Vom Blatt spielen

Könnt ihr gut vom Blatt spielen?

  • Ich kann sehr gut vom Blatt spielen

    Stimmen: 8 10,4%
  • Ich kann gut vom Blatt spielen

    Stimmen: 20 26,0%
  • Ich kann nicht so gut vom Blatt spielen

    Stimmen: 23 29,9%
  • Ich nur unter großen Mühen vom Blatt spielen

    Stimmen: 20 26,0%
  • Ich kann nicht vom Blatt spielen

    Stimmen: 6 7,8%

  • Umfrageteilnehmer
    77
Und das Phänomen, mich zu verspielen, wenn ich meine Finger beobachte, kenne ich auch. Das hat aber vielleicht auch damit zu tun, daß man für die Treffsicherheit auf die Zieltasten und nicht auf die Finger sehen muß.

das ist so ähnlich wie beim Laufen: wenn der Weg sehr glitschig und holperig wird, empfiehlt es sich, ihn vorausschauend zu überblicken, statt links und rechts in die Landschaft zu gucken - um nicht hinzufallen! :D

freilich gibt es blinde Pianisten, und deren Leistungen in technisch schwierigen Stücken können beachtlich sein - erstaunlicherweise aber haben die erstens sehr akribisch trainiert, zweitens aber: keiner von denen spielt vom Blatt ---- mit Verlaub, das ist kein Zynismus, sondern eine sehr banale Tatsache!

insofern ist "blind spielen" und "prima vista spielen" nicht so ganz vergleichbar.

@Haydnspaß
ich kann nicht glauben, dass Du - wie Du mit smiley angemerkt hast - beim Hören Stücke nicht erkennst (Du schreibst ja: "Du glaubst garnicht, wie oft mir das passiert ") - - da müsste Dir ja ALLES völlig neu sein, was Du irgendwo ohne Noten hörst, selbst die Nationalhymne bei der Fußball-WM :p
 
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@Haydnspaß
ich kann nicht glauben, dass Du - wie Du mit smiley angemerkt hast - beim Hören Stücke nicht erkennst (Du schreibst ja: "Du glaubst garnicht, wie oft mir das passiert ") - - da müsste Dir ja ALLES völlig neu sein, was Du irgendwo ohne Noten hörst, selbst die Nationalhymne bei der Fußball-WM :p

So ist das eben bei Alzheimer, der Vorteil ist: man lernt jeden Tag neue Leute kennen!!

:kuss:
 
Ein weiterer, weniger wichtiger Punkt - aber immerhin - ist der, dass bei einem Flügel die Akustik für den Spieler sehr viel besser und direkter ist, wenn das Notenpult nicht nur umgeklappt, sondern entfernt ist. Der Unterschied ist ziemlich stark zum aufgeklappten Notenpult, so empfinde ich es jedenfalls. Dies ist aber nur ein unwichtigerer Nebenvorteil des Auswendigspiels auf einem Flügel.
Ein guter Kompromiß ist es, das Notenpult aus der Führungsschiene zu ziehen und auf dieselbe obenauf zu stellen. Man kann es jetzt auch noch ein Stück weiter von sich weg schieben, weil der Anschlag der Schiene nicht mehr wirkt. Dadurch kann Schall unter dem Notenpult hindurch, was sich ebenfalls gut macht.
 
Interessante Vorschläge die hier bisher genannt wurden.

Ich selbst kann bisher nicht vom Blatt spielen. Der größte Anreiz für mich das zu lernen ist, weil ich derzeit sogar an sehr leichten Stücken verhältnismäßig lange sitze.

Beispielsweise habe ich aus einer, zugegebenermaßen etwas ungünstigen Partitur für 4 Streicher vom Stück "air on g String" (1 Seite lediglich) von Bach, rund 8 Stunden gesessen. Bis ich das Stück wirklich von Anfang bis Ende spielen konnte (Habe mir für die linke Hand die Bassstimme gekrallt und mit der rechten Hand die 1. und 2. Violine gespielt). Natürlich mit allerlei ästhetischen Abzügen.
Ansonsten kann ich mir die Stücke meistens sehr schnell auswendig merken. Die Passagen die ich mir an einem Tag beibringe und etwa eine Stunde einübe, kann ich am nächsten Tag bereits ohne Noten.
Bis auf das Chopin Prelude in e Moll. Das ist gerade einmal eine Seite lang und die Bewegungen in beiden Händen sind meistens wirklich nur minimal. Das jedoch kann ich seit über einem halben Jahr nicht auswendig spielen, da muss ich immer auf die Noten schauen. Bis auf den Mittelteil mit den etwas komplexeren Akkorden. Da greift eine Art "Handgedächtnis". Ich brauche dazu zwar nicht die Noten schauen, aber es irritiert mich auch ein wenig, wenn ich dabei auf die Tasten starre.
 
