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Atra
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Hallo Redi, ich bin jetzt mal ganz hart und konkret:
Du schreibst, daß die Finger nicht so wollten wie sie und sie nach relativ kurzer Zeit wieder aufgehört hatten.
Das Problem ist, daß Du kein ausgebildeter Klavierpädagoge bist. Diese können Schüler erklären, wie sie es machen sollen, damit die Finger auch das machen, was man will. Der Fehler liegt nicht bei Deinen Schülern, sondern bei Dir. Einfach zu sagen: "Mehr üben!" ist hier falsch, und das wäre auch zu leicht, denn wenn der Schüler eine falsche Technik ausübt, er 100 Jahre üben kann und es nicht besser wird.
Ausgebildete Klavierpädagogen erkennen diese Fehler und können sie ausmerzen.
Als professioneller Klavierlehrer sage ich nicht zu meinen berufstätigen erwachsenen Schülern: Du mußt jeden Tag eine halbe Stunde konzentriert üben!
Das funktioniert nicht, weil die meisten unter der Woche den ganzen Tag arbeiten und abends meistens wegen den Nachbarn nicht mehr üben können. So bleibt ihnen nur das Wochenende oder im Urlaub.
Es ist ihr Hobby und sie sollen mit Liebe üben.
Und ich stelle fest, wenn sie mit Lust üben, üben sie mehr als eine halbe Stunde.
Nur Klavierunterricht zu geben, weil man auf das Einkommen angewiesen ist, ist schlecht. Man sollte auch Klavierunterricht geben, weil man Lust hat, zu unterrichten hat. Somit kann es auch einen Schüler erst Spaß machen.
Du mußt Deiner Schülerin sagen, daß es nicht ohne Üben geht! Entweder sie übt, oder sie hört auf.
Dein angewiesenes Einkommen spielt dabei keine Rolle!
Hier müßte man allerdings den Grund wissen, warum Deine Schülerin nicht übt!
"Keine Zeit" sind nämlich ausreden für die Wörter "Keine Lust"!
Die Gründe können mehrere sein:
1. Der Schüler hat ein technisches Problem, er übt und übt und es wird nicht besser und erkennt er macht trotz Üben keine Fortschritte:
In diesem Falle bräuchte sie einen ausgebildeten Klavierpädagogen, der die Ursachen und Fehler erkennt, warum das technische Problem nicht besser wird und die Ursachen und Fehler ausmerzt. Der Klavierlehrer ist auch Kontroleur, das bist Du in diesem Falle nicht.
2. Du gibst ihr zu leichte Stücke auf (Schülerin langweilt sicht)
3. Du gibst ihr zu viel zu schwere Stücke auf (Schülerin gibt auf)
4. Hast Du sie schon gefragt, ob ihr die Stücke, die sie bei Dir spielt auch gefallen?
Und kennst Du ihre Lieblingsstücke, bzw. ihre Lieblingsmusik?
5. Die Schülerin sieht nicht die Notwendigkeit zu üben. (Schuld ist hier die Methodik des Lehrers)
Schülerinnen mit langen Fingernägel merken dann selbst, wenn ihre Fingernägel unter Umständen beim Klavierspielen zu lange sind. Diese kürzen sie dann auch.
:arrow: Außer wenn ihre Fingernägel wichtiger als das Klavier wäre.....
(Dieser Satz ist für Dich zum Überdenken)
Bei Erwachsenen, die es als Hobby sehen und fast keine Zeit haben zu üben, teilt man die Stunden durchaus auch 14tägig auf, weil die meisten es beruflich nicht schaffen das Erlernte innerhalb einer Woche einzuüben und so nehmen sie 14tägigen Unterricht.
Eine grundsätzliche Regel sollte das aber nicht sein. Ein Erwachsener, der unheimlich gut spielen will, braucht dann schon wöchentlich seinen Unterricht.
