mit ordentlich Schmackes im vorderen Quadranten oben und unten aber nicht auf dem Scheitel.... VOLL anstrengend...)

Danach Probe Spielen....: YES , das geht in die richtige Richtung!

Dann Mechanik wieder raus, und ca 1,5 h lang ALLE Hämmer mit 50x Stichen bearbeitet.

Danach diverse Hämmer der oberen Mittelage nochmal mit bis zu 50 weitere Stichen bis alles einigermassen gepasst hat.

Dann habe ich erstmal gut sein lassen, denn die Stimmung ist eindeutig wieder fällig (war ja 10 Jahre gar nicht gestimmt worden). Nach der Stimmung werde ich das nochmal kontrollieren und weiter intonieren!

Ist jetzt beim Kriebel mal wirklich sehr befriedigend wie sich der Klang zum besseren wendet.

Und die 11 Euro für das Intoniergerät aus der Bucht direkt aus China war mal ne Top Investition. Das Dingen hat jetzt ja locker zwischen 800 und 1000 kräftige Schläge weggesteckt ohne das man den Nadeln irgendwas ansieht.

Sobald das Kriebel wieder gestimmt ist, stelle ich mal ein Klangbeispiel ein...
 

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Nabend!

weiter gehts ein kleines Stück. Da ich beim Gradelegen der Tasten gesehen habe das es unterhalb der Tasten schlimm schmuddelig aussieht, habe ich mir gedacht das es sicher nicht schaden könnte die Filze nochmal genauer an zu sehen.

Beim rausnehmen der Tasten habe ich dann gesehen, das Teilweise doch Regulierpapier unter den Filzscheibem war... allerdings in einen so schmuddeligen holzfarbenen Braunton, das mir das beim ersten mal bei einzelnen Tasten nicht aufgefallen war.

Zudem waren einige Waagebalkenfilze echt auf....

Da ich in nächster Zeit mir wohl keine Generalraparatur beim Fachmann für das Kriebel leisten kann, habe ich mit gedacht einfach mal die Arbeiten durchzuführen, die ich auf alle Fälle schon mal selber machen kann.

Und alles in und unter der Klaviatur neu zu befilzen ist ja wohl drin und auch finanziell kein Supergau.

Also neue Filze bestellt sowie Regulierscheiben aus Papier, ein bisschen Stahlwolle (superfein) und für den nächsten Schritt auch schon Garnierungsfilze und Garnierklötzchen.... Heute dann folgendes Programm:

- Tastatur raus und oben drauf legen
- alte Filze raus
- alte Regulierscheiben raus (und wiederverwendbare aufheben..)
- den Dreck und Staub der Jahrzehnte raussaugen (keine spektakulären Funde wie Mäusenester oder dergl.)
- Tastatur boden mit Schmiergelpapier leicht abschleifen
- alle Stifte mit Stahlwolle glatt schleifen (war aber nix wildes dabei, Klavier stand ja stets trocken)
- eine Lage Regulierscheiben an alle Stifte
- neue Waagebalkenfilze und Vorderstiftfilze rein
- Alle Tasten mit Stahlwolle vom "Speck" der Jahrzehnte befreien

Morgen muss die Klaviatur dann natürlich noch mal grade gelegt werden... lustige Berg und Talbahn. erstaunlich wie durchgespielt der Tastaturboden anscheinend ist (wo das Kriebel grade mal 100 Jahre alt geworden ist...)

Dann schau ich mal wie ich das mit den Garnierungen (einiges an Vorderstiften und Waagebalkenstiften läuft auf Holz...) hinbekomme.
 

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Regulierung Tastenhöhe und Tastentiefe...

Kurz vorab: Eine kompletter "Neuaufbau" der Klaviaturregulierung geht nicht in 5 Minuten :blöd:

Die Tastenhöhe / das Gradelegen ist ziemlich herausfordernd, da die Elfenbeintastatur teilweise recht durchgespielt ist... Habe jetzt allerdings ne leichte Aluschiene zum austarieren ( keine Rasenkantensteine mehr ... @Henry)

Irgendwie bleibt der letztendliche Kompromiss aber grösser als bei einer modernen Klaviatur.