Hallo Haydnspaß,

falls man Pianisten in Typen einteilen kann, haben wir offensichtlich große Ähnlichkeit. :D

Ich hab mal diese Feststellung herausgegriffen, aber Du hast in diesem Faden viele Beobachtungen beschrieben, die ich ganz genauso gemacht habe.
Es ist einfach so, daß ich, wenn ich auswendig spiele (wie gesagt, das kam eigentlich nur zweimal vor in meinem Leben), daß ich komplett unfähig bin, die Interpretation zu kontrollieren. Ich spiele tausendmal besser, wenn ich nach Noten spiele.
Ich wüßte nicht, wozu es gut sein sollte, daß man sich zum Auswendigspielen zwingt, wenn man sich dabei nicht wohlfühlt. Vor allem bei den Amateuren, die damit niemanden zu beeindrucken brauchen.

Eine interesssante Parallele sind Romane oder Filme. Wie oft halte ich ein Buch oder eine DVD in der Hand und weißt nicht mehr genau, was darin passiert. Beim erneuten Lesen/Ansehen kehrt dann oft die Erinnerung wieder. Manchmal ist die Geschichte dann wieder voll präsent und ich könnte sie weitererzählen. Manchmal erinnere ich mich nur an bestimmte Details und bin wieder gespannt, wie es ausgehen wird. Die papierlosen Spieler unter uns mögen sich darüber lustig machen, das haben sie gratis.

Gruß, Hans
 
Ich wüßte nicht, wozu es gut sein sollte, daß man sich zum Auswendigspielen zwingt, wenn man sich dabei nicht wohlfühlt. Vor allem bei den Amateuren, die damit niemanden zu beeindrucken brauchen.

hallo,

dass man sich nicht zu etwas zwingen soll, worin man sich nicht wohlfühlt, ist ja ganz klar.
allerdings finde ich den zweiten Satz etwas polemisch: weder Amateure noch Profis spielen auswendig, um damit irgendwem irgendwas zu beweisen!

mich interessiert da eine ganz andere Frage:
wenn man etwas schon lange spielt, aber dabei - wie Haydnspaß es von sich erzählt - die Noten braucht, dann frage ich mich, ob das noch so genanntes "vom Blatt spielen" ist, also ob akribisch Ton für Ton gelesen werden muss. Ich glaube, dass bei längerer Bekanntschaft mit einem Musikstück beim Spielen mit Noten das Notierte quasi kategorisiert, zusammengefasst wahrgenommen wird (vergleichbar dem lesen: man buchstabiert ja nicht Zeichen für Zeichen)

Gruß, Rolf
 
allerdings finde ich den zweiten Satz etwas polemisch: weder Amateure noch Profis spielen auswendig, um damit irgendwem irgendwas zu beweisen!
So hab ich das nicht gemeint. Ich unterstelle den Auswendigspielern nicht, daß sie etwas beweisen wollen. Aber ich kann Konzertpianisten verstehen, die sich unter Druck gesetzt fühlen, weil sie fürchten, beim Spiel mit Noten vor der Nase weniger Anerkennung zu finden.
mich interessiert da eine ganz andere Frage:
wenn man etwas schon lange spielt, aber dabei - wie Haydnspaß es von sich erzählt - die Noten braucht, dann frage ich mich, ob das noch so genanntes "vom Blatt spielen" ist, also ob akribisch Ton für Ton gelesen werden muss.
Ich würde es nicht als Vom-Blatt-Spiel bezeichnen. Vom Blatt kann ich gar nichts spielen (also ebensowenig wie auswendig), außer vielleicht ein einfachstes Kinderlied, solange ich nicht beide Hände dafür brauche. Und dann garantiert rhythmisch falsch... :D

Eigentlich spiele ich teilauswendig mit Erinnerungshilfe auf dem Notenpult. Aber die ist eben unentbehrlich.

