Erst einmal, Jägermeier,
sollst Du den Namen des Herrn, Deines Gottes, nicht mißbrauchen;
denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen mißbraucht.
Ferner: Wenn Du so etwas wie die Ehrenrettung der (katholischen) Kirche anstrebst,
hintertreibst Du den guten Vorsatz durchs Stammtischniveau Deiner Argumentationsversuche.
Erst einmal verschweigst Du - in polemischer Absicht? - einen Teil des Gesprächsverlaufs.
Die Statistiken zum Kindesmißbrauch (häufigster Tatort: Familie plus deren Umfeld,
erst danach Kirchen, Schulen, Vereine etc.) hat niemand ignoriert.
Kritik in Haß umzuinterpretieren ist ein beliebtes Mittel zur Denunziation von Kritik.
Du scheinst Dir nicht vorstellen zu können, daß es gläubige (und darunter sogar katholische!)
Christen gibt, die an ihrer Kirche verzweifeln - nicht allein wegen der Mißbrauchsfälle,
sondern wegen der jahrzehntelang systematisch verschleppten Aufarbeitung dieser Fälle,
was aus der Sprache der verwalteten Welt in normales Deutsch zurückübersetzt bedeutet:
wegen der Begünstigung der Täter. Das ist der Haupt-Kritikpunkt, zu dem sich innerkirchlich -
also nur für Gläubige relevant - ein zweiter gesellt: die Pervertierung des christlichen Liebesgebots
durch die Täter und Institutionen, die sie jahrzehntelang geschützt und ihnen damit
weiteren Mißbrauch ermöglicht haben.
Es ist richtig, daß sich die von Christus eingesetzte Kirche selbst als der Gnade bedürftig ansieht,
als eine von sündigen, vergebungs- und erlösungsbedürftigen Menschen geführte Kirche.
Vergebung setzt aber nach christlichem Verständnis Reue, das Bewußtsein und das Eingeständnis
eigener Schuld und den Willen zur Umkehr (=Buße) voraus.
Zum Stammtischniveau: der Verweis auf Mißbrauchsfälle in weltlichen Institutionen,
die Kriminalgeschichte des Kommunismus etc... Außer den in diesem Bereich Gläubigen
bestreitet niemand, daß die säkularen Heilsideologien in die Katastrophe geführt haben.
Aber zu Deiner Reaktionsform - dem zu Entlastungszwecken erfolgenden denunziatorischen
Verweis auf den bösen Nachbarn - hat Jesus das Wort parat: Was suchst Du den Splitter
in Deines Bruders Auge und siehest den Balken vor Deinem eigenen nicht.
Vollends absurd wird es, wenn Du die Beschäftigung mit sakraler Kunst oder Musik
zu einer Frage der Vereinsmitgliedschaft machst. Muß ich also erst der Linkspartei beitreten,
ehe ich Eislers Musik würdigen darf?
Gruß, Gomez
.