Das scheint mir der entscheidende Satz an diesem Punkt der Diskussion zu sein. Der Klavierbauer kann Dir Auskunft über den technischen Zustand geben, Dir aber nicht die ästhetische Entscheidung abnehmen. Und da sind die Unterschiede erheblich: Blüthner kultiviert seine dezidiert romantische Tradition, Steingraeber geht eher ins "brillante"
Ich glaube, so langsam komme ich auch meinem Zögern auf die Spur. Ich war heute noch mal bei einem Blüthner-Händler, um zu testen, ob mir das Modell D 116 überhaupt zusagen würde, bevor ich den weiten Weg auf mich nehme. Ich weiß auch, dass Klavier nicht gleich Klavier ist und das angebotene D 116 ganz anders sein kann, als das, welches beim Händler steht. Aber ich wollte mir einfach noch mal den Grundklang von Blüthner intensiv anhören.
Was soll ich sagen, das D 116 war in Ordnung; viel, viel toller aber fand ich das C 118. Das hätte ich sofort gekauft. Kostet neu aber nur schlappe 15000 Euro

Vom 122er aufwärts reden wir jetzt auch lieber gar nicht mehr.
Also Fazit: Dieser Blüthner-Klang sagt mir ungemein zu. Für mich erklärt sich das so: Ich habe als Kind an einem uralten schwarz, polierten Blüthner-Konzertklavier gelernt, noch mit Elfenbeintasten. Das Instrument klang auch so ungemein warm und voll.
Jetzt verstehe ich auch, warum ich das Steingraeber zwar sofort toll fand, aber die ganze Zeit irgendwie irritiert war und immer noch zögere. Ihr müsst wissen, dass ich schon ewig auf keinem Klavier mehr gespielt habe. Offensichtlich habe ich den unglaublich guten und brillanten Klang des Steingraeber im Vergleich zu den anderen beim Händler vorhandenen Klavieren direkt herausgehört (immerhin

. Aber der Klang ist halt total gegensätzlich zu dem, was ich als Kind gewohnt war. Tja, das wäre nun auch geklärt. Jetzt muss ich nur noch für mich entscheiden, ob ich den brillanten Steingraeber-Klang toller finde, oder ob ich lieber ein Instrument suche, das dem aus meiner Kindheit nahe kommt. Als ob das alles nicht schon kompliziert genug wäre
Der Gebraucht-Markt für Blüthner-Klaviere aus den 90ern ist wahrscheinlich auch nicht so groß. Wie die Verkäuferin meinte: "Wer sich ein Blüthner kauft, der kauft es fürs Leben. Warum sollte er es wieder verkaufen?" Na ja, und die Neupreise liegen außerhalb jeder Reichweite ;-(
Also muss ich die Blüthner, nachdem ich sie neu entdeckt habe, wohl gleich wieder abhaken, wie blöd. Die Verkäuferin empfahl mir dann noch die Seiler-Klaviere mit der Begründung, wenn mir Blüthner gefalle, würden mir diese Klaviere auch zusagen. Hatte sie in gewisser Weise auch Recht, Seiler Primus 116 war schön, das 122er noch eine Spur voller. Und von Seiler gibt es ja wohl auf dem Gebrauchtmarkt mehr Instrumente und auch günstiger.
Nichtsdestotrotz gehe ich Anfang der Woche noch mal zu dem Steingraeber, bis dahin steht die Reservierung. Ich schau jetzt einfach mal, wie es nach dem Blüthner-Erlebnis auf mich wirkt. Wenn ich es immer noch toll finde, dann soll es das wohl wirklich sein und die aufreibende Suche hätte ein Ende. Wäre wirklich schön. Dann hätte ich endlich mein Klavier! Andererseits macht die Suche auch Spaß: So viele unterschiedliche Instrumente anzuspielen, wann macht man das schon mal, es ist unheimlich interessant. Wenn ich diesen Blüthner-Klang so mag, sollte ich mir vielleicht auch mal bei einem anderen Klavierbauer alte restaurierte Instrumente anschauen, wer weiß?
Aber trotz aller Freude am Suchen, das eigentliche Ziel ist ja, dass am Ende ein Instrument bei uns im Wohnzimmer steht. Wann das wohl sein wird
LG ClaraElise