Es ist dringend zu empfehlen, dem Wunschdozenten vorher vorzuspielen. Das ist nicht vergleichbar mit einem normalen Unistudium, wo Abi und evtl. Medizinertest reichen. Ich habe das beim ersten Anlauf nicht gemacht und die Quittung bekommen. Man darf da nicht auf eine neutrale Aufnahmeprüfung hoffen.
Diese Einschätzung teile ich. Und das, obwohl ich seinerzeit zum Erststudium selbst keine persönlichen Verbindungen nutzen konnte - beispielsweise wurde zum neuen Semester die Professur neu besetzt und der langjährige Lehrstuhlinhaber hat ganz aktuell auf die Aufnahme neuer Mitglieder in seine Klasse verzichtet. Damals bewarb ich mich an vier Hochschulen und konnte mir aussuchen, wo ich anfangen wollte: zwei schriftliche Zusagen, an einer dritten stellte man mir in Aussicht, mich nehmen zu wollen und an der vierten Hochschule meldete ich mich von der Prüfung wieder ab, weil ich bereits untergekommen war. Allerdings hatte ich das Hauptfach Komposition gewählt, in dem es zum einen keinen so hohen Bewerberüberschuss gab wie bei den Pianisten und in dem zum anderen der Prüfungsverlauf nicht so von der Tagesform abhängt: eine gute Komposition ist auf dem Notenblatt nachvollziehbar fixiert, während eine gute Interpretation ganz sicher kein Selbstläufer ist.
Mit Mauschelei muss das nicht unbedingt etwas zu tun haben: auch mit persönlichen Verbindungen ausgestattete Bewerber sind gehalten, ad hoc vor der Prüfungskommission eine sehr gute und überzeugende Prüfungsleistung abzuliefern. Es kann aber im "Massenfach" Klavier passieren, dass sechsundvierzig Bewerber zur Aufnahmeprüfung antreten, acht davon präsentieren hervorragende Leistungen. Da nur drei Studienplätze verfügbar sind, werden trotz hervorragender Leistungen fünf Kandidaten demnach nicht zum Zuge kommen. Unter den letzten acht zur Aufnahme geeigneten Bewerber gibt es den Kommissionsmitgliedern bereits bekannte Kandidaten und solche, bei denen eine vorherige Kontaktaufnahme nicht stattgefunden hat. Jede Wette: wer zu den ersteren zählt, hat definitiv die besseren Chancen. Schließlich bedeutet das Absolvieren eines Studiums eine mehrjährige enge Zusammenarbeit zwischen Lehrkraft und Student; gibt es aufgrund der früheren Kontaktaufnahme zusätzliche Erkenntnisse für die Lehrkraft, wird sie einen erfolgreichen Verlauf dieses Unterrichtsverhältnisses unterstellen und sich bei vorhandenen Auswahlmöglichkeiten entsprechend entscheiden.
Zu meiner Studienzeit gab es kein Internet und keine Online-Kontaktmöglichkeiten. Aber auch damals existierte schon die dringende Empfehlung, sich mit den künstlerischen Angeboten etwaiger Wunschhochschulen zu befassen, offene Einführungsveranstaltungen und öffentliche Vortragsabende zu besuchen und so weiter. Da dämmerte einem ganz schnell die Erkenntnis, dass man bei der Studienvorbereitung noch einiges mehr investieren sollte, um dann in zwei oder drei Jahren mit denen sicher mithalten zu können, die bereits jetzt auf dem Podium agieren dürfen.
LG von Rheinkultur