Wer die Bedeutung der als "Fingerpedal" üblicherweise bezeichneten Spieltechnik in Frage stellt, ist sich offensichtlich einer ganz bedeutsamen Eigenheit der Klaviernotation NICHT bewusst:
Allein wann ein Ton zu spielen sei, wird schon relativ rasterartig, also ungenau angegeben.
Wann ein Ton auf dem Klavier beendet werden soll ist oft noch viel ungenauer notiert.
@ClaviClimber ist das wirklich so?
Die Notation definiert eindeutig Tonhöhe, Tondauer, Rhythmus und relativ eindeutig die Tonstärke.
Das ist auch gut so, denn anders ließe sich organisierter Klang nicht verschriftlichen (Partituren usw)
Du meinst etwas anderes: die vielen Traditionen der Aufführungspraxis! Die Komponisten setzten deren Kenntnis zumeist voraus (dass Begleitungen gefälligst leiser als Melodien sein müssen, ist in keiner Partitur eigens notiert, sondern wird vorausgesetzt)
Am Klavier haben wir mit zahlreichen solchen praktischen Traditionen zu tun: das "Fingerpedal", auch legatissimo genannt, ist eine von vielen. Praktikabel ist es dort, wo die Begleitung grifftechnisch engräumig und die Melodie tonreich deklamatorisch ist, z.B. im langsamen Satz der facile Sonate von Mozart. Wenn dort der Albertibass legatissimo gespielt wird, kann die Melodie glasklar bleiben und wir haben trotzdem fülligen "Pedalsound" in der Begleitung. Das zu notieren war nicht nötig, so lange die entsprechende Ausführung als bekannt vorausgesetzt war. (deshalb steht es nicht im Notentext)
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Grunddätzlich hat jede Taste ihr eigenes "Pedal": sie hebt den Dämpfer hoch! Darüber kann man eine Weile nachdenken, ohne Schaden zu nehmen