Der Tiefgang war jetzt allerdings noch deutlich nerviger... Hatte vorher ganz am Rand 11.0 mm gemessen, und in der Mitte etwa 13.5mm. Hab das ganze jetzt komplett auf 10.5mm gebracht (10mm hat einigen Tönen "geklemmt", natürlich nicht bei den Probetasten mit denen ich das vorher getestet habe...)

Da ich mir jetzt nicht alle Vorderscheiben im 1000er Pack kaufen wollte, (kleiner gibts die Teile ja irgendwie nicht zu kaufen) habe ich 0,25mm Scheiben genommen und dementsprechend gestapelt.

Die Hälfte der Scheiben sind bei der Aktion etwa zur Anwendung gekommen :puh:

Perfekt ist auch das noch nicht, aber ich werde das ganze jetzt erstmal ein paar Stunden durchrödeln, das sich alles richtig setzt und dann nochmal nachregulieren...

Spieltechnisch hat die Klaviatur aber schonmal DEUTLICH gewonnen! ( Auch wenn da mit Sicherheit eine psychologische Komponente bei ist, das da drunter jetzt alles schön neu ist :-D)
 

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Neuachsen der Hammernusskapseln und Überarbeitung Hebeglieder:

Habe jetzt in der Mittellage alle Achsen (von 1.35 auf 1.4 ) neu gemacht, und im gleichen Zuge die Hebeglieder gecheckt. Die Achstuchungen waren wie weiter oben schon geschrieben eher leider kernschrott... Bei Rausziehen der Achsen quietschte es teilweise und beim aufreiben kamen manchmal Bröckchen statt Flusen raus!:angst:

Das hilft alle nix, da müssen neue Kapseln rein... oder die alten neu tuchen... Wobei beides sehr abenteuerlich sein könnte, da die probeweise bestellten passenden Kapseln (44er Spezial) entweder gar nicht gepasst haben (Renner von Jahn) oder die Kapselschnüre viel zu kurz waren (Meyne..). Austuchen für 88 Stück ist jetzt auch grade nicht sexy... habe das mal probiert wie man das anpackt, das wird wohl nur was gescheits wenn man da RICHTIG Routine drin hat!

Die Hebeglieder habe ich nur gereinigt, die Achsen geprüft, die Stosszungen nachgraphitiert und die Stosszungenfeder etwas nachgestrafft, sowie den Dämpferlöffel poliert. Da war nix sonst nix mit :puh:
Bass und Diskant habe ich mir jetzt erstmal gespart, da ich ja mit den neuen Kapseln sowieso alles wieder auseinander machen kann (ganz oben im Diskant haben jetzt erstmal die schlechtesten Kapseln platz gefunden, da stören die micht nicht)

Mechanik läuft jetzt erstmal nicht schlecht! Die Spielart ist mittlerweile durch die durchgeführten Schritte deutlich präziser aner immer noch superleicht! Klasse!

Klanglich ist allerdings wirklich Luft nach oben. Die von mir so engagiert nachintonierten Filze sind echt nur noch so semitoll... auch hier hilft wohl leider kein Pfusch mehr, sondern nur neue Hammerfilze!

Habe der Gerät aber jetzt nochmal stimmen lassen, und eine kleine Klangprobe gibts hier:

 

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Nächstes Bastelexperiment: Abziehen (der 100 Jahre alten) Hammerköpfe!

Da ich mich ja entschlossen habe mittelfristig die Hammerköpfe bei Abel neu befilzen zu lassen, habe ich in der Vorbereitung dessen es mal gewagt das Abziehen an den alten Hammerköpfen zu üben.

Die neuen müssen ja dann sowieso in Form abgezogen werden, so dass ein wenig Routine da nicht Schaden kann.

