Mustervertrag für Klavierunterricht ?

  • Ersteller des Themas musix61
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dass Klavierlehrer mit durchschnittlich 1000€ Brutto diejenigen sein werden, die von der Altersarmut am stärksten betroffen sein werden.
Was versteht man eigentlich unter einem miesen Verdienst? Es gibt es eine große Anzahl an Menschen, die für 10 Euro Brutto arbeiten.
Ein Klavierlehrer mit abgeschlossenem Studium nimmt etwa 30 Euro für 45 Minuten. Das wäre das vierfache der lumpigen 10 Euro.
Bei 5 Schülern am Tag, also insgesamt etwa vier Stunden Arbeit, käme man doch auf einiges mehr als die 1000 Euro. Selbst wenn man nur 25 Euro für 45 Minuten nimmt, läge der Verdienst weit darüber.
Wer nur eine Handvoll Schüler hat und nicht zusätzlich im größeren Stil konzertiert, geht eben einer Teilzeitarbeit nach und muss sich nicht wundern, wenn dabei nur wenig herausspringt.
LG,
NaMu
 
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Wenn man den Fliesenleger oder einen anderen Handwerker als Vergleich nimmt, sollte man auch mal schreiben, dass ein Klavierlehrer nicht um 7:00 Uhr anfangen kann zu unterrichten, d.h. ihm steht weniger Zeit zur Verfügung. Vor 14:00 Uhr anfangen geht fast nicht, nach 20:00 Uhr ist auch ungünstig.
Wenn ich nicht schon einen Klavierlehrer gefunden hätte, würde ich jetzt (ernsthaft) die Frage stellen, wer mich zwischen 6:00 und 7:00 qualifiziert unterrichten möchte. Gerne auch von 22:00 bis 23:00.
Der Fliesenleger rechnet entweder nach Stunden ab, dann arbeitet er in der Regel seeeeeeehr langsam und sein Monatseinkommen ist gesichert. Oder nach qm, dann wird viel schneller gearbeitet und sein Stundenlohn übersteigt somit den eines Klavierlehrers um ein vielfaches.
Wie sollte so ein "Akkord" für Klavierlehrer aussehen? Sobald ich die 1. Ballade von Chopin konzertreif spielen kann, gibt's 10000€ auf die Hand? Oder ist das zu billig? Wer würde sich auf sowas einlassen? Und wer sollte bestimmen, ob das Ziel erreicht wurde?
Ich habe z.B. ein Equipment im Wert von über 100 000 € zu Hause (ohne Fahrzeug).

Ein Fliesenleger kann mit ein paar 100 € "Startgebühr" loslegen und kommt ohne Studium :-) locker auf einen Stundenlohn von über 40/50 €. Das wird beim Klavierlehrer sehr schwierig.
Wie gesagt: Es hindert Dich keiner, Fliesen zu legen. Verkauf' Deinen Plunder für 100.000€, investiere 100€ und leg' los. Ich hätte da noch so ein kleines Bad. Ob ich allerdings 40-50€/h zahlen will, weiß ich noch nicht so genau, das kann ich nämlich im Zweifelsfall selber. Für guten Klavierunterricht zahl' ich das gerne, weil das kann ich nämlich nicht selber.
Und nicht vergessen: Der Fliesenleger kann auch 10-12 h/Tag arbeiten, wenn er möchte und die Auftragslage gut ist. Ich möchte aber trotzdem nicht umschulen :-)
Ach, Du machst das gerne? Weißt Du, für die Dinge, die ich wirklich gerne tue, zahle ich mitunder sogar, anstatt etwas dafür zu kriegen.

P.S.: Vor ein paar Wochen hab' ich hier die Frage nach gutem Klavierunterreicht am hiesigen Standort gestellt. Wollte irgendwie keiner, musste selber suchen, ... .
 
