Lerngeschwindigkeit bei Späteinsteigern - Erfahrungen und Strategien

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in Sookies Faden: "Ein Projekt: Von Anfängern für Anfänger!" ergab sich ab ca. Post #175 eine Diskussion über die Lerngeschwindigkeit bei Späteinsteigern.

Ich persönlich habe mich mit einem deutlich langsameren Lernfortschritt abgefunden.
Nach eigener Einschätzung liegt meine Bremse bei einem Faktor 3 gegenüber einem ganz jungen Anfänger.
Vor allem die Motorik und das motorische Gedächtnis scheinen mir das Problem zu sein.
Mein KL hat sich zwar nie negativ geäußert, aber ich erzähle ihm aber auch nicht immer, dass ich mind. 3 Stunden täglich übe...:D


Da ich Sookies Thread nicht verwässern möchte, könnte die Diskussion hier fortgesetzt werden.

Willkommen sind hier alle, die Trost suchen:p, oder diejenigen die Lösungsstrategien gefunden haben.


Als Einstieg meine Antwort auf stuemperles Frage

Faktor 3??? Ist das dein Ernst? :confused:
Und ist das Deine persönliche Meinung oder durch Beobachtungen des KL gestützt? Muss mal meine KL fragen, ob sie bereit ist für ein offenes Wort...

Aber es ist natürlich ein Unterschied, ob jemand 30 min oder 2 h oder 8 h täglich übt....
(Ich gestehe, dass meine Übezeit nicht in dem Maß zugenommen hat, wie die verfügbare Gesamtzeit)

Liegrü Stuemperle


Hallo Stuemperle,

für mich steht Faktor 3 als Synonym für bestimmtes altersbedingtes Lernen.
Das mag von Fall zu Fall variieren.
Ich übe zur Zeit bis zu 4 Stunden am Tag und stelle immer wieder fest, dass Gelerntes verloren geht.

Das betrifft den motorischen Ablauf.
Musiktheoretisch bin ich blutjungen Anfängern voraus. Aber hilfts?

Das Beispiel mit der Fahrschule war schon eindringlich.

Ich saß also als 18-jähriger unter einigen Späteinsteigern im Unterricht.
Vor mir saßen zwei Exemplare dieser Gattung und diskutierten über das Fahrschul-Lehrbuch.
Darin waren Bilder eines Lenkrades, welches bei unterschiedlichen Kurvenradien unterschiedlich stark einzuschlagen sei.
Über eben diesen Lenkradeinschlag wurden sehr unterschiedliche Meinungen diskutiert.
Auch wurde über bessere Bücher geraunt, in dem das Thema Lenkradeinschlag "anschaulicher" dargestellt sei.

Damals dachte ich die beiden hätten schlicht eine Macke.
Sie diskutierten noch, als ich meinen Führerschein längst hatte.
Aber sie waren eben nur älter und lernten anders.:D

Das muss sicher nicht allgemein gelten.
Bei mir schon...

Hat jemand einen Weg aus dem Dilemma gefunden?


Lieber Gruß, NewOldie
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Wie alt bist Du denn ?
 
Ja! Und der ist sehr simpel: GEDULD! Und die Einsicht, dass es ist, wie es ist....:)

(Es dauert ein Weilchen, aber früher oder später wirst Du es genauso sehen.)

hi, gubu

ja, genau. Das ist auch mein Bauchgefühl.:p
Wenn ich etwas inzwischen gelernt habe, dann ist es eben Geduld zu haben.

Außerdem bin ich überzeugt, dass die Lernkurve bei älteren Menschen (bin 55) langfristig eher eine lineare Tendenz zeigt.
An eine "explosive" Entwicklung, wie bei jungen Schülern glaube ich nicht.:p

Möglicherweise ist zu viel üben auch ein Fehler, insofern, als wenn der Lernspeicher voll ist, dann passt eben nix mehr rein.:D


Lieber Gruß, NewOldie
 
Wahnsinn, du übst 4 Stunden pro Tag?!?! Das würde ich gar nicht schaffen ( von der Zeit mal ganz abgesehen).

Helfen kann ich dir leider nicht, aber ich schicke dir ein bisschen virtuelle Geduld- davon hab ich heut was über.

