Bestimmt hatte er mehrerlei Gründe. ...
Einer war, dass er ein Möger alter Klaviere war, denen er mit jeder Faser seiner Seele verbunden war. Man mache sich klar, dass der Gussrahmen eine US-Entwicklung für Klaviere war, Alpheus Babcock in Boston, 1825. Und mit US-Pianos "hatte" er es auch eh nciht sooo, als ewiger Böser Dörfer, der dort gelernt hatte und es im Werk bis zur Endfertigung gebracht hatte, der also vor seiner Selbständigkeit den "amtlichen Sound" in die Flügel nadelte...
= = = und jetzt wirds technisch , und jettz wirds länglich... = = =
Aber noch eins, wenn du das machen WILLST..., mit einem Gussrahmen.., dann KANNST das nur machen, wenn du es ... KANNST.
Wer denn hier, außer vielleicht dem Kollegen aus Knapp-hinter-Berlin-Nord.., Werkstoffspezialist, hat denn überhaupt jemals an einer Gusskonstruktion geedanklich gearbeitet, konstruiert oder gar gefertigt?
Ich hatte damit an zwei Punkten mal hammerhart zu tun, a- war ich froh, im Studium das "Fertigungsgerechte Konstruieren" in Betreff auf Guss überstanden zu haben, und b- war mal mein Chef... (glücklicherweise nicht direkt ich...) aufgefordert gewesen, den angeblich viel zu teuren deutschen Guss von Maschinenbau-Gehäusen (von ähnlicher Komplexität wie ein Klavier- oder Flügelrahmen) statt in Deutschland in China aufzugleisen, also mit unseren bereits vorliegenden Konstruktionszeichnungnen querbeet China eine passige Gießerei zu suchen, die das dann auch konnte - krachend scheiterte dieses Projekt. OK, damals, das war um 1995. Wahrscheinlich kann man das heute ans Laufen bringen, aber da war die Aussicht, dass es ca. 300 Gussstücke im Jahr würden, mit Jahres-Gewichten um 60 Tonnen... , also idente 200 Kilo, wie ein Flügelrahmen...
c- Ich hatte während beinahe 20 Jahren im hochwertigen Maschinenbau (Abteilungsleitung Fertigungsvorbereitung, Fertigung mit 200 MA, internationaler, nein weltweiter Kundenstamm) immer mal wieder mit gewaltigen Problemen der Gussfabrikation zu kämpfen, sei es an Getriebegehäusen, sei es an Rollenträgern im Mühlenbau, sei es an Hartguss für Mahlwerkzeuge, sei es,..., sei es, sei es... Nicht, weil ICH da was nicht konnte, sondern meine Zulieferer, oft nach naseweisen Versuchen der Einkäufer, mal "einen anderen Gießer" zu probieren... (klar, der es noch 'nen hlaben Taler billiger meinte zu können...)
Es SAGT sich so leicht, na machen wir einen Guss - aber für Einzelstücke oder für kleinste Serien ... (...wieviele "Neu-Giraffen-Klaviere" kannst verkaufen...?....) LOHNT oft ein Gussmodell nicht.
Und dann hast du irgendwann dein aufwendig beplantes, teuer geschreinertes Modell zum Gießen.., dann musst du eine Gießerei finden, die I- dir das Modell überhaupt "einpacken" kann, d.h. genügend große Formkästen dafür hat..., II- die passige Materialmischung im Ofen präparieren kann. Die Ofenladung musst du bezahlen, egal, ob das dann klappt oder nicht.
Ein Gießereibetrieb wird sich bei einem neuen Kunden und bei einer "Komischen" Geometrie niemals auf einen Abrechnungsmodus einlassen, dass du das Kilo Gussmaterial nur nach "Gutbefund" zahlst... Du zahlst Aufwand...., wenn du nicht wen "drin" kennst, der das unter dem Radar der Produktionsleitung hinbekommen kann. Was praktisch auch nicht geht. (Ich war auch mal Produktionsleiter...)
Der weltweit größte "konstruierte" Flügel, der Rubenstein R-371, ja genau, drei Meter einundsiebzig lang, hat er einen Gussrahmen? Nö, hat er auch nicht. Er hat eine Schneidbrenner-ausgebrannte dicke Stahlplatte, die mit Stahlrippen und -Stegen in Schweißkonstruktion versteift ist.
Es gibt noch einen größeren.., den hat ein naseweiser, top pfiffiger Bauernsohn aus Neuseeland in der väterlichen Traktorscheune gebaut, über fünf Meter lang - in Holz, ganz ohne Guss.
Das ist keinesfalls trivial, wenn man weiß, welche Vorbereitungen ein Guss braucht, im Design und im Vorbereiten eines Gussmodells, dann in der Gussnachbearbeitung, Putzen, Qualitätssicherung, Röntgen u.U. .., und dann all der mechanischen Bearbeitung all derer Spielzeuge, Stegstifte und und und, die dann nicht in Holz zu verankern sind, sondern eben in Guss..., der nicht immer leicht zu schleifen und zu bohren ist.
Dann baust du einen funktionierenden Gussrahmen, der 1.80 bis 2.00 hoch ist..., und weil er funktioniert, aber mangels Stückzahlen und Erfahrung ist er auf Sicherheit, also relativ dick konzipiert..., dann hast du hinterher ein überaus schweres Gussstück a- zu transportieren, b- in einer Holzrahmenkonstruktion zu verankern, und c- unter Umständen auch noch an einer WAND zu verankern, die dann d- auch statisch darauf hin ausgelegt sein muss, dass da evtl. paar hundert Kilo dran ziehen....
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Ein anderer Grund ist, dass er ein Klavier wollte, was dann eben diese Eigenschaften bekommen sollte, dass keine Hochspannungskonzepte zu bauen waren, sondern ein sanftes, niedrig gespanntes, handwerklich-technisch gut beherrschbares Design.
Ein Klavier, das auch Klavierbauer oder gar hoch ambitionierte Amateuer dann selber errichten würden können.
Noch einmal..., eine stückzahlmäßige Verwendung von Gussrahmen im Klavierbau ist so richtig erst nach 1850-1860 losgegangen.
Der Michael Klaviermacher aber wollte ein "älteres Klavier in neu" machen.
Also keinen Guss. In Holz zu bauen. Es könnte sehr lohnen, ihm nachzueifern, es selber zu probieren. Man kann dann Sachen machen beim Selberbau, die du nicht fertig kaufen kannst...
Noch mal..., es sagt sich so lax, na warum kein Guss? Wer dann weiß, was so alles daran hängt, der beginnt, milde zu lächeln - oder lang zu schreiben.
