Was genau ist das Aufgewicht

Kref

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Hallo zusammen.

Sorry, falls das schon wo diskutiert wurde, ich hab einiges zum Thema gelesen, aber bislang immer nur gefunden: Aufgewicht ist das Gewicht, bei dem die Taste sich wieder hebt.

Aber was genau heißt das? Muss die Taste bis in den Tastenboden gedrückt sein oder bis zum Auslösepunkt. Und heißt „sich heben“ hier: Sie kommt drei, vier Millimeter hoch oder dass sie fast vollständig wieder oben ist?
 
Meines Wissens vom Tastenboden* bis vollständig nach oben, genauso wie das Niedergewicht.

*) Ich glaube, so misst man das auch aus: Gewicht auf Taste, was die Taste bis auf den Tastenboden drückt, und dann Stück für Stück das Gewicht reduzieren, bis die Taste von selbst wieder hochkommt.
 
Das Niedergewicht misst man bei getretenem Pedal und schaut, wie viel Gramm es braucht bis die Taste herunter sinkt. Aber nicht bis ganz nach unten, sondern nur bis zu dem Punkt, wo die Auslösung beginnt.

Beim Niedergewicht drückt man die Taste ganz runter und misst, wie viel Gramm es braucht, bis die Taste wieder ganz nach oben kommt. Ebenfalls bei getretenem Pedal.
 
Hallo, zu diesem Thema:
Die Tastengewichte sind definiert, teils von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich,
auch aufgrund von Wünschen professioneller Konzertpianisten manchmal zu modifizieren.
DIe wünschen sich dann auf ihrem heimischen kürzeren Flügel aus Trainingsgründen die Gewichtung eines Konzertflügels.
Das übliche Niedergewicht liegt bei 47 gr, bei Konzertflügeln im Bass bis zu 52 gr oder auch mehr (verlaufend).
Das Aufgewicht liegt bei 20 gr.
Flügel haben einen sogenannten Halbgang, da ist erneutes Niederdrücken nach wenigen Millimetern durch "doppelte Repetition wieder möglich.
Bei Klavieren muß man die Taste weiter loslassen, bevor ein erneuter Anschlag wieder möglich ist.
Gut eingestellte Flügel können eine Taste bis zu 12mal pro Sekunde repetieren, Klaviere nur bis zu 6x.
Hoffe: Das war verständlich ?
G. Quast, Klavierbaumeister
 
Die Tasten"gewichte" sind physikalisch zuerst mal keine Gewichte, sondern Kräfte.

Eine Kraft braucht es, um eine Taste aus der oberen Position starten zu machen, dass sie heruntergeht. Hierbei wirkt eine kleine Losbrech-Kraft aus den Lagerungen etc., und das Gewicht des Hammers, vermittelt per der Hebel in der Übermittlung, Röllchen-Hebelverhältnis, Repetitions-Verhältnis, und Tasten-Hebelverhältnis, jeweils bezogen auf die Schwenkpunkte.

Eine andere, kleinere Kraft braucht es, dass die Taste von unten dann wieder heraufkommen mag.

Diese Kraft wird bei einem Flügel im Regelfall durch das Gewicht von Hämmerchen etc. übertragen über die Repetition auf die Taste, wobei Hebelverhältnisse wirken, die "unterwegs" variieren. Daher misst man diese Kräfte jeweils am Anfangspunkt der Bewegung, und man misst sie am Klavier oder Flügel mit diesen Messing-Ringgewichten.

Ein ... Ziel beim Auswiegen könnte sein, den Kraftaufwand zum Bewegen von Taste und Hammer zu minimieren - was seine Grenze jedoch darin findet, dass irgendwann im Bereich unter ca. 40gr die Taste gar nicht mehr hochkommen mag. Schon davor ist ein schnelles, flinkes Spiel behindert, weil die Kraft zum "Hochkommen" zu klein geworden ist. Zudem kann man bei einem Flügel eine immer niedrigere Niedergewichtskraft oft erst erzielen, indem man in der Taste stärker "gegenbleit", was die Trägheit der Taste vergrößert und ein flinkes Spiel hindert.

Prototyp solchen Problems war einst der Horowitz-Flügel für die "Flachspiel"-Technik des Meisters, mit niedrigem Niedergewicht - allerdings zu bezahlen mit einem extremen Wartungsaufwand, weil winzige Zunahmen an Reibung eine Taste sofort disfunktional machten, da das Aufgewicht dann nicht mehr reichte, die Taste ausreichend schnell wieder hochzuholen.
 
DIe physikalischen Maßeinheiten (alt: Pond und Kilopond, neu: Newton, Deka- und Kilo-Newton) sind im Alltagssprachgebrauch ungebräuchlich, daher werkeln sehr viele Branchen immer noch und weiterhin mit den Massen, die - nur auf der Erdoberfläche - die gleichen Kräfte bewirken, per Erdanziehung.

Auf dem Mond ist es wieder anders.

Und je tiefer es in die Erde reingeht, umso weniger stimmt es auch auf ... pardon in der Erde. Bevor aber es so tief wird, dass es an Genauigkeit komplett unbrauchbar würde am Klavier, wird das Messing der Prüfgewichte zwar noch nicht, aber das Tastenblei schon weggeschmolzen sein. Weil, da unten ist es nicht nur leichter per der gegenan wirkenden Massen der Erde über einem, es wird auch entsetzlich heiß.

Und um die Gemüter von Handwerkern etc. nicht zu verwirren oder zu überfordern, schreibt man immer noch Gramm drauf.
<achselnzucken>
Ich kann damit umgehen und damit leben.
 


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