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Hallo,
Ja, darum ging es mir. Wobei ich einschränkend sagen möchte: auf gute Technik kann gar nicht genug geachtet werden (darunter wird die Musik auch nicht leiden), wenn jedoch -aus welchen Gründen auch immer- das Tempo nicht dem musikalischen Ausdruck dient, sondern um damit vermeintliches Können vorzutäuschen, dann stimmt etwas nicht.
Wenn es sich denn wenigstens um Tempo-Perfektion handelt und nicht um Tempo-Murks, dann gehts ja noch. Man weiß ja nicht, wie gehetzt so manche Seele ist....:D
In diesem Zusammenhang komme ich nochmal auf die YT Videos zurück, also auf den hobbymäßigen Durchschnittsspieler, der aber ja durchaus auch Ambitionen hat, am Klavier eine gute Figur zu machen. Ganz abgesehen davon, dass diese Beispiele keinerlei pianistische Referenz sind, man sie sich natürlich nicht zum Vorbild nimmt und damit die Frage nach ihrer Relevanz im Raum steht ... - trotzdem kommt darin etwas zum Ausdruck, was vielleicht bei vielen Klavierspielern dazu führt, dass sie niemals wirklich schnell spielen können werden. Nämlich der in meinen Augen falsche Zugang zum "Schnellspielen". Ich habe beim Anhören dieser Art "Musik" den Eindruck, das ganze wäre geleitet von der Vorstellung, nur wer ein hohes Tempo vorlegt, sei ein guter Pianist.
Dabei geht es überhaupt nicht um die Frage, welche Tempi dem Werk vorgezeichnet sind und dass man diese einhalten muss (das ist, wie ich bereits mehrfach betonte, gar nicht Gegenstand der von mir erhofften Diskussion, da selbstverständlich!).
Gelungene hohe Tempi schmiegen sich nach meinem Verständnis sozusagen anstrengungslos in den musikalischen Ausdruck, alles ist am richtigen Platz, keine klangliche Orientierungslosigkeit. Auf den Lernprozess bezogen, bedeutet diese Zielsetzung für mich eine ganz andere Weichenstellung als ein Tempotraining um damit das erhoffte Können auf der Klaviatur unter Beweis zu stellen. Und sei es nur sich selbst.
Ich persönlich kenne das Gefühl schon, etwas nur langsam oder langsamer spielen zu können, wobei es laut Tempovorzeichnung etwas feuriger gehört. Oje, das klingt aber ziemlich stümperhaft denk ich mir dann.... (wer kennt das nicht?! :twisted:) Tja, ein Dilemma, lasse ich mich nun verleiten und spiele über meine Verhältnisse, komme damit der verbreiteten Vorstellung nach schnell=Können nach oder bleibe ich bei der Musik und übe geduldig über Monate und Jahre hinweg, bis eben meine Finger wie selbstverständlich dem Flügel alle kompositionstreuen Klänge entlocken können (oder auch nicht :D). Bislang schaffe ich es ganz gut letzteren Weg einzuschlagen. Auch weil ich merke, dass meine Finger nicht wirklich frei und flüssig spielen, ganz zu schweigen vom Klang, wenn ich unter der Voraussetzung übe "das muss schneller gehen".
Noch einmal: diese YT Videos lassen sich nicht wegdiskutieren, im Gegenteil, die Liste ließe sich beliebig verlängern, auch mit Beispielen aus dem Bereich "Einspielungen" in diesem Forum. Scheinbar ist die Verführung, schneller zu spielen als kontrollierbar, weil es zum "Können" dazu gehört (?), nicht sooooo selten.
LG, Sesam
Zitat von fisherman:Ging es nicht darum, dass S meinte, viele Interpreten würden zu sehr auf Tempo/Technik achten, statt auf Musik?
Ja, darum ging es mir. Wobei ich einschränkend sagen möchte: auf gute Technik kann gar nicht genug geachtet werden (darunter wird die Musik auch nicht leiden), wenn jedoch -aus welchen Gründen auch immer- das Tempo nicht dem musikalischen Ausdruck dient, sondern um damit vermeintliches Können vorzutäuschen, dann stimmt etwas nicht.
