Notenlesen sinnvoll?

In meiner doch recht kurzen Zeit seit ich Klavier spiele habe ich mir angewöhnt, daß ich immer weiß, welche Note ich gerade anschlage rsp. welcher Akkord angesagt ist und das lese ich auch so vom Notenblatt. Das ist eigentlich nur eine Sache der Gewohnheit und nix Besonderes daran, gerade so als ob man ein Buch liest. Ich habe eher ein Problem mit dem konsequenten Zählen (laut oder im Kopf), dabei komme ich öfter ins schleudern :-(
 
Es kommt immer drauf an, wie tief man einsteigen will. Ich möchte verstehen, was ich spiele, möchte auch die Details hinkriegen, möchte mir ein paar unbekannte Noten nehmen und einfach mal ausprobieren, wie sich das anhört, ohne vorher bei Youtube zu gucken.
Einfache Liedbegleitung wie auf der Wandergitarre ist etwas anderes. Auch schön, aber eben anders.
Das ist doch überall so. Es gibt Heftromane und anspruchsvolle Literatur. Wenn ich so richtig schlechte Sachen lese oder z. B. irgendwelche blöden Frauenzeitschriften, fühlt das Gehirn sich irgendwann wie Pudding an. Aber wem's gefällt. Man kann halt eine Pommesbude nicht mit einem Sternerestaurant vergleichen.
So sage ich mir zum Beispiel beim Fotografieren: Eine Systemkamera ist mir zu viel Aufwand, mit meiner Bridgekamera kann ich auch viel Freude haben, es genügt mir.
Muss halt jeder für sich entscheiden.
 
Ich habe mich in den letzten zwei Wochen, seit der letzten Klavierstunde, intensiv mit Notenlesen und Schreiben auseinander gesetzt, zum ersten Mal nach zwei Jahren Klavierunterricht. Heute hatte ich wieder Unterricht und es war unglaublich, welchen Unterschied es gemacht hat!

Sonst konnte ich bei neuen Stücken nichts weiter tun, als einmal zuhören und dann extrem langsam Note für Note durch das Stück zu stolpern, es dann bis nächstes Mal auswendig lernen und dann das verbessern zu lassen, was mir meine KL schon beim ersten Mal versucht hat zu sagen. Heute konnte ich beide neuen Stücke mit jeder Hand durchspielen, die Hinweise dazu schon verstehen, schwierige Stellen üben und ich habe insgesamt viel mehr verstanden. (Und meine KL war sichtlich motiviert und überrascht, sie hat sogar überzogen und das hat sie noch nie gemacht.)

Das hätte ich nicht erwartet. Vorher dachte ich auch, es wäre nicht so schlimm, dass ich immer noch überall die Notennamen unter die Notenzeilen schreibe und mich darum drücke, sie richtig lesen zu lernen. Jetzt habe ich das Gefühl, endlich mal voran zu kommen.
 
Blattspiel kann ich sowieso nicht. Ich spiele mir bekannte Stücke zum x ten Male mit Blatt und das schlecht, weil ich die Noten/Tasten nicht finde. Bin ein (fast) hoffnungsloser Fall.
ich auch ;-) ich habe jetzt mittlerweile 3 Jahre Unterricht - es scheint, ich bin ein Notenlegastheniker. Wenn ich mal zwei Tage nicht Noten lese, muss ich fast wieder "abzählen" Eher lerne ich ne Fremdsprache, als dass ich diese vermaledeiten Pünktchen ins Gehirn kriege. Schlimm ist vor allem: Ich bin eigentlich nicht schlecht ... ich kann gut auswendig spielen ABER, dann kam mein kruder, perfektionistisch/kleinkarierter Ehrgeiz (leider auch bei Clavio angeschürt) dass Notenlesen unabdingbar ist. Also mühe ich mich seit Jahren mit der Notenschrift ab, weil ich dieses Schema mit dem, was ich von der Tastatur im Kopf habe leider nicht übereinanderlegen kann.
Momentan hab ich ne vereinfachte Version von (küss mich, halt mich, lieb mich - ein bisserl Kitsch muss sein) und WEIß, dass die mittlerweile eigentlich fließend vom Blatt gehen muss. Tut sie aber nicht. Da sagte ich doch am Dienstag zu meiner Lehererin: "Lena, ich glaub ich muss das auswändig machen, ich kann nicht so viel auf einmal lesen, sorry!" Meine Lehrerin ist Russin - ich hab echt damit gerechnet auf Unverständnis zu stoßen, weil ich es immer noch nicht fertig kriege. Da sagt sie doch glatt: "Barbara, ich hätte nicht gedacht, den Satz nochmal von Dir zu hören ...." Sie sagt zu mir regelmäßig: "Du kannst mittlerweile spielen, was Du willst!" Ja, aber ich kann es halt nicht lesen. Blöder Perfektionismus! Natürlich bleibe ich bei den Noten, aber ich glaube, das Sklavische sollte ich langsam mal ablegen.
So gesehen ist Notenlesen schon sinnvoll, weil man bei den anderen Skripten ja immer erst eine passend bearbeitete Version finden muss. Und ich finde, dass zumindest die Melodie vom Blatt gehen muss, die Begleitung kann man dann immer noch dazu erfinden.
 
