Nein. Es wird ja überall groß propagiert, dass es GUT für das Kind sei, in eine Krippe gegeben zu werden!
Wenn eine Krippe einen Betreuungsschlüssel hat wie die meisten (also NICHT eins zu zwei oder eins zu drei) und die Erzieher nicht qualifiziert für diese Altersgruppe sind, ist es nicht nur aus meiner Sicht sehr schädlich, ein Kind täglich in diese Krippe zu geben. Brisch sagt in dem Interview, dass in gut geführten Krippen, in denen das Kind eine positive Bindung zu einer Erzieherin aufbauen kann, die Fremdbetreuung allerdings absolut positiv für die Entwicklung und Situation des Kindes ist. Es kommt immer auf die
Qualität der Betreuung an und darauf hinzuweisen, war mir in meinen Beiträgen wichtig. Neben der Qualität spielt für die positive Entwicklung auch die Menge der Zeit, die das Kind in der Krippe verbringt, eine Rolle - sieht das Kleinkind seine Eltern kaum oder wenig, wird es zu ihnen keine stabile Bindung aufbauen können und man kann sich denken, wo das hinführt.
Ich höre bei "Krippe ja/nein" - Diskussionen übrigens durchaus oft das Argument, dass dort auch Kinder gefördert und gestärkt werden, die in sehr problematischen Familien aufwachsen. Auch bei der Einführung der Ganztagsschule ist das ein sehr wichtiges Kriterium gewesen. Auch das letzte Kindergartenjahr z.T. verpflichtend zu machen, fußt auf solchen Überlegungen.
Früher wurden Kinder auch nicht nur von den eigenen Eltern betreut - der schöne afrikanische Spruch "Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen" trifft es ganz gut. Und doch: weiß denn niemand mehr hier, wie es früher war??? Ich wundere mich, dass hier das alte Rollenmodell auf so viel Zuspruch stößt. Weiß niemand mehr von der Enge und den hierarchischen Strukturen der damaligen Familien? Meine Mutter hat es damals zutiefst bereut, ihren Beruf aufgegeben zu haben und man kann in manchen Berufen eben nicht nach 20 Jahren mal eben wieder einsteigen.
Geduld ist gefragt. Man kann Schulden machen und immer alles jetzt gleich sofort "abgreifen" - oder man kann sich in Vorfreude gedulden. Und danach angst- und sorgenfrei genießen. Das gilt auch für das Leben mit Kindern.
Lieber fish,
so sehr ich in vielem deiner Meinung bin: gerade in gut bezahlten Berufen ist es für Frauen fast unmöglich, nach Jahren wieder einzusteigen. Das geht alles bei selbständigen Berufen oder bei Berufen, bei denen Mangel herrscht (Krankenschwester, Pflegekräfte, .....). Bist du als Frau (auch als Mann) aber in einer Position, die in der Wirtschaft etabliert ist und mit der du sehr gut verdienst, ist es fast unmöglich, dort wieder Fuß zu fassen. Ein Grund, warum Frauen in Chefetagen und hohen Positionen nur sehr selten Kinder haben. Verdient deine Frau gut? Ich als Klavierlehrerin bin sehr dankbar über die wunderbare Vereinbarkeit meines Berufs mit meinen Vorstellungen von Kindererziehung. Aber verdiene ich gut? Nö. Dürfen wir Frauen also nur dann Berufe auswählen, die kompatibel sind mit Kindern? Dürfen wir nicht nach unseren Interessen und Neigungen/Begabungen gehen? Wenn ich mich für Finanzen etc. interessiere und auch noch sehr gut in meinem Job bin, was ist, wenn ich gern Kinder haben möchte? Soll ich gezwungen sein, meinen Job zu kündigen und mich später beispielsweise als Sekretärin zu verdingen? Ist so etwas im Interesse des Staates, der in meine Schulbildung, meine Ausbildung, mein Studium eine Menge Geld investiert hat? Wenn ich als diese Frau gern zwei bis drei Kinder haben möchte, bei jedem Kind aber drei Jahre zu Hause bleiben will, bin ich locker sechs Jahre aus meinem Beruf raus, was eine Menge Zeit ist. Wäre es nicht sehr sinnvoll, wenigstens ein bisschen in diesen drei Jahren zu arbeiten, um den Anschluss nicht zu verlieren, abgesehen davon, dass Frauen auch gern mal andere Arbeiten als Kochen, Waschen .... machen? Das ist leider oft nicht möglich und das dient keinem. Meine Schwägerin, wie mein Bruder ebenfalls Geigerin, würde sehr gern Teilzeit arbeiten mit den drei Kindern. Leider ist das nicht möglich, denn dann ist der Anspruch auf die volle Stelle für immer weg. Später ist das volle Gehalt aber sehr wichtig, sonst kann man schlicht auf Dauer die Familie nicht ernähren. Die ersten drei Jahre bei jedem Kind konnten sie sich eine Stelle teilen, was in Deutschland geradezu ein Wunder ist - beide konnten so für ihre Kinder da sein. Aber nach dem 3. Lebensjahr muss man sich entscheiden - volle Stelle oder Teilzeit für immer. Ich kenne so viele Beispiele ..... .Deine Frau muss nicht so viel verdienen, denn das Geld bringst du herein. Bei vielen Familien sieht das ganz anders aus.
Übrigens hat meine Schwester vor 25 Jahren auch aufgehört zu arbeiten, um sich um die drei Kinder zu kümmern - in ihrem Umfeld war das völlig normal. Fast alle waren Hausfrau.
Liebe Grüße
chiarina
P.S.: Ich bin nicht der Meinung, dass man eine "Emanze" ist, nur weil man als Frau gern Kinder haben
und in dem Beruf arbeiten möchte, den man aus Interesse oder sogar Leidenschaft ergriffen hat.