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Was versteht man eigentlich unter einem miesen Verdienst? Es gibt es eine große Anzahl an Menschen, die für 10 Euro Brutto arbeiten.
Ein Klavierlehrer mit abgeschlossenem Studium nimmt etwa 30 Euro für 45 Minuten. Das wäre das vierfache der lumpigen 10 Euro.
Bei 5 Schülern am Tag, also insgesamt nicht einmal vier Stunden Arbeit, käme man doch auf einiges mehr als die 1000 Euro. Selbst wenn man nur 25 Euro für 45 Minuten nimmt, läge der Verdienst weit darüber.
Wer nur eine Handvoll Schüler hat und nicht zusätzlich im größeren Stil konzertiert, geht eben einer Teilzeitarbeit nach und muss sich nicht wundern, wenn dabei nur wenig herausspringt.
LG,
NaMu

Es gibt da so 'ne Redensart. Die besagt: "Klappern gehört zum Geschäft". Manchmal, wenn's hier auf das Thema "Musiker verdienen ja soooo schlecht" kommt, hab' ich das Gefühl, dass es genau das ist. Es wird dabei allzugerne vergessen, welch unbeschreibliches Privileg (welches ich jedem gönne, der dazu in der Lage ist, auf das es aber keinerlei Anspruch gibt, wenn man's eben nicht kann!) es ist, sich seinen Lebensunterhalt mit der Beschäftigung mit so etwas schönem wie Musik bestreiten zu können.
 
Wenn ich nicht schon einen Klavierlehrer gefunden hätte, würde ich jetzt (ernsthaft) die Frage stellen, wer mich zwischen 6:00 und 7:00 qualifiziert unterrichten möchte. Gerne auch von 22:00 bis 23:00.

Einem Klavierlehrer bringt es aber nicht viel, wenn er einen Schüler um 6:00 oder 22:00 Uhr hat. Die Summe der Schüler machts und die bekommt man in der Regel eben nur zwischen 14:00 und 20:00 Uhr. Die anderen 5 Schüler am Vormittag lassen die Monate nur ein wenig kürzer erscheinen :-)


Wie sollte so ein "Akkord" für Klavierlehrer aussehen? Sobald ich die 1. Ballade von Chopin konzertreif spielen kann, gibt's 10000€ auf die Hand? Oder ist das zu billig? Wer würde sich auf sowas einlassen? Und wer sollte bestimmen, ob das Ziel erreicht wurde?

So einen Akkord gibt es eben nicht für Klavierlehrer, wir haben nur die schlecht bezahlten Akkorde :-)

Wie gesagt: Es hindert Dich keiner, Fliesen zu legen. Verkauf' Deinen Plunder für 100.000€, investiere 100€ und leg' los

Nein danke, ich möchte meine Familie nicht verhungern lassen


Ach, Du machst das gerne? Weißt Du, für die Dinge, die ich wirklich gerne tue, zahle ich mitunder sogar, anstatt etwas dafür zu kriegen.

In meinem Fall kann ich mir das nicht leisten - Von irgendetwas muss ich ja auch leben :-)
 
Nein danke, ich möchte meine Familie nicht verhungern lassen
Äh, das raff ich jetzt nicht. Oben hat Du mir doch noch vorgerechnet, wie toll man als Fleisenleger Geld verdienen kann. Und um die Familie über Wasser zu halten bis das neue Geschäft richtig läuft, dafür dürften die 99.900 doch wohl reichen.

In meinem Fall kann ich mir das nicht leisten - Von irgendetwas muss ich ja auch leben :-)
Schön, wenn Dir das mit Dingen gelingt, die Du gerne machst. imho kein Grund zum Jammern.
 
Äh, das raff ich jetzt nicht. Oben hat Du mir doch noch vorgerechnet, wie toll man als Fleisenleger Geld verdienen kann. Und um die Familie über Wasser zu halten bis das neue Geschäft richtig läuft, dafür dürften die 99.900 doch wohl reichen.

Du raffst das schon: Ich habe über 9 Jahre studiert und investiere immer noch viel Zeit und Geld in meine Ausbildung. Frage mich nicht, wie viel ich in der Woche arbeite. Dazu kommt noch die Arbeitszeit und Lohn meiner Frau. Der einzige Vorteil dieser Konstellation ist, dass fast immer einer für die Kinder da ist.
Der Fliesenleger macht sich nach 3 Jahren selbständig und investiert im Vergleich dazu sehr wenig Geld (und Zeit!). Ich komme aber selten auf einen Stundenlohn von über 30 €. (Bei uns gibt es auch viel Vor- und Nachbereitung, dazu Gespräche ohne Ende) Natürlich gibt es schlimmeres :-)
Man(n) kann als Fliesenleger Geld verdienen - Ich nicht. Ich würde fast so schnell untergehen, wie ein gelernter Fliesenleger als Klavierlehrer. :-)
Natürlich gibt es auch andere Klavierlehrer und Fliesenleger: Klavierlehrer, die nulkommanix investiert haben und nur von ihrer großen Klappe leben und das nicht schlecht. Und Fliesenleger, die Millionen in Hallen, Fliesen, Material,Fahrzeuge und Angestellte investieren und das ganze Risiko der Investitionen tragen.

