...aber dann müsste er ja von seinem Götzendienst lassen
rolf, ich frage mich allen Ernstes, ob wir nicht in Wirklichkeit ein wenig Götzendienst an
anderen Pianisten betreiben...?
Martha Argerich, Ivo Pogorelich, Alfred Brendel, Hélène Grimaud, Krystian Zimerman, Mikhail Pletnev, Feinberg, Barenboim, Gieseking, Wilhelm Kempff, Weissenberg, Golda, Ingmar Lazar, Pierre-Laurent Aimard, Valentina Lisitsa, Tzimon Barto, Arturo Benedetti, Michelangeli, Cortot, André Watts, Curzon, Gilels, Ernst Levy, Cziffra, Jean-Marc Luisada, Berman, Pollini, Richter, Rubinstein, Kissin...
Wo sind denn die unzähligen Einspielungen "hörenswerter" Klaviermusik, die diese großen Pianisten - zumindest für meinen Geschmack - eigentlich hervorgebracht haben
sollten...? Müßten die aus YT, dem neuen Maßstab zur Bewertung pianistischen Virtuosentums, nicht geradezu nur so herauspurzeln...?
Tun sie aber nicht.
Mir scheint, wir bewegen uns gerade von einer "klassischen" Ära der Interpretationsgeschichte von Musik, hinein in eine "romantische" Ära. Wo makellose musikalische Linien immer mehr Einzug halten, und die emotionale Tiefe und Intensität der Musik selbst zum zentralen Thema werden. So wie es eigentlich sein sollte. Verbunden mit immer mehr Virtuosentum auf allerhöchstem Niveau - nicht nur, was den Flügel angeht.
Wo Einspielungen klassischer Kunstmusik beginnen, immer mehr "hörenswert" zu werden - auch für die Ohren der breiten Masse. Denn nur Stücke, die keine musikalischen
Fehler enthalten, sondern durchwegs großartige Arbeit, können in das Bewußtsein wirklich vieler Menschen dringen (Bsp: van Cliburn/Kondrashin b-Moll Konzert v. Tschaikowski). Allerhöchste technische Virtuosität gehört da mit dazu.
Wenn ein Komponist über oder in seine Partitur Dinge schreibt, die einer optimalen musikalisch-gestalterischen Plazierung seines Werkes in der nahezu endlos weiten musikalischen Landschaft entgegenstehen, dann wird eben die Partitur geändert - zugunsten der Musik, die man dann hören kann.
Und irgendwann werden auch
die Töne selbst dran sein, und die letzten Ecken und Kanten weggeschliffen werden, die einer vollkommen Schönheit einer Komposition selbst noch im Wege stehen.
Danach wird dann die "Neue Interpretationstechnik" kommen, in der
Demontage das Ziel sein wird - ähnlich wie es in der Neuen Musik der Fall war. Interpreten werden darum wetteifern, Stücke so gut es geht zu verzerren, zu verhäßlichen.
Ob wir das noch erleben werden, das weiß ich allerdings nicht. Oder zeigt uns einen Vorgeschmack darauf bereits Lang Lang, in manchen seiner Aufnahmen...?
Das ist der Weg in die Zukunft. Glaube ich...
Ich verbitte mir das Wort "Veranstaltung" :D:D:D:D