So, das liebe Ego hat sich wieder
, auf zum Showdown. So geht das Spiel wahrscheinlich weiter bis niemand mehr antwortet, oder ich mich beim besten Willen nicht mehr weiter runterziehen lasse im Niveau.
Wenn Du einen Klavierklang technisch nachbauen möchtest, ist es natürlich ein unzulässiges Vorurteil, das Ergebnis mit dem Klang eines Klaviers zu vergleichen.
Nein, es ist ein Vorurteil, wenn man synthetisches per se für schlecht hält, weil es synthetisch ist. Vor allem dann, wenn von jemandem hergestellt, der kein ausgebildeter Musiker ist und auch kein Tontechniker/Akustiker oder so, der behauptet erst seit ein oder zwei Jahren daran zu arbeiten und alles selbst zu machen, und zwar vollkommen anders und die üblichen Ansätze lautstark in Frage stellt. Ja, all dessen bekenn ich mich schuldig. Ich tue all das in besagter Weise, um tiefgreifend zu verstehen, und verstehen kann man am besten mit Learning by Doing. Nicht nur lesen und Klavierunterricht nehmen, auch Klang und Musik machen allein mit den Mitteln, die ich mir schon angeeignet habe, und wenn es die reinste, ungelenkste Dilettanz ist.
Was das Nachbauen betrifft, ist es zudem nicht ernsthaft mein Anspruch, soweit zu gehen, bis ein ausgebildeter Pianist nicht mehr unterscheiden kann zwischen akustischem Gerät und meinen Synthesizer. Nette Vorstellung, aber dann kann ich mir auch gleich vornehmen, loszulaufen den Everest zu erklimmen, selbstverständlich ohne Flieger, Zug oder LKW, Sherpas können andere führen, und in Basislagern macht' ich nur zum Abklatschen Halt.
Für mich ist der Weg das Ziel. Mir hilft es in der Tat nichts, wenn ihr mir sagt, mein Klang hätte so viel mit Klavier zu tun wie Trump mit weitsichtiger Politik oder sonst was. Ich hatte gehofft – verdammt, was nicht ist, ist halt nicht – hier zu lernen, was meinen Klang von dem eines Klaviers unterscheidet, nüchtern und reflektiert-analytisch. Sackig bin ich nicht, weil mich hier niemand über den grünen Klee gelobt hat (mit Lob kann ich eh nix anfangen, wenn ich was drauf gebe, ruh ich mich tendenziell gerne auf Lorbeeren aus), sondern weil ich zuviel mit einer ablehnenden Grundhaltung konfrontiert wurde und ich es leid bin mich dagegen zu wehren. Nach fünf Seiten sei nun endlich Schluss damit.
Das entspricht nicht der Erfahrung. Jedes fünftklassige Digitalpiano hat einen Hall an Bord. Wirklich ausschalten tut man den nur, wenn man gerade in der Kirche spielt.
Meines hat keins, entweder ist dessen Hall nicht abschaltbar, und so schwach, dass ich ihn beim besten Willen nicht höre, oder es ist sechstklassig. Wenn Hall obligatorisch wäre, hieße das nicht, dass es keine Open-Air-Pianokonzerte gibt, weil der Klang "nicht akzeptabel" wäre? Beim Klavierspiel in einem unbegrenzten Raum, wo der Schall nicht als "Hall" zurückkehrt, also nur der Direktschall zum Hörer findet, müsste der Klang ja dann auch unecht wirken. Wird akustisches Piano deswegen nur in geschlossenen Räumen gespielt, weil sonst der Nachhall fehlt? Dachte bisher, dass es nur nicht draußen gespielt wird, weil es schlecht transportabel ist.
Mal eine Analogie: Seifen schäumen nur deshalb, weil die werte Käuferschaft Schaumbildung mit Reinigungskraft verbindet. Obwohl das eine mit dem anderen gar nichts zu tun hat, hat mir mal ein Chemiker erklärt. Die Seifenindustrie mischt nur aus einem einzigen Grund schaumbildende Stoffe bei, namlich weil die Kunden es so gewohnt sind.
Ich kann mir gut denken, dass das beim Hall ähnlich ist. Jahrhundertelang gab und gibt es Konzerte in geschlossenen Räumen, die Klangproduzent(en) und Publikum umfassten, und wo es nur natürlichen Hall gab dadurch, dass die räumlichen Gegebenheiten mit dem Klavier "interagieren" und Hall entsteht. Mit Aufkommen der Konservierung von Musik auf Schallplatte, Kassette, CD und Audiodatei, blieb es zunächst dabei, denn die Aufnahmetechnik ist ja im Prinzip nichts anderes als ein technisch nachgeahmtes Ohr in Verbindung mit einem Speichermedium. Und auch bei der Zusammenstellung von Samples, die von einem Digitalpiano auf Tastendruck abgerufen werden, ist es nicht anders. Erst mit der algorithmischen Klangkalkulation stellt sich die Frage, ob Nachhall sein soll, man hat plötzlich die Wahl. Und ich habe mich dagegen entschieden, und mag das unüblich sein, hab ich kein Problem mit. Ich möchte nichts dem Klang hinzufügen, ehe ich zuerst verstanden habe, warum – das Wie ist zweitrangig.
Im besagten Buch "Physics of the Piano" habe ich heute gelesen über die Oktavstreckung, die ich noch nicht berücksichtigt habe, das hole ich viel bereitwilliger nach als irgendwelche Filtereffekte reinzupfuschen. In der Natur gibt es keine Filter. Hall, bleibt meine Überzeugung, hat in meinem Programm nichts zu suchen. Benutzer, wenn es je andere gibt außer mir, können die resultierenden Ausgabedateien gerne an richtige DAWs verfüttern und da weiter "veredeln".
Neben den transienten in der Attack-Phase haben Klaviere auch die Eigenart, dass die Obertöne gespreizt sind. Der 16. liegt schon AFAIk einen Viertelton höher.
Genau. Dass ich die Saiteninharmonizität berücksichtigt habe, ersiehst du aus dem
Teiltonverlaufsdiagramm, das ich in meinem
zweiten Beitrag in diesem Thread anhängte, allerdings noch mit Bugs drin, war halt ne frühe Version, die aktuelle Ausführung wie oben gehört hab ich hier noch mal angehängt:
Sack Zement, dass du es nicht raushörst, aber Programmierfehler sind nicht ausgeschlossen, vielleicht sind diese Abweichungen von der Naturtonreihe nur im Diagramm, nicht in der Soundausgabe. Aber das hatt ich doch getestet ...
Wie dem auch sei. Wer will, mag den Thread weiterführen, denn ich Labersack will eh immer das letzte Wort haben. Aber muss auch nicht sein, ehrlich, ich les euch lieber in den vielen anderen interessanten Threads.
Friede und so,
tasteur