Bei den meisten Digitalpianos liegt das Problem schon in der Klangerzeugung. Die spielen nämlich Samples von einzelnen Tönen ab.
Der Klang eines Klaviers besteht aber nicht aus der Summe von Einzeltönen, sondern aus dem komplexen Schwingungsbild des Resonanzbodens plus dem der beteiligten und unbeteiligten Saiten (auch der Teile außerhalb des schwingenden Bereichs) und wie sich das auf und durch den Raum überträgt.
Da machen die Modeling-Ansätze den ersten Versuch überhaupt, das Instrument im Ganzen nachzuahmen und nicht nur Einzeltöne.
Die physische Komponente einer potenten Wiedergabe fehlt dann natürlich auch noch meistens.
Falsch. Ich bekomm die Krise.
Dieses "Modelling" oder gar "physical Modelling" ist ein total überdrehter Name und suggeriert absichtlich Dinge, die so nicht sind.
Auch dort wird nur jeweils eine eingespannte einzelne Saite mit Anschlag und Schwingungsübertragung auf einen Modell-Resonanzboden (stark vereinfachtes Modell, da werden keine Finiten Elemente oder sowas) berechnet. Eine schwingende Saite kann man mit Differenzialgleichungen beschreiben und hat dann verschiedene technische Parameter die dort eingehen - die Parameter werden dann durch ein Nutzerinterface in besser begreifbare Parameter wie Material etc. übersetzt.
Alles andere erfolgt total analog zwischen Sampler und Modeller, einschließlich der Berechnung der Saitenresonanzen. Nahezu alles identisch...nur die kleine Funktion in der Tiefe: erzeugeSampleFür(Tonhöhe, Anschlagstärke, Attackphase ja/nein, etc. ) ist konzeptinall verschieden.
Die Saitenrsonanzen folgen bekannten Teilungsverhältnissen und Lautstärkeverhältnisse und treffen diskret viele bekannte Saiten. Das wird separat berechnet und dann werden einzelne Samples erzeugt pro induzierter Tonhöhe und Lautstärke und dann zum Schluss zusammengemischt. Kein Modell kann einen ganzen Flügel modellieren, da wird in beiden Systemen genauso viel getrickst, Resonanzen, Raumhall, Dynamikeinstellungen etc. etc. - alles völlig identisch. Ein moderner Sampler hat genauso gute Saitenresonanz wie jeder Modeller.
Raumhall-Algorithmen sind bei Samplern genauso raufmodelliert wie bei Modellern. Kein Sampler spielt mehr nur einfach Samples ab, da sind dennoch Unmengen von "Modelling-"Algorithmen drin.
Der Sampler nimmt dann übrigens Saite + Resonanzboden des Originals auf. Bisher in meinen Ohren unschlagbar gegenüber Modelling, wo man mit dem Parametern und dem vereinfachten Resonanzbodenmodell bisher noch hörbar weit weg vom Original ist - wo man aber gerne hinwill.