Was genau ist für dich daran das Martyrium?
Ich weiß übrigens noch, wie ehrfürchtig ich bei meinem ersten Meisterkurs vor fast 10 Jahren (!) bei Feuchtwanger war. Heute hat sich meine Ehrfurcht für fast sämtliche Personen aufgelöst, denn
übermäßige Demut (wie sie z.B. im asiatischen Raum teilweise praktiziert wird) geht mir auf die Nerven, egal ob ich die Demütige bin oder die Gedemütigte... äh, ich meine, die Bewunderte...
Also im ernst: Was bleibt, ist Respekt vor dem Menschen und seinem Lebenswerk und auch vor seiner Meinung. Allerdings heißt das für mich nicht, dass ich sie einatmen und bedenkenlos übernehmen muss, und es heißt für mich eigentlich auch nicht, dass ich keine Fragen stellen darf - und zwar echte, bedenkenswerte, keine Verständnisfragen oder Fragen nach dem Fingersatz.
Mit dieser Einstellung überlebt man ziemlich viel einigermaßen unbeschadet. Und es ist ja auch gut zu wissen, was einem nicht so zusagt. Gleichzeitig ist es sehr wohltuend, manchmal sanft dazu gezwungen zu werden, bestimmte Gedanken ernsthaft zu denken, das heißt auch, bestimmte Dinge musikalisch umzusetzen, die man niemals von allein machen würde (z.B. die Toccata so lahm spielen).