Hm, irgendwie denke ich schon eher, dass nach einer Dekade schon mal etwas mehr zu machen ist, damit das Spitzeninstrument auch ein solches bleibt.
Und wenn dann zum jährlichen Klavierstimmen (ein- bis zweimal an die zweihundert Euro) noch vielleicht alle fünf Jahre noch ein guter Tausender hinzukommt, dann werden das Kosten die in Summe zwar nicht verrückt hoch, aber auch nicht unrelevant sind und deren man sich beim Kauf bewusst sein sollte.
Klar fallen diese Aufwände auch bei einem einfacheren Instrument an. Nur denke ich, dass da auch die Erwartungshaltung relativ geringer ist und damit auch der Aufwand.
Andererseits: Ob man jetzt 500 oder 700 Euro für das "Jahres-Servicebudget" einplant ist doch auch schon fast egal.
Die Sache ist nur: Über den E-Klasse Mercedes-Kombi "freu' ick mir" fast jeden Tag mehrmals, bei fast 30.000 km p.a. bietet er mich auch hohen Komfort, hohe Sicherheit, erstaunliche Sparsamkeit, souveräne Fahrweise und unglaubliche Alltagstauglichkeit und das bei verlässlicher Langzeithaltbarkeit. Auch die letzten beiden Vorgänger selber Bauart waren mir nach über 10 Jahren und 300.000 km nicht zu blöde.
Der Golf hingegen erfüllt seine Pflicht, macht alles gut und richtig, fährt sich schön und ist nicht fade — und alles zum wirklich "kleinen Taler". Auch eine gute Art, zu gefallen. Aber jeden Tag damit meine vielfältigen Wege zu machen … nein, danke.
Das Klavier ist ein Hobby. Ein schönes. "Die Mädels" sind primär die Frau, die Tochter ist ja schon ausgezogen. Es geht für diese eher "um das Erbe" und den Genuss beim Besuch — irgendwie müssen wir die flüggen Kinder ja hin und wieder zu uns locken.
Die Überlegungen begannen damit, dass Frau mit ein paar klanglichen Eigenheiten nicht zufrieden war. Die Folge war ein wenig Herumgeschiebe und eine dünne Tagesdecke an der gemauerten Wand hinter dem Instrument, was die Situation gebessert hat, die "Schärfe" mancher Töne ist gemildert.
Dazu kommt, dass das TransAcoustic-System gegenüber dem akustisch gespielten Klavier "frustrierend müde" und teilweise etwas unharmonisch klingt. Der direkte Vergleich ist brutal in puncto Dynamik, der "Explosivität" der Klänge beim Anschlag. Kein Wunder bei insgesamt 35 W aus dem kleinen Netzteil-Block … eine HiFi-Anlage braucht mindestens das Doppelte bis Dreifache, um dynamisch aufspielen zu können, vor allem die Bässe fressen richtig Leistung.
Dem Transducer-System fehlt es auch spürbar an akustischer Bandbreite, untenrum fehlt ein wenig der Bums und obenraus das Silber (was nun durch die dämpfende Decke noch gefördert wird). Jeder HiFi-Lautsprecher hat mindestens zwei, eher drei, manche sogar vier verschiedene Membrangrößen, um den ganzen hörbaren Frequenzbereich gut abzudecken.
Beim TA3-System muss dies diese eine "Holzplatte" erledigen, obendrein auch für Klänge, die ihr "nicht in der Natur" liegen. Der Resonanzboden ist ja durchaus auch ein klangfärbendes Teil der Konstruktion, wenn ein Yamaha-Pianino-Klangboden einen Bösendorfer-Flügel spielen soll, dann muss es ja zumindest zu kleineren "Missverständnissen" kommen …
Dafür hat man wirklich den Eindruck, dass "das Instrument spielt" und nicht der Lautsprecher, der daneben steht, das ist durchaus sehr positiv.
Vermutlich klingen aus den genannten Gründen etwas verfremdete Instrumente wie das E-Piano und Balladen-Piano subjektiv am besten, da gibt es keinen Vergleich zum "richtigen" Instrument. Spielt man begleitend zum Gesang ist die reduzierte Dynamik da und dort sogar ganz hilfreich.
Ich sag mal, das TA3-System ist passabel und bietet einige Vorteile, zeigt aber noch Luft nach oben. Alle Spielerinnen sind sich einig, dass im Kopfhörer weit mehr Klang und damit Freude ankommt.
