Repertoire aufbauen, mittelschwer, welche Stücke gehören unbedingt hinein?

trialogo

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Welche ca. 100 mittelschweren Stücke sollte Mensch in seinem Leben gespielt haben?

Ich würde mir gern ein Repertoire aufbauen, doch die Auswahl erschlägt mich. Voraussetzung ca. 12 Jahre Unterricht in Kindheit und Jugend, ca. 20 Jahre Pause, jetzt seit etwa 4 Jahren wieder.

Freue mich über Anstöße, Ideen und Erfahrungen:-)
 
Was willst du? Willst du tolle Entdeckungen machen? Oder willst du in erster Linie Erwartungen anderer erfüllen? In jeder Epoche gibt es Juwelen, die nur Kenner kennen. Dann gibt es Hits, die entweder besonders bekannte Melodien tragen oder die besonders virtuos - sprich schwer sind.
Meine Komponistenschwerpunkte sind JSBach und György Ligeti, aber habe auch ausgewählte Edelsteine aus anderen Epochen. Welche faszinieren dich?

Grüße
Manfred
 
In Deinem Ausgangspost liegt für mich so etwas wie ein Widerspruch zwischen "Mensch" (="man" oder so ) und "ich".

Bei dem "Mensch" würde ich eher so Aussagen verorten wie "ja mindestens ein Präludium und eine Fuge von Bach und eine Nocturne, ein Prélude, eine Mazurka von Chopin, einen Tanz von Schubert, die "Facile" von Mozart usw. usf., kurz gesagt, es geht um so etwas wie die Frage eines Kanons (wie in der Literatur).

Hilfreich dafür könnten meiner Meinung nach Sammelbände sein à la "Am Klavier" von Henle, "Faszination Klassik" in drei Bänden usw. Meistens kann man die Inhaltsangaben im Netz anschauen und sich dann die Stücke in YouTube anhören.

Dann kommt aber das "ich" und das ist ja nicht automatisch deckungsgleich mit einem (wie auch immer didaktisch und musikhistorisch und ... begründeten) Kanon. Da geht es nur um Dich und das, was Dir gefällt. Von daher finde ich es auch schwierig, jetzt einfach so Werke zu nennen.

In "Das Pianobuch für Neugierige" finden sich Anregungen, teilweise abseits des sattsam Bekannten, ebenso in "Erste Konzertstücke IV" und "Favourite PIano Classics", beide vom Könemann Verlag.

Immer wieder lesenswert ist auch Klaus Wolters, Handbuch der Klavierliteratur., trotz der Defizite in der moderneren Musik, der manchmal etwas apodiktischen Urteile und des altertümlichen Männer-/Frauenbildes.

Zum Schluss möchte ich Dir noch ein paar Stücke nennen, die mir in den letzten Jahren sehr gut gefallen haben und die weniger bekannt sind:

- Albéniz, Capricho Catalán (aus op. 165, da gibt es auch andere schöne Stücke)
- Honegger, Sept pièces brèves, die Nr. 1
- Glière, Rondo (aus op. 43)
- Fauré, Dolly Suite, daraus "Berceuse" und "Le pas espagnol" (vierhändig)

Als Kind hat mir im Anfangsunterricht übrigens Henk Badings gefallen - von dem spricht heute niemand mehr.

Nichtsdestotrotz finde ich das ein interessantes Thema. Was sagen die Klavier-Lehrkräfte hier im Forum dazu?
In der Literatur hat jedenfalls die Kanonfrage immer wieder für Debatten gesorgt. Ich glaube, ich irgendwo noch einen alten "Zeit"-Artikel dazu herumliegen.
 
Wieso 100 Stücke? Und gespielt haben ist nicht gleichbedeutend mit "im Repertoire haben".
Für einen Amateur sind solche Stücke doch nur Durchläufer, d.h, sie werden eine Zeit lang zu jeder Gelegenheit gespielt, dann kommen immer wieder neue Stücke hinzu und schwupps, ist das einst geliebte Repertoire-Stück vielleicht nicht vergessen, aber uninteressant geworden. Man entwickelt sich halt (hoffentlich) weiter. Mittelschwer ist auch so ein schwammiger Begriff. Wie schwer etwas für einen selbst ist, ändert sich doch im Laufe der (Übe-) Zeit dauernd!?
 
Kurz und schmerzlos:

1. Für Elise, Beethoven
2. Türkischer Marsch, Mozart
3. Präludium C-Dur, Bach
4. Flohwalzer

Der Rest ist egal.

CW
 
5. Mondsüchtigen-Sonate.
6. Ballade pour Affenzahn
7. Revolutionsetüde
....
 
Als Kind hat mir im Anfangsunterricht übrigens Henk Badings gefallen - von dem spricht heute niemand mehr.
Von dem langjährigen Stuttgarter Hochschullehrer aus den benachbarten Niederlanden gibt es eine Menge Literatur in allen Schwierigkeitsgraden:



Machbar wäre das angesichts des vorgegebenen Leistungsstands wohl.