Ich selbst bin 30 und kann mich über meinen Fortschritt nicht beklagen, momentan geht es schneller als erwartet. Aber frag mich mal in 2 oder 3 Jahren :D
 
Lieber New Oldie,

manchmal zerreißt mich das Wort GEDULD. Es bringt mich zum Platzen, Schreien.

Fast jeden Tag arbeite ich intensiv mit dem Notentext, häppchenweise die Takte, egal ... alles geht häppchenweise mit Geduld in den Kopf, wenn auch langsam. Ich spiele fast jeden Tag 4 Stunden in Ruhe, mit kleinen Pausen, abwechlsungsreich, oft 2 Stunden auch bei einer Sache.

Aber die Geläufigkeit will einfach nicht kommen. Nicht mal in den Stücken, die ich in- und auswendig mit Singen, Analyse, rauf und runter zweistimmig beherrsche, aber auf dem Klavier ein ewiges Gestümper. Gerade eben spielte ich einige Takte, die ich mir aus dem Ärmel schütteln kann, aber nicht in flotte lose Finger bringe geschweige den Fingerkuppen freien Lauf lassen können.

Die Sucht zum Klavier ist die einzige, mir treue, die mir unmerklich wieder eine Brücke baut; sie macht es automatisch.
Wenigstens sie :)

Der Gewinn im Rückblick ist auch ein schönes Polster. Das dürfen wir uns immer vor Augen halten.

Liebe Grüße

kulimanauke
 
Hi NewOldie,

ich finde dieses Thema immer wieder wahnsinnig spannend, warum Kinder sich in einigen Dingen so viel leichter tun als Erwachsene.

Leider wird das dann oft recht schnell abgefrühstückt, dass das halt einfach so ist wie es ist und man nichts daran ändern könne mit Verweis auf biologische Prozesse, Entwicklung von Synapsen, etc.

Ich bin, ohne in der jeweilige Wissenschaft nun der Experte zu sein, ebenfalls der Überzeugung, dass das biologische Entwicklungsstadium von Kindern förderlich aber nicht entscheidend dafür ist, das bestimmte Lernprozesse augenscheinlich einfacher laufen als bei Erwachsenen.

Im Kern werden jedoch m.E. sehr wichtige Faktoren übersehen, wie Kinder an bestimmte Dinge herangehen wenn sie lernen, also reine Verhalts- und Reflektionskomponenten, bei denen es sich lohnt doch mal näher hinzuschauen, bevor man unbeeinflussbare biologische Prozesse bemüht:

Kinder sind naiv
und zwar in der positivsten Bedeutung des Wortes, nämlich unvoreingenommen!
Es gibt also z.B. erstmal keine falschen Töne, nicht nur den einen richtigen Weg. Alles wird erstmal aufgesogen wie ein Schwamm, das was vorgemacht wird, wird einfach erstmal nachgemacht, ohne Vorurteile, ohne Wertung

Kinder wollen spielen
und Spaß haben, sich an den Dingen erfreuen. Wenn ein Ton dem Instrument entlockt wird, dann wird dieser erstmal mit Freude aufgenommen und mit einer notwendigen Entdeckerfreude wird darauf aufgebaut. Das Spiel erfolgt primär als Selbstzweck und nicht als Mittel um irgendwas zu erreichen (was zum nächsten Punkt überleitet)

