...das ist eine etwas holperige Logik: macht man´s richtig, ist man Abspielmaschine, macht man´s falsch, ist man nicht werktreu... ja was soll man denn tun?
Ich machs an der Intention des K. fest: Bartok hats penibel vorgegeben, also sollte ich es ERST MAL RICHTIG können - was ich später daraus mache, ist mein Bier. Muss ja nur mir gefallen.
Satie fordert von anfang an zu starker Interpretation auf - also ist eigentlich alles möglich, solange es den Grundgedanken widerspiegelt. Und da wirds m.E. richtig interessant: Rodriguez (?) hat hier mal die Gnossiene#2 eingestellt, die überhaupt nicht meiner Vorstellung von Saties Intention (nachdenklich, rätselnd) entsprach. Bei R war es mehr ein Tanz - aber: es war gut!!!!
Und ist es nicht genau diese mögliche Bandbreite, die den Reiz ausmacht?
Das geht mit der vermeintlich präziseren Sprache übrigens auch. Der eine trägt ein Gedicht oder Prosa so vor, dass es Dir glatt am A... vorbei geht - beim nächsten heulst Du Rotz und Wasser oder bist so berührt, dass es Dich wochenlang nicht loslässt.
Letzteres sollte das Ziel sein. BEWEGEN! Alles andere muss sich diesem Ziel unterordnen. Und ob nun seelenlose Tempo-Perfektion zu diesem ziel führt?
Die Betonung muss vermutlich auf Seele liegen - und Rolf, ich hab Dich spielen hören - bei Dir ist sie da. Immer.
Und nicht immer erfasst man die "Seele" sofort. Die von mir an anderer Stelle angeführte Inventio#4 von Tim Fellner ist ein gutes Beispiel. Am Anfang war da nur besagte seelenlose Technikprahlerei - aber mit der Zeit habe ich einen drängenden Sturm gespürt/gehört, der mich sehr berührt.
Wenn sich dieser Effekt nun nach oftmaligem Hören nicht einstellt: so bleiben zwei Möglichkeiten:
a) ich bin nicht reif genug, mir fehlt Wissen, Zugang, was auch immer
b) es ist Murks
Diese Frage wird sich aber nie beantworten lassen. Ich stand tief bewegt im Museum of Modern Art vor einer "rotgestrichenen Zimmermannslatte". Meine Frau erfreulicherweise auch. Aber 1.000 andere Leute haben/hätten nur den Kopf geschüttelt. Und dies unabhängig von jedem (Aus)-Bildungsaspekt.
Nun kommts aber: Ultraschnelles Spiel ist in höchstem Maße geeignet, Leute zu beeindrucken, die eigentlich gar keinen Zugang haben. Es entspricht also in der visuellen Kunst durchaus dem Schnellzeichner oder der fotorealistischen Malerei, die selbst die grössten Banausen noch zum Staunen bringt. Nun stellt sich die Frage: Ist es deswegen keine Kunst - oder ist esgar große Kunst.
Und ab da verabschieden wir uns gemeinsam in das lebenslange Philosophiestudium. Übrigens gibt die Philosophie auf diese Frage bis heute keine gültige, anerkannte Antwort, Und das ist auch gut so.