Ich spiele mir bekannte Stücke zum x ten Male mit Blatt und das schlecht, weil ich die Noten/Tasten nicht finde.
Aber Du kannst doch die Noten lesen. Das meinte ich mit "die geringste Aufgabe". Das Erkennen von 6 Noten auf einmal im Spieltempo ist dann noch mal eine ganz andere Sache und die Finger dann zügig auf die entsprechenden Tasten legen erst recht. Wäre das alles einfach, würden wir alle perfekt Prima Vista spielen.
 
Bezugnehmend auf die Anfangsfrage ist es sinnvoll den steinigen Weg zu nehmen. Ich habe nicht das absolute Gehör und kann nicht willkürlich Melodien nachspielen. Ich kann eine bekannte Melodie bestimmt ähnlich spielen, aber nicht exakt so wie es soll. Ich als Anfänger kann es jedenfalls nicht und ich bezweifle, dass es viele Ausnahmetalente gibt.
Vielmehr solltest du dich mit dem allgemeinen Schriftbild der Musik auseinandersetzten. Denn nur so kannst du im späteren Verlauf komplexere Stücke erlernen, unabhängig von der Musikrichtung. Es ist genauso wie mit dem Lesen von Buchstaben.....das zweifelt auch keiner an. Um Wissen zu erweitern und zu vertiefen ist das Lesen zwingend erforderlich. Wieso sollte es in der Musik anders sein? Mach es dir nicht bequem! Suche nicht nach Ausreden, sondern ändere deine Einstellung zum Lernen.
 

Ich frage mich immer wieder, ob das tägliche Blattlesen, diese Arbeit mit den Noten wirklich sinnvoll für mich ist.
Was genau meinst du mit "Blattlesen"?

Vom Blatt spielen (prima vista)?

Oder meinst du mit "Blattlesen" das Erarbeiten von Stücken, die du dann irgendwann flüssig aus dem motorischen Gedächtnis ohne Notenblatt kannst?

Ich kann nur letzteres und bin damit völlig zufrieden, weil mein Ziel ist, 10-20 Stücke jederzeit abrufen zu können, wenn ich kein Notenheft dabei habe.

Vom Blatt spielen hilft mir da nicht weiter und ich habe auch Null Motivation, das zu lernen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Für das Spielen nach Gehör braucht man kein absolutes Gehör. Viel Übung reicht aus.

Angefangen mit einfachen Kinderliedern, die man später nach Gehör mit Akkorden begleitet, bis man dann irgendwann (fast alles) nach Gehör nachspielen kann und entsprechend begleiten kann.

Ich weiss gar nicht ob es jemanden gibt, der schwierige klassische Literatur korrekt nach Gehör spielen kann?
 
Was genau meinst du mit "Blattlesen"?

Vom Blatt spielen (prima vista)?

