In der Betrachtung "Vier Charaktere - Vier Lebensweisen" (aus seinem "Buch ohne Titel") beschreibt
Raymond Smullyan vier Musiker mit unterschiedlichen Üb-Haltungen.
Hier eine von mir verkürzte Zusammenfassung dieses Aufsatzes:
Der erste Musiker klagt ständig darüber, er würde nicht vorankommen, er lerne nicht schnell genug, er habe ein schlechtes Gedächtnis, es fehle ihm an Disziplin usw. usw.Trotz den Selbstanklagen macht er doch Fortschritte, ist aber nie zufrieden und ständig am Nörgeln.
Der zweite ist total begeistert von der Musik, spielt und übt stundenlang, es interessiert ihn garnicht, ob er Fortschritte macht und ob er etwas lernt. Und tatsächlich macht er kaum Fortschritte, jedenfalls stehen die Fortschritte in keinem Verhältnis zu seinem wahren Talent.
Der dritte vereint die negativen Aspekte von Musiker 1 und 2. Er ist negativ eingestellt, findet das Üben langweilig und beklagt seinen Mangel an Energie und Selbstdisziplin. Irgendwann ist er so weit, daß er das Spielen aufgibt, "weil er einfach zu hohe Ansprüche an sich stellt" Es sei witzlos, bloß amateurhaft zu spielen.
Der vierte vereint die positiven Aspekte der ersten beiden. Er spielt aus Freude stundenlang fröhlich und spontan. Manchmal wird er es auch nötig finden, eine bestimmte Passage wieder und wieder zu spielen, aber er würde das nicht als "Üben" oder "Lernen" bezeichnen. Er gleicht einem Hund, dem eine Schale mit einer Mischung aus gutem und schlechtem Fressen angeboten wird. Er beschwert sich nicht über das schlechte Fressen und kritisiert es nicht - er ist viel zu sehr mit dem Heraussuchen der guten Nahrung beschäftigt. Der Hund ist sich seiner Handlungsweise nicht bewußt, er denkt nur an das Futter, das er aussucht.