Gruß, Hans
 
hallo,

dass man sich nicht zu etwas zwingen soll, worin man sich nicht wohlfühlt, ist ja ganz klar.
allerdings finde ich den zweiten Satz etwas polemisch: weder Amateure noch Profis spielen auswendig, um damit irgendwem irgendwas zu beweisen! (...)

Hallo zusammen,
ich denke, es geht beim Auswendigspielen darum, sich ganz auf die Musik zu konzentrieren und sich schließlich von den Noten zu lösen, also nicht mehr dran zu kleben und von innen heraus zu spielen. Ich hoffe, man kann verstehen, was ich meine.

Außerdem sieht man bei Angst die Noten eh nicht. Also, was sollen die nützen? Es ist nur eine Pseudosicherheit, die Noten zu haben.

Aber warum findest du den Satz polemisch, rolf?

LG
violapiano
 
Eigentlich spiele ich teilauswendig mit Erinnerungshilfe auf dem Notenpult. Aber die ist eben unentbehrlich.

so ähnlich stelle ich mir das auch vor und so ähnlich gehts mir auch, wenn ich mit Noten spiele - das ist eine treffende Formulierung (fett markiert). was mich hier halt sehr wunderte (und es hate ja dann auch zu etwas humorigen Reaktionen geführt), war das, was Haydnspaß mitgeteilt hatte, nämlich sogar in ihm seit langem bekannten/gespielten Stücken die Noten nahezu Takt für Takt zu brauchen (((nebenbei: als Bonmot erinnert das an die Frage an den Schachmeister Niemzowitsch, wie weit er vorausdenke, die er mit "maximal einen Zug" bentwortet hatte)))

Gruß, Rolf
 

Glaube, ich spiele anständig vom Blatt. Als Berufsorganist bekommt man ständig so etwas. Das können Lieder sein, aber auch Noten von Sängern bei Hochzeiten. Im Zweifelsfall heisst es hinten ankommen.

Grüße
Axel
 
Also ich habe mich mal für "Ich kann gut vom Blatt spielen!" entschieden.
Ich hätte gerne gewusst, wenn ihr nicht vom Blatt spielen könnt, wie lernt ihr das dann auswendig?

Also bei mir ist es so: am Anfang spiele ich mit der rechten Hand nur die Melodie. Dann übe ich ein oder zweimal die linke Hand und versuche anschließend Stück für Stück beide zusammenzuführen. Ich muss auch nur bei wenigen Ausnahmen auf die Tastatur schauen. Und irgendwann haben sich die Hände an den Ablauf gewöhnt, so das ich es auswendig kann. Ich denke jetzt aber beim spielen auch nicht großartig darüber nach welche Note ich gerade spiele. Aber ich gehe auf jeden fall nicht nach Gehör, wie vielleicht der eine oder andere, der nicht vom Blatt lesen kann.

LG Engel
 
Mein Tip: Kurze Stücke sind schwerer, weil sich kaum etwas wiederholt. Die Wiederholungen sind natürlich kein echtes Prima Vista mehr aber dafür sieht man dort vielleicht Details, die einem beim ersten Mal entgangen sind und hat damit wieder ein bischen mehr Erfahrung. Letzten Endes ist vom Blatt spielen ja eine Mischung aus schnellem lesen, verstehen und Umsetzen des Notentextes und dem Vorausahnen dessen, was kommt. Sicherlich kann man das Lernen strukturieren, zunächst mit einem kleinen Tonraum anfangen, der erweitert wird, rhythmische Strukturen langsam komplizierter machen und so weiter. Aber die größten Probleme beim Üben ist wohl, daß man einfach genug spielbares Material braucht, was man noch nicht kennt, und daß man üben muß.