Nach ein wenig Recherche hier im Forum habe ich mir 120er Schleifleinen bestellt, und als Unterlage dafür mal experimentell Feilen für Gelnägel aus dem Kosmetikbedarf :girl:

Soviel vorweg, die reinen Feilen "packen" nicht richtig am Filz, mit aufgeheftetem 120er Papier war es aber perfekt!

Mechanik raus und im Bass mal anfangen (da war auch noch genug drauf... Richtung Diskant eher weniger...)

Nach ungefähr 10 Sekunden habe ich schon die Krise gekriegt, da der Platz zwischen Hammer und Dämpfer einfach viel zu wenig ist um die Form das Hammers nicht zu vermurksen!

Also: Ganze Lage zerlegen! Hebeglieder raus (die waren ja eh noch nicht durchgeguckt, bisher nur die mittlere Lage) und Hämmer alle raus.

Bei ausgebauten Hämmern sieht das schon GANZ anders aus! Die 120er Körnung ist bei des Kriebels Filzen (heute nennt man das wohl Naturfilz) ideal um in einem Arbeitsgang ein schönes Ergebnis zu erreichen, ein nachfeilen mit feinerem Papier ist meines Erachtens da überflüssig.

Habe dann gleich alle Unförmigkeiten der Vergangenheit ausgebügelt ( da hatte wohl vor Jahren schonmal einer mit eingebauten Hämmern abgezogen).

Insgesamt habe ich eine ganze Menge da runter gehobelt, so dass die Rillen komplett weg sind und die Hammerform möglichst perfekt. In der Mittelage wird das schon grenzwertig werden, im Diskant geht eigentlich nix mehr.

Aber als Übungsfeld schonmal gut, das Ergebnis ist zwar nicht bei allen Hämmern perfekt, aber am Schluss hat es mir dann gut gefallen.

Dann alles wieder eingebaut (vorher Hebeglieder, gereinigt, gefettet, grafitiert, Achsen überprüft, Feder gestrafft)

Klanglich hat der Bass jetzt wieder richtig "Draht" , so einige als "taub" identifizierte Saiten sind das gar nicht, sondern brauchten nur nen strafferen Filz! Allerdings natürlich nicht einheitlich, so dass die komplette Neubefilzung und Intonation wohl nicht dadurch überflüssig wird.
 

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Next: Umzug des Kriebel ins Arbeitszimmer

Da das Schimmelchen jetzt ja seinen Platz geräumt hat, tat sich die Überlegung aus das Kriebel von seinem Platz im (akustisch äusserst zweifelhaften) Flur in mein akustisch optimiertes Arbeitszimmer umzuziehen.

Als erstes war das Kriebel aber aufgrund der uralten Messingrollen aber eher nicht transportabel und wurde auf neue Kunsstoffrollen gestellt!

Liest sich einfach war aber sportlich :blöd:

Da ich körperlich nicht grade Herkules bin habe ich das Klavier erst rechts dann links aufgebockt und dann 100 Jahre alte Rollen getauscht. Dabei kamen ein "Türheber", Unterleghölzer und letztlich ein ordinärer Wagenheber zum Einsatz.

Jetzt kann man das Kriebel perfekt rollen (und wir haben Marmor, Parkett und Teppich böden....)

Allerdings tat sich direkt vor meinem Arbeitszimmer das nächste Problem auf. Das Schimmelchen passte eigentlich recht unspektakulär durch den engen Flur vorm Zimmer, das Kriebel ist ab 10cm tiefer und passt vom Winkel nicht durch den Türrahmen! Absolut nicht...:cry2:

Was also tun??? Nachdem ich mir die Konstruktion des Klaviaturbodens in Ruhe angekuckt habe, und 2 Dutzend weitere 100 Jahre alte Schrauben losgewürgt habe, konnte ich das Klavier deutlich verschlanken und habe es so durch die Tür bekommen :-D

Und nach dem Zusammenbauen funktionierte auch alles wieder :puh:

Jetzt stehts schön passend bei mir im Zimmer und erfeut mich mit entsprechender "Schalldämpfung" zwischen den Rasten auch in meinem 10m² Arbeitszimmer einem angenehm dezenten aber trotzdem VIEL dynamischeren und bass-stärkeren Klanges!
 