Warum kein Hersteller in die vertikale Abdeckung über der Pedalerie ordentliche Bass-Lautsprecher und oberhalb der Klaviatur Mittel- und Höchtöner einbaut erschließt sich mir nicht, Platz wär ja genug da, auch hier würde der Ton korrekt "aus dem Klavier" kommen und die Saiten würden durch die Abstrahlung nach hinten auch ein wenig angeregt.
Nun nach fast drei Monaten ist das Klavier auch reif für den Klavierstimmer, der am kommenden Mittwoch erwartet wird. Das eine oder andere ungut auffällige Tönchen wird sich damit wohl auch wieder artiger einordnen.
Als Zuhörer meine ich, dass das YUS5 schon einen recht angenehmen, mehr als einen akzeptablen Klang produziert. Noch immer Yamaha-typisch etwas "mittenlastig", aber durchaus schön präsentiert und ohne diese "metallisch-klirrenden" Spitze und den "hilflos grölenden" Bässen der günstigeren Serien.
Interessanterweise klagt meine Frau nicht über die negativen Nebeneffekte der Stopp-Leiste und die weiter eingestellte Auslösung. Ja, sie fühlt es beim Spielen, scheint aber damit keine besonderen Probleme zu haben, bemerkte aber bei den letzten Versuchen auf ausschließlich akustischen Instrumenten durchaus positiv den Unterschied. — Vielleicht hat der Klavierstimmer hier einen Rat für uns, vielleicht kann man hier noch ein wenig nachstellen.
Wir sind nun halt "in der Phase der Entmystifizierung" angekommen, die Begeisterung beruhigt sich und eine ungefärbtere Wahrnehmung stellt sich ein. Ein paar Enttäuschungen gehören ebenso dazu wie erfreulich Erkenntnisse.
Erwartungsgemäß hat die klangliche Zufriedenheit auch etwas mit der Art der gespielten Musik zu tun. Selber bin ich ein Verehrer der Romantik, unsere klavierspielende Tochter hat auch einiges aus dieser Epoche in der Musikschule erarbeitet und nach meinem Empfinden kommt dies dem YUS5 durchaus entgegen. Die "schlankere" Klangfarbe des YUS5 passt gut zu den molligen Akkorden mit dem eingefügten "hellen Geklimper".
Meine Gattin beherrscht aus der Musikschulzeit eher die Klassik, was ich da und dort am YUS5 als etwas "anstrengend" empfinde, wenn mich die Sechzehntelnoten "überrennen". Nun, es ist ihr Instrument … aber sie erarbeitet sich gerade ein moderneres Repertoire, das hilft.
Das angespielte Yamaha SE 132 war irgendwie gleichmäßiger über alle Oktaven vertreten, im Bass spürbar kräftiger und reiner als das YUS5, würde mir auch sehr gut gefallen, es erschien mir bei klassischen Stücken weniger nervig. Meine Frau meinte auch, es spiele "heller", was ich mit meinem (nicht gerade wenig beeinträchtigten) Gehör aus der Zuhörerperspektive nicht recht nachvollziehen konnte.
Dafür entfielen das TransAcoustic-System und der offenbar recht angenehme Ivorite-Tastenbelag wie auch das in der Praxis wirklich geniale Notenpult, auf dem auch einzelne Blätter gut stehenbleiben und man sich — wegen der flächigen Unterlage — problemlos Notizen machen kann.
Und beim SU7 hatte ich das Gefühl, dass sie es von der Spielweise und dem Klang noch mehr schätzt. Dafür entfällt hier jeder elektronische Schnickschnack, damit ist es raus — außer man rüstet ein System wie das Bechstein Vario-Duett-System mit Aktivboxen nach, was aber die Spielweise des Instruments wieder beeinträchtigen würde.
Auch wenn ich fühle, dass die Gattin mit dem TransAcoustic-System nicht ganz zufrieden ist, so sehr wünscht sie sich doch ein Instrument mit dieser Option und hadert mit Vorschlägen ohne diese Fähigkeiten. — Dass wir im Proberaum im Wohnkeller ein FP-90X stehen haben ist keine Alternative, das klingt wieder anders und sie will auch "niederschwellig" im Wohnzimmer alle Möglichkeiten haben.
Daher glaube ich inzwischen auch, dass es das YUS5 bleiben wird, auch wenn wir erkannt haben, dass es nicht perfekt ist. Der Preissprung zu den europäischen Obere-Mittelklasse- und Top-Klavieren ist zu heftig und der Verkauf mit seiner Präsentation passt so oder so nicht so recht zu uns.