Kinder brauchen nichts beweisen
und es erwartet auch keiner von Ihnen! Es geht erstmal nicht darum möglichst nach 6 Monaten die Mondscheinsonate und nach spätestens einem Jahr Chopin Etüden zu spielen und sich ständig danach zu fragen wann man den soweit ist und warum man noch nicht soweit ist wie man sein wollte. Wenn sich ein derartiges Verhalten bei Kindern zeigt, dann ist es ausnahmslos durch das Umfeld (zumeist über die Eltern) getrieben. Im Gegenteil bekommen Kinder doch schon bei den kleinsten gelungen Stücken zumeist eine positive Rückmeldung weil von Oma bis Tante alle ganz aus dem Häuschen sind vor Freude wenn summ, summ, summ, Bienchen summ herum mit viel Gestolper, aber einigermaßen unfallfrei, dargeboten wurde (Man möge sich ein ähnliches Szenario bei einem Vorspiel bei Erwachsenen unter Freunden mal vorstellen...).
Kinder haben aber auch kein Problem mit dem Status eines "Idioten" (wichtig ist allerdings auch: sie sehen sich nicht als solchen, siehe auch der nächste Punkt). Wenn halt was daneben geht, dann ist es halt so und weiter gehts. Wir Erwachsenen wollen uns eine derartige "Schmach" zumeist ersparen, schliesslich sind wir erwachsen, erfolgreich im Beruf, haben zahlreiche Dinge gelernt auf denen wir Expertenstatus erreicht haben und dann kommt so ein Holzkasten der uns wieder auf den Status eines Nichtwissenden zurücksetzt...tsze tsze...

Kinder haben noch keinen über Jahre und Jahrzehnte genährten internen Kritiker
seien wir doch mal ehrlich: gäbe es irgendeinen Menschen, der uns auch nur annähernd mit der Vehemenz und Häufigkeit kiritisieren würde, wie wir das selbst tun, hätten wir ihn schon längst auf den Mond geschossen!
Alles muss unter Kontrolle sein, sobald wir auch nur die potenzielle Gefahr sehen, dass die Dinge nicht so laufen könnten wie sie es sollten, fallen wir über uns her und machen uns vorsorglich schonmal runter. Wenn dann was schief läuft oder es nicht läuft wie wir es uns vorgestellt haben (immer schön unter Druck setzen...!), dann geht richtig die Post ab und wir fragen uns, ob und warum bei uns irgendwas "falsch" läuft...Klavier spielen ist ja auch sooo schwer, es ist sooo sauschwer und wir versagen kläglich und immer wieder...so sagt es uns unser innerer Miesepeter doch immer wieder. Bis Kinder solche Gedanken überhaupt entwicklen können und eine derartig negative Selbstreflektion betreiben sind sie zumeist bei dem Erlernen des Instrumentes aus dem Gröbsten raus, bzw. haben fundamentale Voraussetzungen bereits geschaffen


Es heißt Klavier spielen!

Wenn wir Erwachsene uns selbst mal dabei beobachten wie wir es angehen, dann ist es doch eher Klavier arbeiten...;)

Grüße
Musicus
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Musicus, ich finde deine Analyse exzellent, zutreffend und mir aus der Seele sprechend.

Einige Dinge, die du dargestellt hast (z.B. der interne Kritiker, spielerische Herangehensweise) decken sich mit Dingen, die im Buch "The inner game of music" angesprochen werden (auf deutsch wohl "Der Mozart in uns", habe es nur auf englisch).

Ich bin auch der festen Überzeugung, dass die spielerische Herangehensweise oftmals verlorengeht, wenn man als Erwachsener anfängt.

Den Hauptschlüssel zu gutem Lernfortschritt sehe ich in der Fähigkeit, wie kleine Kinder sich total reinvertiefen zu können, mit glühenden Ohren, ohne rechts und links was mitzukriegen. Da ist nur das Stück, die Noten, die man gerade spielt, der Klang, es gibt keinen Ort und keine Zeit sonst. Das ist der Optimalzustand.

Bzgl. spielerischer Herangehensweise gibt es hier noch einen "Üben im Flow"-Faden (schon einige Zeit her), der aber offenbar von einigen hier gesehen wird als entweder
a) Haben wir schon immer so gemacht oder
b) Haben wir noch nie so gemacht, kann daher nicht gut sein.
 
Zitat von NewOldie;185733in:
für mich steht Faktor 3 als Synonym für bestimmtes altersbedingtes Lernen.

Ein sehr interessantes Thema! Dem Faktor 3 kann ich nur zustimmen.
Aber ich glaube auch, dass es mit fortschreitendem Lernstatus, sozusagen abnimmt. Also ich stelle es mir so vor, dass wenn man als "älterer" Erwachsener anfängt, sogar der Status noch höher ist, aber je länger man dranbleibt und je länger man lernt, verringert sich die Lerngeschwindigkeit von 3:1 auf 2:1 und später den vielleicht sogar auf 1:1 gegenüber den Fortschritten von Kindern. Dieser Übergang ist natürlich fließend und es wird schon mindstens 5 Jahre dauern bis Wir Älteren das gleiche Lerntempo erreichen können.