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Jetzt stehts schön passend bei mir im Zimmer und erfeut mich mit entsprechender "Schalldämpfung" zwischen den Rasten auch in meinem 10m² Arbeitszimmer einem angenehm dezenten aber trotzdem VIEL dynamischeren und bass-stärkeren Klanges!
Darf ich fragen, was du da zwischen die Rasten eingesetzt hast? Ich habe ein Kawai K-500 (130cm) in einem 12 qm Zimmer stehen, das dort VIEL (!) zu laut ist. Hast das viel gebracht bei dir?
 
Darf ich fragen, was du da zwischen die Rasten eingesetzt hast? Ich habe ein Kawai K-500 (130cm) in einem 12 qm Zimmer stehen, das dort VIEL (!) zu laut ist. Hast das viel gebracht bei dir?

Das ist Schaumstoff aus einer alten Matraze... Filetiert auf die Hälfte (6-7cm dick) und dann Presssitz zwischen die Rasten. Ich habe es nicht gemessen, aber würde schätzen ca. -10dB also eine gefühlte Halbierung der Lautstärke vor dem Klavier. Das Zimmer hat aber auch auf einer Wand einen Samtvorhang (vor einem alten Einbauschrank), Teppich und schwere Vorhänge vor den Fenstern.
Hatte ursprünglich mal testweise eine ganze Matratze hinterm Klavier festgeklemmt. DAS war so leise, das war fast absurd! Da waren die mechanischen Geräusche lauter als die Abstrahlung des Resonanzbodens! So ist es ein guter Kompromiss und es trägt nicht auf wenn es direkt vor der Wand steht.
 
Klingt ja gut, danke für deine Antwort. Halbierung der Lautstärke wäre ziemlich optimal.
 
Und weiter gehts! Erneuerung der Dämpferfilze:

Die Dämpfung des Kriebel ist schon seit Jahren nur noch so semi... Es ist zwar kein signifikanter Mottenbefall erkennbar, aber diverse Filze sind in Auflösung begriffen und rein optisch sind die alles andere als schön.

Filze habe ich jetzt über nen kleinen Umweg bei ABEL bekommen, in der Packung (der geschnittenen Filze zum Aufleimen als fertiger Satz) ist was von "Etablissements LAUREUX" zu lesen.

Da das Kriebel ja ein "Rolling Restauration" ist habe ich mich einfach Stückweise aus dem Diskant zur Mitte durchgearbeitet, dann vom Bass zur Mitte. Dämpfer immer einzeln vom Draht abmontert. Die Filze habe ich mit einem schaften Cuttermesser runtergeschnitten dann bis aufs Trägerholz auf einem Schleifpapier abgeschliffen. Aufkleben dann mittels Ponal und Montage wieder zurück.

Dieser Schritt ist soweit easy und die ersten paar im Diskant waren auch schwupps wieder ausgerichtet, und die Dämpfung als gut befunden...

Was sich da aber schon andeutete, war das natürlich durch die dickeren Filze die Regulierung von Halbgang bei Tastendruck und Abheben bei Pedalbetätigung voll durch die Wurst ist...

Das ganze wurde dann je mehr ich Richtung Übergang Bassaiten und Stahleseiten gekommen bin immer gruseliger!

Bei den zweiseitigen Basssaiten bin ich fast Amok gelaufen, bis die wieder richtig gesessen haben.

Und bei den drei ersten Tönen der Mittelage mit den kleine Keildämpfern war ich kurz davor die ganze Mechanik abzufackeln :-((

Da hat es am Ende nur geholfen die Dämpferfedern strammer zu stellen und vorher eine Nacht drüber zu schlafen...

Die Regulierung ist jetzt pi mal Daumen wieder okay, so das es im Ergebnis wieder hübsch aussieht, und die Dämpfung etwa auf dem Niveau von vorher ist, aber keinesfalls besser!

