Kurz nachdem ich mich im Forum angemeldet hatte, vor ein paar Jahren, vielleicht 4 oder 5, hatte ich mich, Forencodex / Rangordnung etc. anscheinend nicht gebührend achtend mit fast jedem „hohen Forums-Tier“ angelegt, war schnell und ewiglich in Misskredit gefallen.
Irgendwann zogen viele aus dem Forum resp. Chat vorübergehend ins Skype, so auch „Klaviermacher“.
Seither war er mein „Skypeeinwohner“, in einem Medium was ich so gut wie nie nutze, mit ihm aber öfters mal sprach. Ich neckte ihn immer damit „bei ihm ein Praktikum als Klavierbauer machen zu wollen“. Sein ermutigendes Mitlachen spürte ich bis hier.
Eines sonnigen Tages, ich kam nachmittags nachhaus´ , stand eine ominös bekennzeichnete blaue C-Klasse, tiefergelegt von tausenderlei Werkzeug, Apparaturen und Kram vor der Tür und ein lebensfroher „Fremder“ hatte sein Bündel ausgebreitet, flachste mit meiner Mutter, trank Kaffee und verschwand von Zeit zu Zeit im Bauche der Klaviers.
„Hä? Ach stimmt ich kann mich vage entsinnen, ich erwähnte beiläufig dass ich ein Klavier habe und er erwähnte mal dass er manchmal auf Stimmtour geht“ Und dann war er da. ^^ Kam einfach so reingeschneit, „lag ja auf dem Weg“
Ein Dornbirner in unserem kleinen Ort 600 km nördlicher.
Ich schämte mich ein bisschen für mein altes, abgehalftertes
yamaha Klavier, den Staub und überhaupt, aber er machte nicht einmal den Anschein als würde er je auf die Idee kommen können dass das überhaupt irgendwen stören könne.
Ich weiß noch, dass er mich bat etwas zu spielen und ich sehr genant war. Im Nachhinein fand ich es gut, dass er mich erst aufforderte und ermutigte, dann mein Unbehagen oder meine unbedarften Versuche sah, und, ich kann gar nicht sagen wie, aber mit einem lieben, wissenden wie: „das macht doch nichts“, mir signalisierte dass es auch so gut war.
Wie wir dann dazu kamen noch weitere
flügel aus der Gegend hier zu begutachten, weiß ich nicht mehr. Wir fuhren aber im Anschluss an mein Klavier noch mit der C-Klasse zu einem verwaisten Flügel, den wir, nachdem wir uns einen Schlüssel besorgt, unter einem angelehnten Stapel alter Turnmatten befreiten. Im Abstellraum, zwischen Barren und Böcken, Bühnen und Bildern vergangener Fasnacht-Saisons, klappten wir ihn auf. Interessiert besah er Hersteller und Fabrikat, wehklagend befand er Mottenfraß an den Polstern und musterte den allgemeinen Zustand. An einem Flügel der uns beiden nicht gehört, der einfach nur da ist als „warum auch immer“, Vereins- vergessenes Prestigeobjekt irgendeiner Erbschaft, versorgte er, ja, liebevoll die Wunden. So notdürftig er es eben tun konnte.
Irgendwann, empfahl er sich, er wolle, ich weiß nicht mehr genau, entweder ins Hotel oder noch zu einer Dame mit Klavier. Könnte die Mainzer Gegend gewesen sein.
Seitdem schrieben wir immer mal wieder im Skype. Er hatte, gefühlt, immer Zeit, antwortete prompt und selbst belanglose Dinge, tat er nicht als solche, und somit nicht beantwortenswürdig. ab.
Meist ersuchte ich ihn um Rat, als eine Art, „persönliches Clavio“ mit allen Vorteilen (Wissen, Erfahrung,) nur ohne Nachteile (Eitelkeit, Unnahbarkeit, Überheblichkeit, Unfreundlichkeit).
Einmal, ich arrangierte grade etwas und hörte einen Klavierpart nicht gut heraus, da schickte ich ihm den Link und er spielte und sang für mich „wie er es heraushörte“ ein. :)
So ging es das Paar Jahre und noch vor kurzem ermutigte er mich auf eine Frage hin ich solle mich doch direkt ans Forum wenden und wieder anmelden, da würde mir binnen wenigen Minuten geholfen. Ich sagte: „binnen weniger Minuten werde ich da samt Frage in der Luft zerissen“, dachte: „ich weiß meine Login Daten doch gar nicht mehr“ , aber prompt und (surreal) freudig schrieb er: „Hey sogar mit deinem richtigen Account“, als er mein Frage im Forum las.
Sein neues Bild kannte ich noch nicht, aber es stand gleich als erste Reaktion unter meiner Frage und, ihr findet es komisch dass ich so etwas hier überhaupt schreibe, aber ihr glaubt nicht welche Kraft und symbolische Wirkmacht diese Geste für mich hatte.
Eine (fast schon) unheimliche Selbstverständlichkeit.
Bei ihm ließ ich mir auch Antwortkommentare „einnorden“ … „ja, „der oder die“ ist in Ordnung“ ( die brauchst du nicht zu fürchten )
Und ich glaube eben dieses „Furcht nehmen“, dieses „auftilgende“, diese unfassbare immense Aura des Friedens, ich glaube das hatte er. Für mich ist er durch und durch echt und tut einfach verdammt gut!
Bis eben wusste ich nichts von dem Ausmaß, dass ich nur „ein winziger Teil“ dessen bin was diese Aura bescheint, so exklusiv und selbstlos nahm er sich deiner an. Das ist beispiellos!
Als ich ihn Mitte Januar bedrohte: „ob er denn schon alles bereitet hätte für seinen Praktikanten, in den Semesterferien komme ich vorbei“, lachte er müdeR.
Auf das wir merken dass das, was uns fehlt wir sind. Das gibst du uns.
Du fehlst :(