Triangulum
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Das sehe ich anders. Die jeweiligen Pianisten der Ersteinspielung halten sich meist noch eng an den Notentext und bemühen sich um Transparenz. Die folgenden Einspielungen werden meist subjektiver und wenn es sehr viele davon gibt, versucht jeder so seine Nische zu finden und irgendwann wird es sehr schwer, dem Gewusel noch etwas weltbewegend Neues hinzuzufügen, was aber nicht heißen soll, dass es unmöglich ist. Man kann schon früh sich orientieren, wohin die Reise gehen soll. Beim Zuhören erhält man Hinweise auf Tempi, Melodielinien und auch solches, was nicht im Text steht - die Ideen des Interpreten. Honoris causa findet sich bei mir gelegentlich ein brillantes Stilzitat, das ich verwende. Und überhaupt, das Interesse wird erst durch das Hören geweckt. Die Fälle, wo der Erstkontakt ein Notenheft darstellt, sind für den fortgeschrittenen Spieler eine große Ausnahme.Stimmt @Cheval blanc - vor dem Üben das Stück anzuhören kann die eigene Interpretation zerschießen. Außerdem geht man nicht "frisch" ans Werk, sondern hat schon ein Schema in den Ohren.
Ich finde es interessant, ein Stück zu erarbeiten und mir danach von einem "etablierten" (aua) Pianisten vorspielen zu lassen. Gerade die Mazurkas von Chopin werden teilweise sehr unterschiedlich interpretiert. Als Jugendliche hat mir meine Lehrerin mehrfach auf die Füße treten (im übertragenen Sinne natürlich!) müssen, damit ich aus meiner ersten Mazurka interpretatorisch nicht einen Walzer mache. Irgendwann habe ich den Unterschied mit ihrer Hilfe verstanden...