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fällt mir nicht ein, da bleib ich gerne ein wenig in der Naivität stecken-
oder kannst du dem Statement nicht zustimmen ?
Okay, dann erklär ich es Schritt für Schritt
Indem Kaiser meint, dass das Auswendigspiel unterschätzt würde, meinte er damit , dass dem unbedarften Publikum jenes Auswengispiel! als die Großtat schlechthin erscheint.
Er meinte, das Auswendigspiel werde überschätzt.
Womit er nicht ganz unrecht hat. Nur seine Begründung finde ich ziemlich hanebüchen. Er sagte, das Auswendigspielen sei eigentlich keine besondere Leistung. Das könne man schon hinkriegen, auch die kompletten Beethoven-Sonaten, höchstens die Bach Fugen vielleicht nicht.
Nun, die Erfahrung zeigt, daß die Fähigkeit zum Auswendigspielen manchen Klavierschülern einfach so in die Wiege gelegt wurde. Sie tun praktisch nichts dafür und können trotzdem nach zwei, dreimal Spielen ihr Stück schon auswendig. Mir ist das ein totales Rätsel. Wenn ich ein Stück 500 mal gespielt habe, kann ich es immer noch nicht auswendig. Und ich habe da vielleicht schon hundert Stunden in die Ausarbeitung des Stücks, seiner technischen und musikalischen Klippen investiert. An der Faulheit liegts bei mir bestimmt nicht.
Wo ist jetzt die "Leistung"? Der eine kanns nach 3 mal Spielen - ist das eine Leistung?
Der andere kanns nach 500 mal spielen immer noch nicht. Also ein Totalversager.
Aber was sagt das Auswendigkönnen über die musikalischen Qualitäten?
Kann man aus der Tatsache, daß ich das Stück (wie alle anderen Stücke auch) nicht auswendig kann, schließen, daß ich ein musikalischer Volltrottel bin, oder um es in deinen Worten auszudrücken, ein purer Dilettant?
Und kann man andererseits daraus schließen, daß der Instant-Auswendiglerner ein musikalisches Genie ist? Ich hatte schon solche Schüler, die selbständig praktisch überhaupt kein Stück erarbeiten konnten, Noten sind wie böhmische Dörfer für sie - aber wenn ich ihnen das Stück vorspiele (vom Blatt :D ) dann spielen sie es direkt nach. So eine Art Miniplayback-Show.
Aber wieder zurück zum Kaiser von München
Dabei sagte er ganz genau, wie die Reihenfolge ist. Bei ernsthaften Arbeiten stellte sich das Auswendigspiel meist wesentlich früher ein, als die Beherrschung des Stückes.
Das Auswendigspiel ist nicht die Krönung des Schaffens sondern erstmal nur eine Voraussetzung.
Das Auswendigspielen ist überhaupt keine Voraussetzung.
Gut, manche Leute können Stücke erst spielen, nachdem sie sie auswendig können.
Zu denen gehöre ich zum Glück nicht. Zum Glück für mich. Sonst könnte ich nämlich überhaupt kein Stück spielen.
Punktum: wer ein Stück nicht auswendig "by heart" kennt, kennt es nur ungenügend.
Wenn er dann beim Auftritt die Noten stehen haben wil, ist nichts dagegen zusagen. Sind die Noten aber notwendig, weil immer wieder nachgelesen muss, wie es wohl weiterginge, ist dies purer Dilettantismus.
Na dann...
(Auch meine eigenen Kompositionen kann ich nicht auswendig spielen 8) )