Ist das Metronom als "Übungshilfe" oder gar "Sparringspartner" erfunden worden oder als Möglichkeit, eine Tempovorstellung zu fixieren?
Hat Beethoven (einer der allerersten, der einige seiner Sachen metronomisiert hat) seine Metronomisierung als Übungsweise propagiert, oder hat er damit Tempi festlegen wollen?
Die originalen Metronomangaben in den Opern (sic!) von Verdi oder Puccini: sind die fürs klavierüben gedacht?...
Primär, ursprünglich dient das Metronom der Fixierung einer Spielgeschwindigkeit (Tempo), und das aus einem banalen Grund: die traditionellen Tempobezeichnungen (Adagio, andante, allegro, presto) wurden als unzureichend empfunden*) - genau da setzt der praktische Nutzen des mechanischen Taktschlägers ein: man kann das Tempo "einstellen" und das eigene zählen auf das geforderte Tempo einstellen. Eine relativ fixierte Pulsvorgabe ist prima für das Ensemblespiel.
Der Einsatz des Metronoms zur Tempo- und Gleichmäßigkeitskontrolle setzt zumindest auf Profiniveau voraus, dass man seinen Part längst beherrscht (!!!) und lediglich Tempiabsprachen kontrolliert.
Und damit ist der problematische Einsatz des Metronom als "Übungshilfe" schon ad acta gelegt: das Ticktack-Ding lehrt weder Taktgefühl noch Puls, weder Rhythmus noch zählen und Zieltempi erreichen lehrt es auch nicht!!! Dafür war es auch nie konstruiert worden!!!
...wie will man etwas musikalisch völlig normales wie eine Stretta**) von Rossini mit Metronom üben? Wie ein typisch lisztsches accelerando? Ein chopinsches perpendosi?
Damit ist restlos alles relevante zum Einsatz des Metronom gesagt. Peng aus. Natürlich verwendet jeder Profi am Klavier das Metronom - aber nicht zum üben, sondern zur Kontrolle (allerlei in verschiedenen Tempi gleichmäßig können). Und KEIN Musiker dieser Welt spielt irgendein Stück komplett stur mit Metronom durch (Musik atmet, ist nicht mechanisch)
Fazit:
1. der sinnvolle Einsatz des Metronoms setzt voraus, dass man seinen Kram schon längst spielen kann!
2. das ticktack Ding nützt beim sich einpendeln auf ein gemeinsames Tempo im Ensemblespiel (Wer jemals Kammermusik oder Klavierkonzerte gespielt hat, der weiß das)
3. als Tempokontrolle an kritischen Stellen nützt das Metronom (a la hoppla hier laufe ich davon oder verdammt, hier schleppe ich hinterher)
Damit sollte der immense Nutzen des Metronoms klar sein. Es dient primär der Tempofixierung und sekundär in der Praxis der Tempokontrolle. "üben", sich übend verbessern (beschleunigen) kann man damit nicht. Wer kein Taktmaß, keinen Puls halten kann, dem hilft auch kein ticktack. Erst muss man sein Zeugs drauf haben, dann kann man mit Metronom kritische Stellen testen und sich auf Tempivarianten einstellen.
Nebenbei: man wird nie bei einem Profi das Metronom schnell ticken hören, wenn er Tempovarianten probt. Idioten stellen in einem Chopinscherzo schnelle Viertel ein und plagen sich mit hektisch-heiligem tiktiktiktik - wer was von Musik versteht, der sieht auf den ersten Blick, dass in den Scherzi vier Dreivierteltakte ein großer ruhigerer Vierertakt sind (Proportionen) - Horowitz schlägt 120 für einen Takt vor, also 60 für zwei Takte (ein ruhiges alla breve, in dem sich alle rasanten Achtel bequem spielen lassen!!) ...aber darauf kommt man nur, wenn man kapiert hat, was man tut und wie mans tun soll
...und zuguterletzt: wer glaubt, dass man sich durch peu a peu höher drehen des ticktack zuverlässig "auf Tempo bringen" könne, der erweist sich als musikalischer und spieltechnischer Vollesel
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*) an dieser Stelle BITTE keine eselshafte Diskussion darüber, wie man mit originalen Metronomangaben umgehen soll --- wer nur halbwegs über Verstand verfügt, wird das einsehen...hoffentlich...
**)...oh...Oper...Ensemble...peu a peu beschleunigen, aber alle gemeinsam ohne durcheinander...buhuhu wie soll das gehen? Liebes Hilfsmetronom, weisst du Rat?...