Meine ausgewählten Instrumente (als Plunder würde ich die nicht bezeichnen) würde ich übrigens auch nicht mehr für 99 000 € losbringen. Verkaufen möchte ich sie aber auch nicht. Habe ich noch nicht nötig :-)

Schön, wenn Dir das mit Dingen gelingt, die Du gerne machst. imho kein Grund zum Jammern.

Wo habe ich denn gejammert?

Und: Ja, mein Job macht mir unheimlich viel Spass

Die Frage ist nur, ob das in den nächsten 15-20 Jahren immer noch so gut läuft, aber das ist natürlich bei anderen Jobs auch so.
 
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Verkaufen möchte ich sie aber auch nicht. Habe ich noch nicht nötig :-)

Wo habe ich denn gejammert?

Und: Ja, mein Job macht mir unheimlich viel Spass
Na, dann ist ja alles gut. Klang oben ein bisschen wie "Die Fliesenleger haben's ja soooo gut im Vergleich zu uns aaaarmen Klavierlehrern."

Nix für ungut.
Die Frage ist nur, ob das in den nächsten 15-20 Jahren immer noch so gut läuft, aber das ist natürlich bei anderen Jobs auch so.

Ja, so ist das im Leben.
 
Es ist halt so, dass bei Gehaltsfragen etc. immer gewaltige Emotionen ins Spiel kommen. Ich glaube, es geht da auch um gefühlte Gerechtigkeit oder Ungerechtigkeit. Wenn also HoeHue selbst selbständig ist, empfindet er womöglich diese Verträge als Knebelverträge, weil er selbst solche Verträge nicht hat und seinen Kunden nicht irgendwelche Kündigungsfristen überstülpen kann. Allerdings neigt man dazu, immer auf das zu schauen, was man nicht hat und vielleicht gibt es ja doch auch Vorteile seiner Selbständigkeit, die ein KL nicht hat.

Ich finde nicht, dass hier irgendjemand gejammert hat. Aus meiner Sicht habe ich die Fakten klar und sachlich benannt und wieso soll das Jammerei sein? Genau so ist es. Die Sozialkassen haben diese 1000€ Brutto als Zahl genannt - das mag man glauben oder nicht. Ich finde diese Zahl erschütternd. Hiermit sind ja nicht nur private Lehrer gemeint, sondern auch die an den Musikschulen. Und an denen ist die Lage der Lehrer wirklich schlimm. Ganz sachlich ist es so, dass die Honorarverträge, die es mittlerweile fast nur noch gibt, Ausbeuterei sind. Ein typisches Beispiel:

http://www.eisenach.de/fileadmin/files_db/dl_mg_1076404667.pdf

Stundenlöhne gibt's da von 10,50€ bis 13€. Es werden nicht bezahlt: Vorbereitung/Nachbereitung, Vorspiele und deren Vorbereitung, Wettbewerbsvorbereitungen, Sonderaktionen, Reisekosten und Fahrtzeit. Ganz zu schweigen von Sozialversicherungen, von diesem Bruttogehalt gehen dann natürlich noch die Steuern ab, Rentenversicherung kann man sich kaum leisten. Oft gibt es auch kein Geld für kurzfristig oder überhaupt nicht abgesagte Stunden.

Den Musikschulen kann man da noch nicht einmal einen Vorwurf machen, denn die können anders kaum existieren. So kommt diese erschreckende Zahl von 1000€ brutto durchschnittlich zustande.