Von meinen noch geringen Erfahrungen kann ich ein Beipiel nennen:
Ich befasse mich seit ca. 1 1/4 Jahren mit Bach. (Bin auch Späteinsteiger und jetzt 50). Angefangen habe ich mit dem Präludium BWV 935. Was habe ich mich damit schwer getan! Takt für Takt habe ich immer und immer wieder geübt, hatte fast Knoten in den Fingern. Von richtiger Betonung ganz zu schweigen. Der Versuch auch nur kleine Teile des Präludiums auswendig zu lernen ist kläglich gescheitert. Aber ich habe mich dadurch gebissen, auch wenn ich einige Monate an dem Stück gesessen habe.
Danach habe ich ein weiteres Präludium geübt, dann kam meine erste Invention, die 13. Auch diese fiel mir sehr, sehr schwer. Ich habe 5 Monate dafür gebraucht, sie anständig zu spielen und habe es sogar geschafft diese auswendig zu lernen!

Dann habe ich mit der Invention Nr. 1 angefangen und war erstaunt, wie schnell ich diese in den Fingern hatte und wie leicht sie mir fiel. Vor ein paar Tagen habe ich mich nun an die Invention Nr. 14 herangewagt. Fast kommt es mir so vor, dass meine Finger von alleine laufen. :p Einen Takt habe ich 2-3 Mal gespielt und konnte ihn dann sogar schon so gut wie auswendig. Es ist, als wenn ich schon hören könnte, welcher Ton als nächstes kommt. Was für mich vor 1 1/2 Jahren noch vollkommen unmöglich war.

Es braucht einfach seine Zeit bis sich neue Synapsen bilden. ;)

(Nur zur Info, bevor ich mit den Präludien von Bach angefangen habe, hatte ich vor ca. 5 Jahren schon 3 Jahre Klavierunterricht, habe also mit Anfang 40 ganz neu angefangen Klavier zu spielen und keine Vorkenntnisse außer ein bißchen die Noten des Violinschlüssels. Ich übe ungefähr 1 Stunde täglich).

Wenn ich jetzt aber versuchen würde ein andere Musikrichtung zu spielen, müßte ich wahrscheinlich wieder ganz von vorne anfangen zu lernen.

Gruß
 
Ein sehr interessantes Thema! Dem Faktor 3 kann ich nur zustimmen.
Aber ich glaube auch, dass es mit fortschreitendem Lernstatus, sozusagen abnimmt. (...)

Es braucht einfach seine Zeit bis sich neue Synapsen bilden. ;)

Ja, Didanja das ist gut möglich.

Ich, ebenfalls Spätanfänger, brauche am Klavier auch unendlich lange, bis ich ein paar neue Takte sicher auswendig spielen kann, was mein KL -nur wenige Jahre jünger als ich- gar nicht verstehen kann.

Möchte ich jedoch beim Tanzen (fast) egal welcher Richtung neue Schrittfolgen und Bewegungen lernen, dann habe ich sie sofort und viel schneller als Kinder und die meisten jüngeren Leute. Im Laufe mehrerer Jahrzehnte habe ich mir hier offensichtlich ein so großes Repertoire angeeignet, dass ich beim Sehen, Hören oder Lesen neuer Folgen nicht mehr jede einzelne Bewegung neu lernen, sondern mir nur grobe Muster merken muss und eventuelle Abweichungen von diesen Mustern. Der Rest läuft automatisiert ab.

Beim Klavierspiel wird es ähnlich sein: Man erkennt bestimmte Läufe, Akkorde etc. auf einem Blick und muss nicht mehr jede Note einzeln lernen. Wer als junger Mensch Klavier spielen gelernt hat, wird auch im Alter schneller neue Stücke einstudieren können als der Späteinsteiger, aber der Späteinsteiger wird trotzdem mit 60 schneller lernen als mit 50.

