Ich finde nur, daß man als Lehrer eine gewisse Verantwortung gegenüber dem Schüler in bezug auf die Erklärung der Spieltechnik hat. Und wenn ein Lehrer seinem Schüler erklärt "du mußt deinen Arm schwer machen, dann wird es lauter", dann ist das eben in jeder Hinsicht Unsinn.
lieber Haydnspaß,
Dein nicht ganz korrekt formuliertes Zitat in Anführungszeichen ist methodisch fragwürdig, Deine scheibare Folgerung aus diesem ist rundweg falsch.
Für Freunde physikalischer Erklärungen in diesem Kontext:
1.) man kann vor einem einem Tisch sitzend den Unterrm waagrecht in der Luft halten, die Fingerspitzen sind einen Millimeter über der Tischplatte - hier trägt man mit den eigenen Muskeln das Gewicht des unterarms.
2.) man kann nun die Tischplatte mit einer Fingerkuppe berühren und peu a peu immer mehr des getragenen Gewichtes (des Unterarms) auf den nun beteiligten Finger übertragen - man wird spüren, welche interessanten Folgen das hat (physikalisch tragen/stützen nun nicht mehr allein die Arm- und Rückenmuskeln den an der Schulter aufgehängten Arm, sondern sein Gewicht wird dosiert auf eine weitere Stütze (den Finger, welcher dazu Muskelzug benötigt) abgegeben - ein schön demokratischer Verteilungseffekt)
3.) diese Gewichtdosierung kann jeder lernen, spüren, verstehen - und sie läßt sich als Gefühl zum differenzieren internalisieren: dann hat man eine Möglichkeit, weder angestrengt zu verkrampfen noch pampig alles gleich laut anzuschlagen.
4.) wird das Gewichtdosieren als mentale Grundlage des Differenzierens eingesetzt, vermeidet man nutzlose Muskelspannung - auch wenn es nicht sofort "gegleubt" wird: man kann mühelos (!!!) fortissimo spielen, weder die erste "grandioso fff" Stelle der h-Moll Sonate noch die Akkrode des großen Tors von Kiew strengen an wie eine Mountainbike-Bergfahrt!
Verwendet man NUR diese Bewegungsweise, kann man z.B. den Beginn des 4. Konzerts von Beethoven (Akkorke, kaum Versetzen der Arme) bestens abtönen (((dumme Frage: was will man da mehr?)))
Freilich kommen beim Klavierspiel Tempo und Armbewegungen (seitwärts) hinzu - also ist eine Kombination aus Gewichtdosierung, Schub und Schwung nötig. Die von Mindenblues völlig richtig benannten quasi "massierten" Töne, die spürbar als "Druck" das Gewicht der Melodie, die INTENSITÄT zeigen, sind freilich als STEUERUNG des Anschlags eine Spielanweisung - und diese ist richtig!!! Ich ergänze nur: zum Anschlag hin wird dieser "Druck" spürbar (für die Unterlage), wenn ein Ton einmal angeschlagen ist, bedarf es um ihn klingen zu lassen (halten) keines Intensiven Drucks mehr.
Laute schnelle Oktaven (Liszt, Sonate z.B.) werden bei "gewichtigem" Arm mit sehr kurzen schnellen Muskelimpulsen gespielt - die Muskeln regulieren die Geschwindigkeit (schnelle Handgelenk"feder"), das GEWICHT des in Schwung gebrachten Arms wird die "Lautstärke" regulieren, die automatische Stützfähigkeit (Stützreflex) der Finger wird die Oktaven nicht einknicken lassen.
J.Gedans neuen Beitrag habe ich eben erst gesehen - und stimme zu. Vielleicht sollte man hier folgendes bzgl. des "Drucks" bemerken: für die Unterlage (Tastenboden) ist es Druck (also eine passive Wahrnehmung, die z.B. der Schüler macht, wenn man auf seinem Arm zeigt, wie es geht), für den Ausführenden ist es abgestütztes, federndes Gewicht und quasi "Intensität".
Gruß, Rolf
@Mindenblues: das demonstrieren auf dem Arm im Unterricht setze ich auf gerne ein, ich mache es auch gelegentlich so, dass ich auf den Fingern der Studenten spiele - danach sollen die denselben Klang produzieren (über das fühlen kann man oft schneller "be-GREIFEN", wie es gemacht wird)