Tabakqualm und Klavier – oh, das ist ganz gefährlich! Der Teer aus dem Qualm schlägt sich überall nieder, auch auf den Saiten und auf dem Hammerfilz. Und Teer ist klebrig. Eines Tages wirst du einen Ton anschlagen, und der Hammer wird an der Saite kleben bleiben, und dann geht gar nichts mehr! Darum hat der Zigarettenraucher Rachmaninoff so viele Stücke mit so schrecklich vielen volltönigen Akkorden geschrieben, nämlich in der Hoffnung, daß wenigsten einer davon nicht klebend versage.
Der Pfeifenraucher Schubert war klüger: Er hat vorsichtshalber möglichst gar kein eigenes Klavier besessen.
Damals, als ich noch klein und dumm war, habe ich beim Klavierüben geraucht. Als Zigaretten-Ablage bot sich dabei der Backenklotz rechts neben der höchsten Taste an. Leider rollte mir die glühende Zigarette zwischen Backenklotz und höchste Taste und verschwand auf Nimmerwiedersehen im Inneren der Spiellade. Bei Flügeln ist dort nämlich wegen der Verschiebung genügend Platz, um eine Zigarette hindurchzulassen. Leider qualmte die Zigarette im Inneren der Spiellade weiter vor sich hin. Und ich war damals zu klein und zu dumm, um zu wissen, wie ich eine Flügelmechanik herausziehe, um daraus eine qualmende Zigarette zu entfernen. Der Qualm, der der Tastatur bedrohlich entwich, signalisierte mir jedoch, daß ich dringend zu handeln hätte. Ich hab's pragmatisch gelöst: ich habe ein bißchen Wasser hinterher gegossen. Der löschte die Zigarettenglut, und ich konnte weiterüben. (Dem Flügel, einem neuwertigen Steinway, hat's nicht weiter geschadet, aber irgendwann wird wohl ein Klavierstimmer mal zwecks Wartungsarbeiten die Klaviatur herausgezogen haben und sich gefragt, welcher Idiot es schafft, hier eine halb gerauchte Zigarette zu plazieren.)