Ich bin mir auch gar nicht mehr so sicher, ob Kinder wirklich schneller Klavier lernen können als Erwachsene. Ich denke eher, die weniger talentierten Kinder hören bald wieder auf und es bleiben nur die Talente übrig, während ein Erwachsener auch mit weniger Talent nicht so schnell aufgeben wird.
 
Es heißt Klavier spielen!

Wenn wir Erwachsene uns selbst mal dabei beobachten wie wir es angehen, dann ist es doch eher Klavier arbeiten...;)

Grüße
Musicus

Hallo Musicus,

ich denke, damit hast du den Kern des Problems genannt.

Die Schwierigkeit als Erwachsener liegt wohl weniger in der bloßen Erkenntnis, als in der Umsetzung.
Allein die Selbstreflexion führt uns Erwachsene in die paradoxe Situation als Kind agieren zu wollen, das sich selbst nicht reflektiert.

Aber als Bild vor Augen finde ich deinen Beitrag sehr hilfreich.:p

Lieber Gruß, NewOldie
 

Fast jeden Tag arbeite ich intensiv mit dem Notentext, häppchenweise die Takte, egal ... alles geht häppchenweise mit Geduld in den Kopf, wenn auch langsam. Ich spiele fast jeden Tag 4 Stunden in Ruhe, mit kleinen Pausen, abwechlsungsreich, oft 2 Stunden auch bei einer Sache.

Aber die Geläufigkeit will einfach nicht kommen. Nicht mal in den Stücken, die ich in- und auswendig mit Singen, Analyse, rauf und runter zweistimmig beherrsche, aber auf dem Klavier ein ewiges Gestümper. Gerade eben spielte ich einige Takte, die ich mir aus dem Ärmel schütteln kann, aber nicht in flotte lose Finger bringe geschweige den Fingerkuppen freien Lauf lassen können.

Ob Du's glaubst oder nicht - bis ca. Mitte 20 hatte ich GENAU dieses Syndrom auch!

Erst als ich mich dann intensiv mit Körperarbeit zu beschäftigen begann (erst Alexandertechnik, dann Feldenkrais etc.) und meine ganzen Verspannungen und ungünstigen Bewegungs- und Atemmuster bearbeitete (sowie Lehrer fand, die mir nicht den überlieferten Quatsch beibrachten, sondern von der Physiologie am Instrument Ahnung hatten), wurde es besser.

Ich bin 100% überzeugt, daß die Probleme einiger hier primär solche der Körperkoordination und der Verspannung sind.

Auch im Alter kann man da noch eine Menge machen - es dauert allerdings länger und bedarf konzentrierterer Bearbeitung, da die Verspannungen und ungünstigen Verhaltensmuster noch tiefer ins System "eingebrannt" sind.

LG,
Hasenbein
 
Ob Du's glaubst oder nicht - bis ca. Mitte 20 hatte ich GENAU dieses Syndrom auch!

Erst als ich mich dann intensiv mit Körperarbeit zu beschäftigen begann (erst Alexandertechnik, dann Feldenkrais etc.) und meine ganzen Verspannungen und ungünstigen Bewegungs- und Atemmuster bearbeitete (sowie Lehrer fand, die mir nicht den überlieferten Quatsch beibrachten, sondern von der Physiologie am Instrument Ahnung hatten), wurde es besser.

Ich bin 100% überzeugt, daß die Probleme einiger hier primär solche der Körperkoordination und der Verspannung sind.

Auch im Alter kann man da noch eine Menge machen - es dauert allerdings länger und bedarf konzentrierterer Bearbeitung, da die Verspannungen und ungünstigen Verhaltensmuster noch tiefer ins System "eingebrannt" sind.

LG,
Hasenbein

Bravissimo!
 
Aber die Geläufigkeit will einfach nicht kommen. Nicht mal in den Stücken, die ich in- und auswendig mit Singen, Analyse, rauf und runter zweistimmig beherrsche, aber auf dem Klavier ein ewiges Gestümper.

Liebe Kuli, schalt mal den Kopf aus. Trink ein Glaserl, dimme das Licht und lass es fließen ... und spiel die Stücke mal nicht so, wie "man" sie spielt, sondern so, wie Du es in diesem Moment willst.
 