Oder meinst du mit "Blattlesen" das Erarbeiten von Stücken, die du dann irgendwann flüssig aus dem motorischen Gedächtnis ohne Notenblatt kannst?
Beides. Ich möchte beides beherrschen.Beides hat Vorteile. Wenn du mal zu Besuch bist, kannst du auch ohne Noten etwas vorspielen.
Ich kenne jemand, die war zu mir Besuch und hat meinen Flügel gesehen und wollte unbedingt etwas spielen, konnte aber nicht, da keine Noten dabei. Sie spielte ausschliesslich Klassik. Ich hatte ein kleine Sammlung von solchen Stücken. Ich gab ihr die Noten und sie fragte mich, was ich gerne hören möchte. Ich wünschte mir die Regentropfenprelude und noch weitere schöne klassische Stücke. Ich weiss nicht mehr, was es alles war. Jedenfalls spielte sie alles was ich wünschte problemlos vom Blatt, als wäre es das leichteste der Welt.
Das hat mich doch schon sehr beeindruckt. Ohne Blatt geht nix und mit geht fast alles. Dazu muss ich sagen, dass ihr Vater ein Konzertpianist war....:super:
 
Ich hab mein bescheidenes ( mithilfe von Noten gelerntes) Repertoire, welches Ich überall spielen kann.

Einmal im Blüthner Geschäft in Leipzig hab ich mich an einen alten Flügel gesetzt und gespielt. Ich hatte die Dame dort gefragt und sonst war kein anderer da.
Das war für mich ein schönes Erlebnis.
Der Flügel hatte einen herrlichen Klang.

Prima Vista spielen kann ich nicht, aber dieses Ziel habe ich mir auch nicht gesetzt.

Ich würde mich gern ans Klavier setzen können und ein Lied, welches mir gerade in den Sinn kommt, z.B. ein Volkslied ( nehmen wir mal "Im Frühtau zu Berge.....) mit einfachen Kadenzen begleiten zu können.
 
Ich hab mein bescheidenes ( mithilfe von Noten gelerntes) Repertoire, welches Ich überall spielen kann.

Einmal im Blüthner Geschäft in Leipzig hab ich mich an einen alten Flügel gesetzt und gespielt. Ich hatte die Dame dort gefragt und sonst war kein anderer da.
Das war für mich ein schönes Erlebnis.
Der Flügel hatte einen herrlichen Klang.

Prima Vista spielen kann ich nicht, aber dieses Ziel habe ich mir auch nicht gesetzt.

Ich würde mich gern ans Klavier setzen können und ein Lied, welches mir gerade in den Sinn kommt, z.B. ein Volkslied ( nehmen wir mal "Im Frühtau zu Berge.....) mit einfachen Kadenzen begleiten zu können.
so in etwa gehts mir auch: Mein Repertoire beschränkt sich auf ca. 20 Stücke, die keines länger als 3-4 Minuten dauern und die ich so einigermaßen auswendig spielen kann. Es täte mir nämlich in der Seele weh, wenn ich in einem Klavierhaus wäre und mir würde gesagt, dass ich gerne spielen möge, und dann könnte ich nichts ohne Noten spielen.
Prima Vista kann ich auch nicht.

zum Thema : "Im Frühtau.....". Da hatte ich mal ein unvergessliches Erlebnis mit einer ganzen Kompanie amerikanischer Soldaten, die im Gleichschritt marschierten und dabei sangen: "im Fruuuhtau zu Börrge wir siiehn fällerääää."
Einfach köstlich! :-D
 
Jedenfalls spielte sie alles was ich wünschte problemlos vom Blatt, als wäre es das leichteste der Welt.

Immer diese Angebertypen!:schweigen::teufel:

Du hast sie doch hoffentlich schnell wieder rausgeschmissen? :-D

Ich hatte auch mal so ein Erlebnis: Er hatte sich das neue Stück ca. 20s angesehen um dann in galaktischer Geschwindigkeit fehlerfrei runterzuspielen. Auf die Frage wie schnell man so alle Töne erfassen kann sagte er mir: "Ich sehe keine Töne, nur Harmonien".
Ich suche diese immer noch - ja, wo haben die sich denn versteckt...:-D Aber warscheinlich können mich diese Harmonien nicht leiden...:cry:
 

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