@Gomez de Riquet
Mir ist bewusst, dass ich Dir sprachlich nicht gewachsen bin. Deine Formulierungen sind klasse, und wenn der letzte Abschnitt nicht gewesen wäre, hätte ich vielleicht sogar ein Like gegeben.
Ich möchte gerne folgendes anmerken:
Je drei Witze über bestimmte Erdbevölkerungs-Subsegmente:
alternativ pigmentierte Mitmenschen subsaharischen Ursprungs
Mitmenschen weiblichen Geschlechts
Anhänger mosaischen Glaubens (teilweise assimiliert)
Mitmenschen männlichen Geschlechts
genetisch unreine Nachfahren der Mitmenschen südgermanischen Ursprungs
Die Witze stammen überwiegend aus dem Milieu der Betroffenen selbst. Es gibt bessere (i.e. wesentlich schärfere), die mir aber zu erzählerisch-lang waren. Ich wollte es kurz und präzise haben.
Wenn sie noch logisch zu denken imstande sind - vor lauter Schnappatmung -, können die sich hier mit der üblichen Betroffenheitspose und dem üblichen Empörungstremolo in Szene Setzenden nicht begründen, warum eine der "Minderheiten" schutzwürdiger ist als die andere (am ehesten ließe sich das für die Anhänger mosaischen Glaubens diskutieren - plus der Zusatzfrage, ob ein Nachfahre der Mitmenschen südgermanischen Ursprungs solche Witze erzählen darf...).
Wenn man die eigene Geschichte ausblendet und die Geschichte und die Erfahrungen und Befindlichkeiten der anderen auch, dann hast Du vollständig recht. Jede Gruppe hat das gleiche Recht auf Schutz. Jede Gruppe hat das gleiche Recht oder auch Nicht-Recht, sich über jede Gruppe lustig zu machen. Jeder darf über jeden jeden Witz reißen. Oder auch nicht. Wenn man die eigene Geschichte ausblendet und die Geschichte und die Erfahrungen und Befindlichkeiten der anderen auch.
Keiner dieser Witze impliziert automatisch Haß, Diskriminierung, Verachtung. Es kommt darauf an, wer ihn wie erzählt.
Das ist richtig und wichtig. Und deshalb ist es ein Unterschied, ob z.B. ein Anhänger mosaischen Glaubens
diesen ADHS-Witz erzählt oder ein
Anhänger einer der braunen Gruppierungen. Die Intention dahinter ist dann nämlich eine völlig andere. Und deshalb sollte, bevor ein Witz erzählt oder für gut befunden wird, auch mal darüber nachgedacht werden, wie er aufgenommen wird. Unter Umständen impliziert dieser Witz nämlich dann doch Haß, Diskriminierung, Verachtung, ...
Diese Witze lassen auch als Selbstkritik verstehen oder als ironischen Umgang mit dem jeweils schwierigen Lebensalltag; insofern dienen sie der ganz normalen Streßbewältigung.
Das trifft aber nur zu, wenn man selbst der Gruppe angehört, über die gerade der Witz gemacht wird. Oder wenn man von der Thematik selbst betroffen ist, und zwar nicht als Erzähler des Witzes, sondern als Subjekt.
Im Weltbild des - ich nenne ihn jetzt mal so - Gutmenschen darf es das nicht geben. Für ihn gibt es keine Grautöne, keine Ambivalenzen, so wie im wirklichen Leben. Der Gutmensch ist ein Ideologe, er kennt nur schwarz oder weiß - quod erat demonstrandum -; er hält sich für den (einzig legitimierten) Vorkämpfer für das strahlende Weiß und behält sich das Recht vor, jeden, der sich nicht seinen Sprachregelungen und Tabuisierungen unterwirft oder der irgendwie sonst aus seiner kleinen Welt herauspurzelt, zu - na was wohl? zu diskriminieren.
Und mit diesem Abschnitt diskriminierst du nun leider auch, und zwar diejenigen, die so bequem in das Mäntelchen "Gutmensch" passen. Und damit ist dann auch gleich der Diskussionstöter gebracht.
Mit "Gutmenschen" kann man ja nicht diskutieren, die sind ja alle ideologisch dermaßen verblendet, dass sie gar nicht mehr zu retten sind. Diese uneinsichtigen Agitatoren wollen alle ihrer Weltsicht anpassen oder sie gleich mundtot machen. Über ihre schwarz-weißen Ansichten muss man nicht nachdenken. Da findet sich sowieso nichts, was vielleicht doch ein wenig stimmen könnte.
Ich bin ganz sicher, dass es Dir bewusst ist, dass mit der Etikettierung "Gutmenschentum" Personen es besonders schwer gemacht wird, als gleichberechtigte Diskussionspartner mit ernstzunehmenden Ansichten wahrgenommen zu werden.
Wenn ich mich irren oder etwas übersehen haben sollte, würde es mich freuen.