Lieber Toni, der Beutel boxt nicht, sondern leitet sich formal vom Hoden des Bocks ab ...:D.
 
Weiß ich doch...:D
Gruß
 
Zum Thema zurück: In der letzten ZEIT WISSEN war ein Artikel zum Lernen (Musik/Sport) im fortgeschrittenen Alter. Wirklich signifikante Defizite sind erst ab 70 Jahren feststellbar. Allerdings müssen Erwachsene gegen alles mögliche "anlernen" (siehe Post Musicus). Klavier zählt dabei zu den größten Herausforderungen - im Gegensatz z.B. zum Sax, das explizit für Erwachsene empfohlen wurde.

By the way - was ist eigentlich mit Mos? War die Differenz zwischen den tollen Fortschritten am Sax und der Quälrei am Klavier zu groß. Mos, falls Du mitliest - bitte mal Lebenszeichen.
 
Kann es sein, daß hier das subjektive Erleben und die Realität nicht harmonieren wollen ? Ich habe subjektiv auch das Gefühl, daß alles immer zu langsam und nie gut genug geht (ist auch so :o!). Aber: Meine - durchschnittlich talentierten und auch durchschnittlich interessierten, nix JuMu o.ä. - Kinder lernen auch nicht wesentlich schneller. Nur anders, eben. Aber: Denen macht das gar nichts aus, im Gegenteil, die überlegen nicht einmal, daß es schneller oder besser gehen müßte. Dies schon seit einigen Jahren.

Ein Vergleich, wenn man ihn denn ziehen möchte, ist auch schwierig. Angenommen, man betrachtet ein konkretes Stück, was viele Klavierschüler spielen (z.B. die Elise, die kann jeder außer Fisherman:-)). Frage: Wie lange muß man schon spielen, um das Stück anzugehen, und wie lange braucht man dann, bis man es kann ? Unmöglicher Vergleich, denn:

- dem einen liegt die Elise halt nicht
- "wie lange muß man spielen" - ja, bei welcher täglichen Übezeit denn?
- wie lange bracht man, um das Stück zu lernen - ja, wie gut denn ? Auswendig ? Fließend ohne "Aussetzer" ? Mit "korrekter" Artikulation, Dynamik, etc. ? Ich denke, die Forumsteilnehmer wären sich höchst uneinig, wenn es darum geht, wann das Stück "gut genug" ist, also auch hier: kein Vergelich möglich.

Was sagen denn die Klavierlehrer hier im Forum, besonders die, die Kinder und (viele) Erwachsene erlebt haben ? Und: Ist nicht die Gruppe der Kinder in sich bereits so inhomogen, daß man gar nicht "die Kinder" mit "den Erwachsenen" vergleichen kann ?

Dann die Übezeit: Angeblich braucht man ja ca. 10000h, um eine Sache (hier: Klavierspiel) bis zu einem professionellen Level zu erlernen. Kleines Rechenbeispiel: Erwachsener, tägliche Übungszeit 60min, bringt 365h im Jahr, heißt dann etwa 30 Jahre. Vergelich: Schüler, der täglich halt 2h übt: Der hat nach ca. 15 Jahren seine 10000 Stunden "runtergespielt", d.h. mit Anfang 20 kann er dann zur Musik-Hochschule (wenn er denn will, sind ja im Gesamtvergleich doch eher wenige).

Fazit: Spaß nicht verderben lassen - es geht schnell genug !

Gruß
Rubato
 
[...]
Fazit: Spaß nicht verderben lassen - es geht schnell genug !

Gruß
Rubato

Das ist auch meine Devise.
Diese Hetzerei wie man sie vielfach beobachten kann und die Versuche anderer,
mir diese künstliche Hast aufzuzwingen, sind vollkommen überflüssig und sinnlos.

Wobei ich auch bei mir feststellen konnte, dass die Lern- und Merkfähigkeit
stark nachgelassen hat. Wahrscheinlich ließ ich da etwas verkümmern.
Es freut mich allerdings, dass das Lernen des Spielens mit dem Klavier, dem
heimlichen und bisher unbemerkten Verfall entgegenwirkt.

Grüße
Thomas
 

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