LG von Rheinkultur
 
Für einen Amateur sind solche Stücke doch nur Durchläufer, d.h, sie werden eine Zeit lang zu jeder Gelegenheit gespielt, dann kommen immer wieder neue Stücke hinzu und schwupps, ist das einst geliebte Repertoire-Stück vielleicht nicht vergessen, aber uninteressant geworden. Man entwickelt sich halt (hoffentlich) weiter.
Das ist ja gerade die Freiheit des Amateurs, die Schwerpunkte selbst wählen zu können und eben NICHT vorrangig fremde Erwartungen erfüllen zu müssen. Wenn Leistung gefordert wird, etwa bei Prüfungen und Wettbewerben, dann gibt es klare Vorgaben, die man gefälligst zu erfüllen hat, um in den Genuss der angebotenen Auszeichnungen und Fördermaßnahmen zu kommen.

Ich verstehe aber, was gemeint ist. Angesichts der gigantischen Fülle vorhandener Literatur sehnt sich mancher nach Vorgaben, die eine gewisse Auswahl ermöglichen. Kein Problem: Bei "Jugend musiziert" gibt es beispielsweise sowohl Literaturempfehlungen als auch Teilnehmerlisten, auf denen die tatsächlich gespielten Stücke aufgeführt sind. Wer ein wenig stöbert, hat da nach kurzer Zeit eine Mischung aus bekannteren Sachen und nicht so weit verbreiteten Kompositionen zusammen, mit der man schon eine Zeit lang beschäftigt ist. Die Entscheidung, was einem mehr oder was einem weniger zusagt, kann man sowieso nicht anderen überlassen.

Wie schon angedeutet, ist die Situation beim professionellen Musiker, der damit Geld verdienen will, zwangsläufig eine andere. Wenn jemand zum Beispiel als Klavierlehrer gegen Bezahlung tätig werden will, sollte sich in der zu vermittelnden Literatur sicher zurechtfinden können und entsprechend vieles selbst in guter Qualität praktisch beherrschen, was nicht bedeutet, jede der zweiunddreißig Beethoven-Sonaten ad hoc perfekt zu beherrschen. Aber darum geht es ja hier gar nicht.

LG von Rheinkultur
 

Danke für sie bisherigen Empfehlungen. Welche 100 Stücke sollte Mensch im Leben gespielt haben ist angelehnt an welche 100 Bücher, welche 100 Sehenswürdigkeiten etc. ...mir macht die Stückeauswahl oft Kopfzerbrechen, da ich vieles schon gespielt habe, aber wieder vergessen, vieles spielen kann von der Technik her und mir viels aus allen Epochen gefällt, die Auswahl an mittelschweren Stücken ist einfach gigantisch und bedeutet eigentlich jedesmal Überforderung. Jetzt möchte ich mir halt eine Liste von Stücken anlegen, die ich im Laufe meines restlichen Lebens lernen möchte und auch so, dass ich sie ohne großen Aufwand wieder reanimieren kann und eben nicht vollständig vergesse. Dafür wollte ich mir hier gern Inspiration holen.
 
Fang doch an mit:

Bach: 1 Präludium und Fuge, 1 Suite
Haydn: 1 Sonate
Mozart: 1 Sonate
Beethoven: 1 Sonate
Schubert: 1 Sonate
Schumann: 1 Zyklus (z.B. Kinderszenen, Papillions)
Brahms: 1 Opus mit Klavierstücken
Grieg: 1 aus den lyrischen Stücken
Chopin: 1 Ballade und 1 Etüde
Mendelssohn: 1 Lied ohne Worte
Liszt: 1 Etüde (z.B. Gnomenreigen)
Rachmaninov: 1 Prélude und 1 Etüde
Scrjabin: 1 Prélude und 1 Etüde
Debussy: 1 Prélude oder 1 Suite (z.B. Bergamasque)
Ravel: Sonatine
Albéniz: Irgendwas aus Iberia
Prokofiev: 1 Sonate (z.B. 3.)
Schostakowitsch: 1 Präludium und Fuge
Berg: Sonate
Messiaen: 1 aus den Vingt Regards
Ligeti: 1 Etüde

So ähnlich kannst du dann auch mit Kammermusik, Liedern und Konzerten vorgehen.
Wenn du damit fertig bist, kann ich dir noch ein paar andere Sachen empfehlen. :-D
 
Weiß ich doch, auch wenn ich keins von den Stücken jemals auch nur in halbem Tempo spielen könnte. War doch nur Übertreibung
 
Was “Mensch” gespielt haben sollte, ist mir als Amateur völlig wurscht. Wenn ich im Konzert oder im Radio ein Stück höre, das mir gefällt, dann ist die Frage, ob es für mich “machbar” ist. Wenn ich die Frage mit ja oder eventuell beantworten kann, mach ich mich dran, ansonsten lass ich’s. So einfach ist das.


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@Stilblüte , so in der Art erstelle ich mir gerade eine Liste, angefangen von Bach bis Spätromantik, neuere Sachen habe ich bisher nie gespielt und kenne mich nicht aus.
 

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