Interessantes Thema. Das Improvisieren.
Ich hatte noch nie Probleme damit, einfach so, auch für längere Zeit, zu improvisieren.
Ich fange einfach irgenwie an, dann kommen die Ideen, die oft die nächste Phrase, manchmal nur den nächsten Ton, manchmal das ganze Stück weiterspinnen. Ich male mir aus der Situation heraus aus, was als nächstes kommen soll. Wie das Ausmalen im Einzelnen funktioniert, kann ich leider nicht sagen. Es kommen einfach Ideen. Die guten Ideen sind quasi "Themen", um die herum ich dann weiter improvisiere. Manchmal, wenn ich z.B. zur Arbeit fahre, male ich mir solche Improvisationen auch nur im Kopf aus, da klingt dann manchmal ein ganzes Orchester in mir und nur ich kann es hören.
Bei der Liedbegleitung mache ich das genauso, überlege mir aber ca. drei Sekunden, bevor ich anfange zu spielen, wie das Grobkonzept sein soll, das ich dan ausmale. Hierbei hilft es, ein paar Basic-Liedbegleitungen draufzuhaben, die man dann nach Tonart, Ausgestaltung variieren kann. Diese Basics habe ich mir bei unserer Chorleiterin abgeschaut.
Es ist mir auch noch nie schwer gefallen, Stücke, die ich höre, zumindest ansatzweise oder vereinfacht nach Gehör nachzuspielen. Leider kann ich auch hier nicht sagen, wie es funktioniert.
Was ich nicht so einfach finde, ist, eine Kadenz genau im Stil von z.B. Beethoven, zu erfinden. Da rutsche ich schnell in Rachmaninoff und Chopin ab. Hilfreich ist es hier, viel Beethoven zu hören, um in dem Stil quasi zu baden.
Ein Bekannter (studierter Pianist) sagte mir, dass es helfe, sehr viel Jazz zu hören, um die Harmonien zu internalisieren. Dann fällt das Improvisieren in diesem Stil leichter.
Es ist beim Improvisieren glaube ich am wichtigsten, seine eigenen Ideen nicht zu zensieren. Einfach einige Tasten drücken (Dissonanz) und diese dann zu einer Konsonanz zusammenführen, dann wieder Dissonanz, höher, tiefer, schneller lauter...dann wieder leiser... Es hilft mir auch, an menschliche Gegebenheiten (Geburt, Tod, Konflikt,...) zu denken oder an Naturereignisse (Gewitter, Regen, Sonnenschein - und der Wechsel zwischen diesen), die ich dann musikalisch beschreibe.