Als professioneller Klavierlehrer habe ich grundsätzlich nichts dagegen, wenn jemand privaten Klavieruntericht gibt, der dazu keine Ausbildung hat, solange es im privaten Rahmen bleibt. Voraussetzung ist aber, daß der Schüler, den man unterrichtet auch weiß, daß er von einem Laien unterrichtet wird und wenn er mehr lernen will einen professionellen Klavierlehrer aufsuchen muß.
Ich gebe ja auch Spanischunterricht und bin dafür kein Fachmann! :p
Da ist es genauso,.... solange sie keine Dolmetscherin werden will......:p
Liebe Grüße, Mario
Ich habe in meinem Musikleben schon sehr viele sogenannte Klavierpädagogen erlebt. Alles studierte Letue, die an Musikschulen oder privat unterrichten.
Aber ehrlich gesagt, keiner war wirklich didaktisch wirklich gut. Weder die Lehrer, die mein Sohn schon durch hatte (im wesentlichen zeichneten sich jene durch lange Krankheitszeiten aus), noch die dich ich hatte.
Meinen besten Unterricht hatte ich bei einer Kirchenmusikerin, durch deren Hände ganze Organistengenerationen gingen und der allergrößte Teil so wie ich tatsächlich Kirchenmusiker wurden.
Auch die Klavierlehrerin meines Sohnes (seine 4.), unstrukturiert, chaotisch, erklärt schlecht (liegt aber auch am polnischen).
Und was mir überhaupt bei allen Kindern die ich auch so im Chor erlebe bemerkt habe: Die lernen alle nicht WIE man übt. Die bekommen ein Stück auf, mit viel Glück wird es etwas im Unterricht besprochen und dann sollen sie üben. Ja aber wie? Manche Kidedr klimpern das einmal durch und meinen: ich habe geübt (und Erwachsene auch).
Wenn ich mit meinem Sohn die Stücke nicht systematisch durchginge (Parallelstellen, Chromatiken, Harmonien, Synkopen etc.), so dass man das Stück auch begreift, der wäre hoffnungslos verloren.
Er bekam das berühmte Wohltemperierte Klavier auf. Ohne Erklärung zur Entstehung (temperierte Stimmung, demonstration der Vorteile dieser Stimmung etc.). Gerade Präludium Nr. 1 ist ja nichts anderes als eine Ansammlung von Kadenzen (er weiß was Kadenzen sind, muss jede Woche welche üben). Dauernd verspielte er sich. Dann haben wir das Stück gemeinsam analysiert. Seitdem verspielt er sich kein einziges mal mehr. Mehr ncoh, von dem Moment an konnte er es auswendig. Er hätte das Stück noch wochenlang üben können - er hätte es nicht hingekriegt, weil er es nicht begriffen hätte.
Und ich halte Deinen Beitrag für die klassische Selbstüberschätzung eines Klavierlehrers, der meint er könne alles ausmerzen und lehren. Wenn der Schüler nicht mitzieht, dann kann man sich auf den Kopf stellen.
Manche Erwachsene finden es einfach nur schick, ein Instrument zu lernen.
Wobei ich Dir recht gebe, als Erwachsener ist wöchentlicher Unterricht eher unüblich.
Auch Lieblingsstücke.... Ich hatte mal eine Anfrage eines Erwachsenen, der Klavier lernen wollte. Er hat in einem Konzert das Tor von Kiew gehört - das wollte er auch spielen. Nach 3 Unterrichtsstunden hat er gemerkt, dass das wohl Jahre dauern könnte, er konnte ja noch nicht mal Noten.
Das war ein Extrem, aber viele Erwachsene wissen nciht genau was sie wollen, haben kein Ziel - wofür übe ich? Und entsprechend schwach ist der Ehrgeiz.
Denn ein Instrument mal ebenso lernen, das geht eben nicht.
Ich bin zum Glück nciht auf Unterrichten angewiesen. Es ist ein mühsames Geschäft.
LG Atra