Da waren die meisten Komponisten, im besonderen Bach, aber viel pragmatischer. Meinst Du, der hatte Lust, ein Stück in Cis-Dur zu komponieren? Ist doch viel einfacher ein C-Dur-Stück zu nehmen und da mal eben ein paar Vorzeichen zu ergänzen
Dem kann ich aus zwei Gründen nicht zustimmen.
Bei Bach nicht, weil zu seiner Zeit die Stimmungen teilweise noch alt und damit Tonartenspezifisch unterschiedlich waren. Ich habe zwar keine Ahnung, wie man sich fühlt, wenn man mit so einem geniehaften Geist gesegnet ist, dennoch vermute ich, dass die Ideen sich verändern, je nachdem, ob man strahlende "Reinheit" mit reinsten Intervallen verkomponiert (C-Dur) oder eben nicht.
Der zweite Grund (ich gebe zu, der gilt für Bach wengier): Komponisten, die sehr aufs Klavier fixiert waren, z.B. Skrjabin, Chopin, Moszkowski, komponierten dem Pianisten das Stück perfekt in die Hand. Manches scheint sich fast von selbst zu ergeben. Das gilt nicht unbedingt für Cis-Dur, wohl aber für Des-Dur, eine der bequemsten Tonarten für Pianisten überhaupt. Man stelle sich vor, die Chopinsche Berceuse stünde in C-Dur, was wäre das für ein Gehakel in der Hand, oder gar die Ges-Dur-Etüde aus op. 10. Nicht vorstellbar.
Dass C-Dur "einfacher" sei als andere Tonarten glaubt man auch nur in den ersten Jahren des Klavierspielens bzw. wenn man überhaut nicht Klavier spielt. In Wahrheit ist C-Dur nämlich eine der gemeinsten Tonarten von allen.
(Bevor wieder Protest kommt, natürlich gibts auch sehr angenehme Stücke in C-Dur, z.B. diverse Mozartsonaten usw., aber generell gilt, je mehr schwarze Tasten, desto griffiger, und in C-Dur kommen nun mal nicht sonderlich viele vor, ab und zu vielleicht ein b oder fis...)