Ich führe das darauf zurück, das die Filze ja von einer komplett anderen Bauart sind! Erstmal wesentlich kleiner und von der Konsistenz deutlich fester. Der Federdruck der Dämpfung ist beim Kriebel ausgesprochen schwach, was für die sehr leichte Spielart natürlich mitverantwortlich ist, und mir eigentlich gut gefällt.

Filze in der alten Bauart habe ich allerdings nirgendwo gesehen...

Werde denmächst nochmal komplett durchregulieren und etwas abwarten bis sich alle Filze etwas gesetzt haben, um zu bewerten ob ich da so langfristig mit Leben möchte.
 

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Das Kriebel Klavier an sich sieht ja wunderschön aus. Kann gut verstehen das du es retten möchtest.

Ich habe im Keller ein altes Schumann Klavier stehen. Nicht ganz so hübsch von außen wie deines, aber doch ein bisschen. Das Innere muß wohl ein Desaster sein, Der Klavierstimmer hat mich inständig gebeten, ihn kein zweites Mal zum Stimmen einzuberufen.
Auch wenn die Töne so klingen als kämen sie aus dem vorvorherigen Jahrhundert, mag ich es doch.
Und vielleicht fasse ich eines Tages den Mut es selbst zu restaurieren. Dank solcher Erfahrungsberichte, wie ihr es hier anschaulich beschreibt und dokumentiert. Ich lese so was immer sehr gerne.

Viel Glück weiterhin beim Basteln.
 
Neues von der Kriebel Baustelle...

Gute 6 Wochen nach dem Umzug ins kleine 10m² Arbeitszimmer musste ich den Stimmer nochmal einbestellen. Der Blankbezug hatte sich etwa 4 Hz hochgezogen durch das deutlich andere Raumklima! Während es im Flur im ganzen Winterhalbjahr ca. 40% bis 45% Luftfeuchte wahren und die Temperatur da bei etwa 21 Grad war, ist es hier im Arbeitszimmer grundsätzlich wärmer und feuchter (Badezimmer direkt gegenüber, und ich mag es gerne warm...)

Blöd ist beim Kriebel das der Bass wohl nicht mit hochzieht, woran immer das liegen mag (Bassteg unterhalb eines grossen Resonanzbodenrisses, Position des Steges, hoher Stegdruck, was auch immer...)

Deshalb alles nochmal neu eingestimmt bei etwa 58% Luftfeuchte und 23 Grad Termperatur.

Mein Plan ist es jetzt diese Bedingungen möglichst zu halten um nicht alle 3 Monate nachstimmen zu müssen.

Nach ein bisschen Recherche habe ich ein Bluetooth Thermo/Hygrometer gefunden das für eine Spotpreis verdammt gut funktioniert( 11,50€ beim bösen A...). Das Teil zeigt exakt das gleiche an wie (das sehr gute) TFA Hygrometer, und durch die Bluetooth Schnittstelle kann es im Kriebel Gehäuse verschwinden und per APP ausgelesen werden. In der APP kann das ganze statisisch aufbereitet und eingesehen werden. Bluetooth Connect klappt bei mir in der ganzen Wohnung, für SmartHome Freaks gibts das auch mit WLAN, so dass man es auch von ausserhalb des Hauses checken kann!

Jetzt habe ich die Daten direkt am Resonanzboden abgenommen und da ich das Gehäuse sowieso immer aus klanglichen Gründen geschlossen habe, kann man schön beobachten wie sich die Feuchte zum Zimmer ausserhalb verhält.

Luftfeuchte halte ich jetzt im Sommer mit elektrischen Luftenfeuchter auf max. 60% (hatte ich noch im Keller stehen das Teil, funktioniert gut) Und im Winter wird vermutlich ein kleiner Venta reichen um es nicht unter 55% abfallen zu lassen. Der Raum ist ja klein und gut "klimatisierbar" im Gegensatz zum Flur)

Behalte mir da aber noch kleine Experimente offen, da scheint es ja verschiedene (auch preiswerte Möglichkeiten siehe Schwammtechnik von @Moderato ) zu geben um die Feuchte möglichst Konstant zu halten ohne zum grossen Gerät zu greifen (DampChaser / Lifesaver...)