Zitat von fisherman:Und ob nun seelenlose Tempo-Perfektion zu diesem ziel führt?
Wenn es sich denn wenigstens um Tempo-Perfektion handelt und nicht um Tempo-Murks, dann gehts ja noch. Man weiß ja nicht, wie gehetzt so manche Seele ist....:D
Zitat von fisherman:Nun kommts aber: Ultraschnelles Spiel ist in höchstem Maße geeignet, Leute zu beeindrucken, die eigentlich gar keinen Zugang haben. Es entspricht also in der visuellen Kunst durchaus dem Schnellzeichner oder der fotorealistischen Malerei, die selbst die grössten Banausen noch zum Staunen bringt. Nun stellt sich die Frage: Ist es deswegen keine Kunst - oder ist esgar große Kunst.
In diesem Zusammenhang komme ich nochmal auf die YT Videos zurück, also auf den hobbymäßigen Durchschnittsspieler, der aber ja durchaus auch Ambitionen hat, am Klavier eine gute Figur zu machen. Ganz abgesehen davon, dass diese Beispiele keinerlei pianistische Referenz sind, man sie sich natürlich nicht zum Vorbild nimmt und damit die Frage nach ihrer Relevanz im Raum steht ... - trotzdem kommt darin etwas zum Ausdruck, was vielleicht bei vielen Klavierspielern dazu führt, dass sie niemals wirklich schnell spielen können werden. Nämlich der in meinen Augen falsche Zugang zum "Schnellspielen". Ich habe beim Anhören dieser Art "Musik" den Eindruck, das ganze wäre geleitet von der Vorstellung, nur wer ein hohes Tempo vorlegt, sei ein guter Pianist.
Dabei geht es überhaupt nicht um die Frage, welche Tempi dem Werk vorgezeichnet sind und dass man diese einhalten muss (das ist, wie ich bereits mehrfach betonte, gar nicht Gegenstand der von mir erhofften Diskussion, da selbstverständlich!).
Gelungene hohe Tempi schmiegen sich nach meinem Verständnis sozusagen anstrengungslos in den musikalischen Ausdruck, alles ist am richtigen Platz, keine klangliche Orientierungslosigkeit. Auf den Lernprozess bezogen, bedeutet diese Zielsetzung für mich eine ganz andere Weichenstellung als ein Tempotraining um damit das erhoffte Können auf der Klaviatur unter Beweis zu stellen. Und sei es nur sich selbst.
Ich persönlich kenne das Gefühl schon, etwas nur langsam oder langsamer spielen zu können, wobei es laut Tempovorzeichnung etwas feuriger gehört. Oje, das klingt aber ziemlich stümperhaft denk ich mir dann.... (wer kennt das nicht?! :twisted:) Tja, ein Dilemma, lasse ich mich nun verleiten und spiele über meine Verhältnisse, komme damit der verbreiteten Vorstellung nach schnell=Können nach oder bleibe ich bei der Musik und übe geduldig über Monate und Jahre hinweg, bis eben meine Finger wie selbstverständlich dem Flügel alle kompositionstreuen Klänge entlocken können (oder auch nicht :D). Bislang schaffe ich es ganz gut letzteren Weg einzuschlagen. Auch weil ich merke, dass meine Finger nicht wirklich frei und flüssig spielen, ganz zu schweigen vom Klang, wenn ich unter der Voraussetzung übe "das muss schneller gehen".
Noch einmal: diese YT Videos lassen sich nicht wegdiskutieren, im Gegenteil, die Liste ließe sich beliebig verlängern, auch mit Beispielen aus dem Bereich "Einspielungen" in diesem Forum. Scheinbar ist die Verführung, schneller zu spielen als kontrollierbar, weil es zum "Können" dazu gehört (?), nicht sooooo selten.
LG, Sesam
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