Jein. - Gerade weil wir vom Schicksal begünstigt und geradezu geküsst sind, sind wir uns Selbstkritik schuldig.
Gegen Selbstkritik habe ich nichts. Gegen die Kritik am bösen Unter-mir-Wohner, der es doch so einfach hat im Leben, schon. Du scheinst ja selbst in dem Haus zu wohnen, in dem der von Dir beschriebene Wohnungsbeschenkte lebt. Was wäre Dir denn lieber gewesen - dass Vater für die 1.2 MEUR irgendwo ein Aktienpaket kauft und den Sohn in 1.5 Zimmern zur Miete wohnen lässt? Das ist finanziell wahrscheinlich unwirtschaftlich.
Und dann diejenigen, die überproportional Wohnraum beanspruchen, Mieten hochtreiben, CO2 rauspusten und andere Ressourcen aller Art verpulvern, als gegen Kritik immun anzusehen, ist vielleicht doch nicht ganz richtig.
Wer ein Haus baut und darin wohnt, "beansprucht" weder Wohnraum, noch treibt er irgendwo die Mieten hoch. Im Gegenteil - er trägt zur Entlastung des Mietmarktes bei, weil er Angebot schafft und gleichzeitig Nachfrage nach Mietwohnungen aus dem System rausnimmt.
Ist Deine Wohnung CO2-seitig so viel besser als seine?
Wahrscheinlich lebt die komplette westliche Welt massiv auf Kosten anderer, vulgo asozial. Aber dann Kritik an den Allerasozialsten unter uns FDP-mäßig als Neiddebatte abzutun, heißt doch eigentlich, Selbstkritik ganz systematisch abschmettern zu wollen.
Nein. Aber wer Vermögen aufbaut und in Form von Wohneigentum innerhalb der Familie weitergibt, dabei auch noch einen Flügel von einem renommierten Hersteller anschafft, der in Deutschland gefertigt wird, bekommt dafür keine Schelte von mir.
Da schon lieber Jachtbesitzer und Privatjetarschlöcher beschimpfen und sich im Grunde des Herzens ehrlicherweise heimlich ein kleines Stückchen selbst mitmeinen, als das alles als naturgegeben hinzunehmen oder auch noch zu beklatschen ... Ob man gut Klavier spielen kann, das ist ne relative Sache, je nachdem, womit man sich vergleicht - alles relativ. Reich ist einer immer nur in dem Maße, wie der andere arm ist. Sich da kritiklos mit den Allerreichsten gemein machen?
Die "Allerreichsten" ist ein dehnbarer Begriff. Meine Wahrnehmung ist, dass auf der sinnvollen Diskussion zur dringenden Minimierung des CO2-Ausstoßes eine Menge Neidhammel und Miesepeter mitreiten, die überhaupt nichts zur Lösung des Problems beitragen, aber endlich ein Ventil für ihren Klassenhass gefunden haben. Was, wenn Vati das Geld mit Windkraft verdient hat und nun altersvorsorgend in einer Wohnung anlegt? Interessiert das bei den Klassenhassern überhaupt jemanden?
Interessant, welche Welle so ein selten gespielter, neuwertiger Steinway hervorrufen kann. Wäre die häufige Nutzung im Hinblick auf die Ressourcenschonung nicht das schlechtere Verhalten gewesen?