Also, liebe Leute.
Punkt 1: Musik "enthält" niemals Emotionen. Das heißt, es gibt nicht "traurige", "fröhliche", "wütende" etc. Musik. Solche Zuschreibungen sind stets subjektiv "aufgepfropft" und können sich individuell z.T. stark unterscheiden.
Punkt 2: Wie man an professionellen Spielern ja eindeutig sieht, ist es niemals angezeigt, bei einer Musik, die man subjektiv als z.B. "traurig" oder "fröhlich" deutet, als Spieler im Moment des Spielens selber tatsächlich traurig bzw. fröhlich zu werden. Jeder Profi würde das als Klein-Fritzchen-Vorstellung abtun.
Es ist aber auch nicht richtig, zu sagen, man solle die Emotion "spielen", also "so tun als ob". Dies würde zu unauthentischer Musik führen. Das heißt, man muß schon etwas in der Musik spüren, das mit dem eigenen Inneren resoniert, damit ein authentisches, die Zuhörer berührendes Spiel und eine schlüssige Interpretation herauskommen. Aber bei dem, was da zwischen den Klängen und dem eigenen Inneren resoniert, handelt es sich nicht um konkrete Emotionen wie "traurig" oder "fröhlich". Denn der Teil des eigenen Inneren, mit dem die Resonanz eintritt, darf auf keinen Fall das momentane Befinden sein, sonst sähe die Resonanz ja jedesmal völlig anders aus, je nachdem, ob man vorm Konzert einen Strafzettel bekommen hat oder gerade eine tierische Frau kennengelernt hat, und man könnte sich auf nichts verlassen, weil man jedesmal, je nach momentaner Stimmung, völlig anders spielen würde! Das eigene Innere, das gemeint ist, muß also etwas von momentaner Befindlichkeit Unabhängiges, "Übergeordnetes" sein.
Punkt 3: Geht man beim Spielen auf die richtige Weise "in die Musik hinein" und "wird zu den Klängen", so werden "Befindlichkeiten" irrelevant, und die Bewegung und Energie der Musik ergreift vom Spieler Besitz. Ist der Spieler noch bei seinen "Befindlichkeiten", so ist er noch "außerhalb" der Musik und wird deshalb keine wirklich überzeugende Darbietung abliefern können.
So viel steht schon mal fest. Nur damit hier in der Diskussion nicht allzu viel durcheinandergerät.
Schlußfolgerung daraus kann nur sein, daß man sich nur dann mit den "Befindlichkeiten" des Schülers beschäftigen sollte und muß, wenn diese in deutlicher Weise dem Hineingehen in die Musik im Wege stehen, aber nicht in "positiver" Weise ("drück Deine Gefühle aus")!
D.h., der Lehrer sollte erkennen (und vielleicht meint pppetc das ja auch, ich kann's immer nicht so richtig erkennen, weil er sich stets so bewußt unklar ausdrückt, vielleicht um seiner Unterrichtsweise einen größeren Nimbus zu verschaffen...), ob der Schüler z.B. traurig, aufgeregt, ängstlich, wütend etc. ist, um dann Maßnahmen zu ergreifen, die ihm helfen, diese Gefühle im Moment des Musizierens zu vergessen, damit statt dieser die Musik von ihm Besitz ergreifen kann.
LG,
Hasenbein