Operninszenierungen: Hinweise, Empfehlungen und Kritik

  • Ersteller des Themas Ambros_Langleb
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PS. Der Rezensent schreibt doch tatsächlich:

"Der Textdichter Adolf Wenig verzichtete, soweit aus den Übertiteln mit der Übersetzung Kurt Honolkas erkennbar, auf eine Psychologisierung und plausible Motivation der Figuren."

Er hätte ja wenigstens, wie wir als Pennäler, Doktor Königs Zusammenfassung lesen können.
 
Um den haben wir uns aber nicht gerissen. ;)
 
Meine Lieblingsoper ist Fidelio .Hab diese Oper schon mindestens 5x gesehen :lol:. So Schön ! :-D
 
Freitag vor einer Woche habe ich gerade noch in Nürnberg die letzte Vorstellung von Prokofievs Krieg und Frieden mitgekriegt. Was soll ich sagen - das Libretto ist reiner Agitprop, aus der Zeit heraus verständlich, aber für den heutigen Betrachter doch ein wenig arg dick aufgetragen und oft arg grobschlächtig. Entschädigt wird man dafür aber durch eine Musik, die von lyrischer Zartheit bis zu triumphalistischem Gebrüll alles zu bieten hat; nähme man mehr von der Art ins Programm, würde sich die Anstellung eines Chefartilleristen zweifelos amortisieren. Die neue GMD Joanna Mallwitz hat die Aufgabe jedenfalls bravourös gemeistert. Die bange Frage am Ende der letzten Saison, ob sich für den entschwindenden Markus Bosch wohl eine adäquate Nachfolge gefunden habe, ist mehr als eindeutig beantwortet - ja und nochmals ja. Die Nürnberger haben jetzt schon einen Narren an ihr gefressen und sie tun recht daran.
 
Am Samstag habe ich in Dessau einen ausgezeichneten Freischütz erlebt. Dramatisch ist der zwar keineswegs mein Fall. Denn im Gegensatz zu vielem aus der zeittypischen Schauerliteratur ist das doch arg abgestandenes Lustspiel mit seinem biedermeierlichen Konzept, eine an sich heile soziale Ordnung vorübergehend einer Störung auszusetzen, und durch deren Beseitung durch einen Deus ex machina die hergebrachte Ordnung nur um so stärker zu affirmieren. Aber die Musik ist halt doch allerliebst, und es wurde auch abgesehen vom Erbförster, der ein bisserl wenig Dampf hatte, gut bis exzellent gesungen; in vorderster Linie ist hier Iordanka Derilova als Agathe zu nennen, von deren, nun, wie soll ich sagen, »vollschlanker« Stimme ich schon bei früheren Gelegenheiten beeindruckt war. Auch die Chöre waren hervorragend. Die Inszenierung war mit feinen humoristischen Prisen gewürzt; so war der Samiel, von einer Frau gespielt, augenscheinlich eine gutmütige Kundri-Parodie, und wenn am Schluß der Eremit von einem Knaben abgeführt wird, ist das wohl eine ironische Anleihe beim der antiken Figur des blinden Sehers des Prototyps Teiresias. Anderes dieser Art ging freilich ein bisserl daneben, so, als beim Gießen der Freikugeln in die Rezeptur ein "Auge des Dramaturgen" hineingeschmuggelt wurde. Ich finde, wenn man schon eine Handlung voller, aus heutiger Sicht, schalem Pathos inszeniert, muss man auch den Mut haben, sich auf sie einzulassen und darf es nicht nötig haben, dem Zuschauer mit so, fränkisch würde man sagen, "botschertem" Klamauk zu signalisieren, dass man als aufgeklärter Geist selbstverständlich über all dem Gezeigten stehe, was sich ja für den Zuschauer doch von selbst versteht. Aber das waren Petitessen, die den vergnüglichen Gesamteindruck nicht schmälerten. Wer es nicht so weit hat wie ich (ich habe das Haus auch nur dank @frosch kennengelernt), sollte sich das Programm der nächsten Spielzeit unbedingt anschauen.
 
Ich bewundere immer den mir zwar nachvollziehbaren, doch gewiss nicht alltäglichen Opernenthusiasmus von Friedrich, den langen Weg auf sich zu nehmen....In vergangenen Jahren noch in etwas größerer Runde bereits erprobt, freue ich mich immer, wenn es überregionale MitstreiterInnen in das Theater lockt.
Allerdings ist das schon seit Jahrzehnten so, denn das Theater in Dessau ist bei Opernfreunden nicht nur wegen seiner Größe und seiner opulenten technischen Möglichkeiten der Riesenbühne bekannt, sonder v.a. für die (überwiegend) klamaukfreien, den Werken in der Regel gerecht werdenden Inszenierungen auf sehr solidem musikalischen Niveau. Das ist ja heutzutage nicht so häufig.