Ich werde mal berichten wie es klappt!
 

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Das ist bei fast allen Klavieren so. Der Blankbezug im Tenor verstimmt sich immer am heftigsten. Und wenn noch einige umsponnene Basssaiten im Tenor sind, dann sind die auch nicht so verstimmt wie ihre blanken Nachbarn.
Die waren aber in dem Fall aber auch noch passend zum Rest im Tenor... Ich habe leider nicht dran gedacht das aufzunehmen! Konsequent alles links des grossen B (erste Bassaite) passte noch zur Grundstimmung auf 432Hz, ab H aufwärts inklusive Kammerton lag alles auf Grundstimmung 436Hz. Jeder Bereich für sich sauber zu spielen... (Naja zumindestens für meine Ohren....)
Hoffe mal mein "Klimatisierungskonzept" funktioniert! Und das sich das Kriebel langfristig nicht zur Stimmungsdiva entwickelt.
 
Kleiner Zwischenstand nach fast einem Jahr:

Habe die Stimmung fast ein Jahr auf 436Hz halten können! Allerdings ist das ganze Teilchen in sich immer mehr verstimmt gewesen und es wurde dann doch mal Zeit für eine neue Stimmung.

Ich werde wohl nicht umhinkommen da den Profi wieder dran zu lassen, aber vorher habe ich es dann doch mal selber gewagt den Stimmhammer kreisen zu lassen ;-)

Das (gut passende) Werkzeug habe ich ja schon da (K&M 176 von Big T) und ein paar Stimmkeile.

Fehlt nur noch die App (für Android, Apfel hab ich nicht) und los kanns gehen!

Grandios gescheitert bin ich mit der kostenlosen APP "Instrument Tuner Pro", das zwar eine Spreizung anbietet, aber die Inharmonizitäten gar nicht berücksichtigt, und ausserdem bei einigen Tönen irgendwie gar nix erkennt.

Besser sah da schon die App "Entropie Piano Tuner" aus, welche ja das ganze Klavier einmisst und die Obertöne berücksichtigt.
Die Spreizung die da rauskam war aber absurd! Da hätte ich wohl die Diskantsaiten mit gekillt. :blöd:

Nach etwas Recherche habe ich dann die APP "Pianometer" erstanden (30 Euro...), welche die Inharmonizitäten auch ausmisst und dann eine moderate nachvollziehbare Spreizung vorschlägt, mit individueller Stimmung für jeden Ton auf Basis A 436Hz.

Da kann man offensichtlich mit arbeiten. Die grundsätzlichen Stimmbasics gibts ja reichlich im Netz, also habe ich es jetzt mal gewagt das anzupacken...

Und dabei ist mein Respekt für meinen "Hausstimmer" nochmal gewaltig gewachsen... (der brauch ja keine Stunde per Gehör)!

Nach gefühlten 5h und komplett abgenagten Fingernägeln habe ich dann beschlossen das es jetzt passt...

Folgende Dinge lassen mich als blutigen Laien da beim Kriebel verzweifeln:

- Die Intonation vom Kriebel ist VOLL durch die Wurst, das macht einen Irre beim Chöre stimmen!
- Die Bassaiten sind lustig zwischen brilliant und obertonreich bis knacketaub
- Diverse Saiten rutschen nicht mehr sauber sondern stückchenweise über die Silien
- Der notwendige Drehmoment erscheint beinhahe willkürlich, auch bei nebenander liegenden Wirbeln
- Die Saiten im Bereich Rahmspreize im Diskant jaulen schon solo wie ne halbtote Katze, wie soll man da eine Chorreinheit hinkriegen?

Ergo: Auch wenn ich weiterhin am Kriebel noch einiges vorhabe, das Stimmen überlasse ich anderen:

Klangbeispiel angehängt ( Android Phone plus Zoom H1N direkt am Handy... tuts wohl)

 
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