Wichtige Frage: Hat die Nichte selbst ein Instrument, auf dem sie frei herumexperimentieren kann, oder wäre der Tastenkontakt nur bei Dir gegeben?
Ich will meiner Nichte einfach das wunderschöne Instrument Klavier näher bringen und ihr das Verständnis und die Grundkenntnisse vermitteln.
Mein "Onkel" hat das auch gemacht, und dafür bin ich (vor allem im Nachhinein) echt dankbar. Da er mittlerweile verstorben ist, ist mir mittlerweile auch bewusst, wie schön diese gemeinsamen Stunden waren; tragischerweise belehrt einen nicht selten erst der Verlust über den Wert der Dinge. Der Mann war hauptberuflich Grundschullehrer und semiprofessioneller Konzertorganist, im Instrumentalunterricht jedoch weder ausgebildet noch erfahren - mehr so der Typ "Instinktmusiker".
Was hat er also gemacht? Eigentlich gar nichts... er hat mich ermutigt, Melodien von Liedern (was man als Kind halt so kennt) "nach dem Gehör" auf den Tasten zu klimpern - sowohl auf dem Klavier als auch auf der Orgel, letztere fand ich damals sogar interessanter (man kann eine Melodie auch mit den Füßen spielen
und mit verschiedenen Registern experimentieren). Ggf Suchen des richtigen Tons durch gemeinsames Ansingen. Gucken, von welchem Ton ist man gestartet - kann man auch von einem anderen Ton starten? - und was passiert dann? Wenn man mehrere Töne gleichzeitig anschlägt, was klingt "schön" und was klingt "nicht schön", worauf achtet man, damit es "schön" klingt? (solche Sachen halt)
"Betreutes Experimentieren" würde ich diese Methode nennen, falls es überhaupt eine ist.
. Noten* oder gar "Theorie" im eigentlichen Sinne haben gar keine Rolle gespielt, auch keine "korrekte Handhaltung"**, nur Melodie/Musik. SPIELERISCH*** halt.
* Noten, zumindest den Violinschlüssel, "konnte" man früher sowieso. Keine Ahnung, wann und wie man das en passant gelernt hat, es muss verdammt früh gewesen sein.
** Komischerweise - das ist nur eine persönliche Beobachtung ohne Anspruch auf Gültigkeit - scheinen sehr junge Kinder nicht auf die Idee zu kommen, eine andere als eine zweckmäßige Handhaltung zu benutzen. Je mehr das Bewusstsein reift, desto großhirniger (und damit krampfiger) werden die Aktionen.
*** Spielerisches Lernen war Anfang der 1970er durchaus State of the Art. "Antiautoritäres Lernen" - falls die pädagogisch ausgebildete Person das Prinzip richtig kapiert hat - folgt dem Konzept, das chaotische Agieren des Kindes unmerklich aber gezielt auf Grenzen und Regeln stoßen zu lassen, so dass es ihren Sinn sowie den Vorteil ihrer Einhaltung selbst erkennt und daher freiwillig akzeptiert.