Individuelle Motivationsgründe für die eine oder andere Instrumentenwahl gibt es sicher zahlreiche, und das ist auch gut. Mag sein, dass mancher Käufer (zu) unbedarft an die Sache herangeht. Oftmals sind es bestimmt auch Zufälligkeiten, die eine Kaufentscheidung beeinflussen. Die Ratschläge hier im Forum sind sicher meistens sehr nützlich. Man kann nur gelegentlich den Eindruck erlangen, dass z. B. - falls es ein Autoforum wäre - nur 8-Zylinder-Fahrzeuge respektiert werden und Unverständnis darüber vermittelt wird, wie sich jemand mit weniger begnügen kann.
Bestimmt gibt es Flügel, die überwiegend dekorativen Zwecken dienen. Das mag bei preiswerten kleinen Exemplaren der Fall sein, bestimmt aber auch bei manchem "Schlachtschiff".
Wer 50.000 bis 60.000 Euro für einen neuen S-155 ausgibt, kann dafür auch einen neuwertigen B-211 oder bestimmt auch gar den nicht schlechtesten gebrauchten D-274 bekommen. Und hier würde ich diesen Käufern sogar zutrauen, dass ihnen das durchaus bewusst ist und sie nicht aus Unkenntnis handeln. Doch es will bestimmt nicht jeder vernünftige Mensch unbedingt ein "Monstrum" in den heimischen vier Wänden beherbergen. Mit Monstrum meine ich hier ein Instrument, dass viel Platz beansprucht und dominanter ist als sich dies manch einer dauerhaft wünscht.
Nicht in jedem "Steinway-Haushalt" werden regelmäßig pianistische Höchstleistungen vollbracht, die einen Salon- oder Konzertflügel unabdingbar machen. Zum Lernen, Üben und den üblichen Hausgebrauch reicht der S-155 m. E. allemal. An der Spielart und dem Klang dieses Instruments dürfte es m. E. in den seltensten Fällen liegen, falls das Klavierspiel nicht gefällt, stattdessen wohl eher an mangelnden pianistischen Fähigkeiten. Und für die Bemühungen, diese zu erlangen, ist der S-155 sicher nicht das schlechteste Handwerkszeug. Hier sollte man m. E. mal auf dem (wahrlich nicht minderwertigen) Teppich bleiben und gesundes Augenmaß behalten.