Bei mir ist das umgekehrt, je länger das Stück, desto schwerer, weil bei mir dann die Konzentration nachlässt. Ich habe das Blatt-Spiel irgendwie "automatisch" gelernt. Immer, wenn ich ein neues Klavierbüchlein bekam, setzte ich mich hin und spielte alle Stücke darin von vorne bis hinten durch, einfach weil ich so neugierig war, was da drin stand und danach legte ich es dann beiseite bis zum Klavierunterricht. Es ist bei mir so eine Art fotografisches Kurzzeitgedächtnis. Ich lese schon Takte, die ich erst in ein paar Sekunden spiele und je schwerer und schneller das Stück, desto mehr Takte lese ich voraus und desto mehr Konzentration ist nötig. Wie es auch schon mehrmals erwähnt worden ist, habe ich auch grosse Probleme mit der Musikalität, wenn ich vom Blatt spiele. Ich kann wirklich sehr gut vom Blatt lesen. Für mich sind Beethoven Sonaten kein Problem, egal welche Kreuze vornedran stehen. Aber was Musikalität betrifft, bin ich leider ziemlich schlecht :( Ich gebe mir Mühe, aber es fällt mir sehr schwer und wenn ich mich mal richtig angestrengt habe und alle Musikalität aus mir herausgeholt habe (was dann immer noch nicht so toll ist, finde ich), bin ich danach total ko, weil es mich so anstrengt, mein Inneres nach Aussen zu kehren...
Leider habe ich auch ein miserables Langzeitgedächtnis. Wenn ich ein Stück auswendiglerne, dann hält das höchstens eine Woche :x Und dann hab ich schon wieder vergessen wie es geht...
Ich konnte Anfangs auch nicht toll vom Blatt spielen. Ich musste auch Note für Note durchackern. Einfach langsam, so langsam wie ich es eben spielen konnte. Ich mache es auch heute noch so, wenn ich ein neues Stück anfange. Ich spiele es immer zuallerst von vorne bis hinten vom Blatt. Erst dann fange ich mit dem richtigen Üben an. Beim Prelude vom Franck musste ich mich dann schon anstrengen um es vom Blatt zu lesen und es ging auch nur langsam (bei den vielen Auflösungszeichen, kreuzen und bs blickt ja auch keiner mehr durch...). Chopin könnte ich theoretisch auch vom Blatt spielen, aber ich kann auf Anhieb leider nicht gleich die Läufe umsetzen :floet:, weil ich es technisch ohne Übung nicht mehr so schnell hinbekomme :rolleyes:

Mit den Jahren und mehr Klimpererfahrung geht es auch leichter bestimmte Stellen zu Kategorisieren. Es hilft mir sehr zu sehen, ob das jetzt G-Dur Arpeggien sind, oder ne Fis-Dur Tonleiter, dann muss ich nur noch kurz schauen, wo es anfängt und wo es aufhört. Da schaue ich dann nicht mehr gross auf die Noten der Tonleiter, sondern spiele einfach ne Fis-Tonleiter und gucke schon, was danach kommt. Gleiche Strukturen sind auch einfach vom Blatt zu spielen, weil man da auch nur schauen muss wo wie anfangen und wo sie aufhören - ich weiss jetzt nicht ob das so rüberkommt wie ich das meine...., also ich orientiere mich nicht einfach nur an den Noten, sondern auch an ihrem Aussehen, sind es 16-tel?, wie laufen die?, ah - erst ne terz nach oben, dann drei sekunden nach unten, das ganze soundsoviel mal, in der und der Tonart
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Immer, wenn ich ein neues Klavierbüchlein bekam, setzte ich mich hin und spielte alle Stücke darin von vorne bis hinten durch, einfach weil ich so neugierig war, was da drin stand und danach legte ich es dann beiseite bis zum Klavierunterricht.
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Für mich sind Beethoven Sonaten kein Problem, egal welche Kreuze vornedran stehen.

Wow....mir schmerzt der Kiefer so schnell wie mir die Kinnlade gerade runtergefallen ist...

Ich hoffe ja, dass in 10 Jahren auch mal zu können...

Aber ich kann derzeit null prima vista, nicht nur weil ich Anfänger bin, sondern weil ich meine Stücke auch überall spielen können möchte wo ein Klavier steht
 
Für mich sind Beethoven Sonaten kein Problem, egal welche Kreuze vornedran stehen.

Ich kann natürlich nicht alle Stücke, die ich vom Blatt spiele auch im Originaltempo spielen ;)
Haydn läuft auch ganz gut, weil sein Notenbild recht übersichtlich ist.
Das Vom-Blatt spielen hilft mir beim Orgeldienst sehr. Der Pfarrer hat mal wieder erst gestern die Stücke geschickt und vorhin war ich in der Kirche habe ein paar neue Stücke gefunden, die ich vom Blatt spielen konnte und die ich dann auch morgen im Gottesdienst spielen werde. Sie sind allerdings auch nicht sehr schwer und ich muss sie nicht üben :D Lampenfieber hab ich dann aber trotzdem auch wenn nur vielleicht 8 Leute kommen würden, ach nee, morgen ist Taufe, da kommen paar mehr...arghh
 

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