Das, was Du hier schreibst, Friedrich,

Anderes dieser Art ging freilich ein bisserl daneben, so, als beim Gießen der Freikugeln in die Rezeptur ein "Auge des Dramaturgen" hineingeschmuggelt wurde. Ich finde, wenn man schon eine Handlung voller, aus heutiger Sicht, schalem Pathos inszeniert, muss man auch den Mut haben, sich auf sie einzulassen und darf es nicht nötig haben, dem Zuschauer mit so, fränkisch würde man sagen, "botschertem" Klamauk zu signalisieren, dass man als aufgeklärter Geist selbstverständlich über all dem Gezeigten stehe, was sich ja für den Zuschauer doch von selbst versteht

ist auch (schon immer) meine Meinung, konkret ist es "Fluch und Segen" zugleich:
Fluch aus den von Dir genannten Gründen.
Segen, weil es oft auch ein gewisses (durchaus wirksames) Zugeständnis an die breiten Publikumsschichten ist, die in ein solches Haus (wieder) kommen (sollen), v.a. aber, weil es nicht mehr ist, und es dem Publikum erspart, eine in das Europaparlament verortete Wolfsschlucht zu sehen mit einem Ännchen in Merkel-Uniform, einem wankenden Erbförster im Juncker-Stil, Samiel mit Putin-Larve uswusf.....;-)
 
Ich halte den Freischütz heutzutage für uninszenierbar. Schade um die geniale Musik.
 

Ich halte den Freischütz heutzutage für uninszenierbar

Warum? Weil er sich nicht so einfach gegen den Strich bürsten lässt? :003:


Ja, doch genau deswegen ist sie es doch wert, gelegentlich aufgeführt zu werden, und da liegt es doch geradezu auf der Hand, es in einer einigermaßen naturbelassenen Inszenierung zu tun. Warum eigentlich nicht?
 
Weil eine "naturbelassene" Inszenierung museal und - im Falle des Freischütz' - unfreiwillig komisch wirkt. Leider sträubt sich das Libretto gegen so ziemlich jeden modernen Interpretationsansatz.

Ich freue mich sehr auf die Salome-Premiere am Donnerstag in München. Das Stück ist in jeder Hinsicht aktuell und brisant!
 
Zuletzt bearbeitet:
Weil eine "naturbelassene" Inszenierung museal und - im Falle des Freischütz' - unfreiwillig komisch wirkt

Na und? Das ist doch super!

Übrigens: Sie muss nicht museal wirken, wenn die Regie ihr Handwerk einigermaßen versteht. Letztlich sind so ziemlich alle Opernlibretti aus heutiger Sicht museal, und an unfreiwilliger Komik mangelt es da auch nicht.....

Leider sträubt sich das Libretto gegen so ziemlich jeden modernen Interpretationsansatz.

Zum Glück. ;-)

Ich freue mich sehr auf die Salome-Premiere am Donnerstag in München. Das Stück ist in jeder Hinsicht aktuell und brisant!

Ja, viel Freude wünsche ich Dir. Hoffentlich ist man in M so klug, auf plumpe Aktualisierungen zu verzichten. Wer bis drei zählen kann, bedarf dessen nämlich nicht. :geheim:
 
Ich war heute zum zweiten Mal in der neuen Münchner Salome. Musikalisch absolut umwerfend, aber die Inszenierung habe ich immer noch nicht kapiert. :016:

Morgen kann man die heutige Vorstellung auf der Webseite der Staatsoper ansehen und anhören!
 
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Wir gehen am Freitag in den Otello :)
 

... dirigiert von Kirill Petrenko mit Jonas Kaufmann als Otello, Gerald Finley als Jago und Anja Harteros als Desdemona. Kaufmann hatte nicht seinen allerbesten Tag erwischt, dafür waren die beiden anderen in Hochform. Und das bayerische Staatsorchester unter K.P. ist sowieso jede Fahrt wert; was für ein Jammer, dass er sich unlängst zu Piefkes Nachfahr hat machen lassen. Am Schluss gab es aus der Hand des Staatsintendanten einen Blumenstrauß für J.K. zum 50. Geburtstag und die Meistersingermedallie, die er umstandslos und lausbubenhaft in die Hosentasche steckte. Amélie Niermeyers schon ein bisserl angejahrte Inszenierung war, naja, auch ein bisserl fad, kultivierte aber wenigstens nicht die an der Staatoper so geschätzte Regietheater-"Provokation".

Jetzt freu' ich mich auf die Meistersinger am 31., auch wenn wir nur ausgemachte Sch...karten bekommen haben.
 

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