Wir KL haben uns für diesen Beruf entschieden, aber man wird doch noch solche Zustände benennen dürfen. Privatmusiklehrer können sich wenigstens ihre eigenen Verträge oder eben keine machen, sie haben wesentlich mehr Handlungsfreiheit. Sie können auch in ihrem eigenen Interesse auf Wünsche von Schülern eingehen. Allerdings gibt es natürlich nicht überall Millionen von Schülern, die nur darauf warten, bei einem anfangen zu können. Im Gegenteil! Das liegt auch daran, dass die Berufsbezeichnung nicht geschützt ist und sich jeder Klavierlehrer nennen und Klavierunterricht geben darf, oft zu Dumpingpreisen. Eltern achten verständlicherweise oft auf den Preis und wissen gar nicht, auf was sie achten sollen bei der Qualität des Unterrichts und des Lehrers. Es ist jedenfalls nicht so, dass ein KL immer so viel Schüler hat, wie er gern hätte, bei weitem ist das nicht so.

Nun könnte man sagen, Qualität wird sich durchsetzen, aber auch das stimmt nicht immer. Der billigere Preis ist oft entscheidend, besonders wenn der Klavierlehrerlaie gut mit Kindern umgehen kann und die Eltern seiner Schüler auch nicht so viel Geld haben (z.B. in manchen ländlichen Gebieten....). Qualität setzt sich sofort durch, wenn man in Orten wohnt mit einem hohen Anteil an einer finanzkräftigen, gutbürgerlichen Mittelschicht.

Das ist jetzt alles nur eine Beschreibung, eine Schuldfrage möchte ich hier nicht stellen (die ist schwer zu beantworten). Wieso ich mich hier überhaupt eingeklinkt habe, liegt am Ausdruck "Knebelvertrag" (sorry HoeHue :p ). Bei einem Vertrauensverhältnis zwischen Lehrer und Schüler bzw. dessen Eltern wird immer eine Lösung möglich sein. Beiden und ganz besonders dem Lehrer ist eine kontinuirliche Arbeit sehr wichtig und dazu gehört regelmäßiger Unterricht. Bei gegenseitiger Wertschätzung wird es also immer Kulanz geben und Lösungen, die nicht im Vertrag stehen. Ich bitte aber um Verständnis für die Existenz solcher Verträge: es gibt sie nicht umsonst und man kann sich ja mal fragen, warum. Hat nämlich mal ein Schüler gerade viele Klausuren oder einfach keine Lust, meldet er sich krank und muss nicht bezahlen. KL können eine Menge über solche und mehr Gründe erzählen. Um nicht ausgenutzt zu werden, finde ich solche Verträge absolut in Ordnung. Zwar ist es richtig, dass man auch mit einem Vertrag um sein Geld kämpfen muss im Fall des Nichtzahlens, aber es ist ein Unterschied, ob man bestimmte Vereinbarungen schwarz auf weiß nachlesen kann und mal unterschrieben hat. Im Fall von HoeHue, der lieber mehr Geld bezahlt als so einen Vertrag zu unterschreiben, kann man ihm ja genauso entgegen kommen. Aber das flächendeckend zu machen, birgt ein großes Risiko. Daher finde ich den Ausdruck "Knebelvertrag" wirklich zu heftig.

Liebe Grüße

chiarina

P.S.: Eine Schülerin, die eine Doktorarbeit geschrieben hat, hat deswegen mal zwei Monate mit dem Klavierunterricht ausgesetzt. Sie wollte unbedingt weiter zahlen, weil sie sich den Platz erhalten wollte und es selbstverständlich fand, dass ich nicht wegen ihr auf mein monatliches Gehalt verzichten muss. Wir haben uns dann zwar geeinigt (ich wollte ihr entgegen kommen), aber ich fand diese Einstellung bemerkenswert.
 
Ich habe noch keinen Klavierlehrer gesehn, der in Saus und Braus lebt. Ich finde einen Vertrag im Falle von Klavierstunden mehr als legitim. Der Lehrer wartet und sitzt rum und verdient nix, wenn der Schüler nicht kommt, die Gründe seien jetzt mal dahingestellt. Und wenn ein Schüler krankheitsbedingt über mehrere Wochen ausfällt oder andere persönliche Lebensumstände ihn für längere Zeit am Kommen hindern, kann ich mir nicht vorstellen, dass sich da keine andere Lösung findet.

Es ist für mich eine Art der Wertschätzung dem anderen und seiner Arbeit gegenüber.

LG
Leonie
 
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Und wenn ein Schüler krankheitsbedingt über mehrere Wochen ausfällt oder andere persönliche Lebensumstände ihn für längere Zeit am Kommen hindern, kann ich mir nicht vorstellen, dass sich da keine andere Lösung findet.
Wenn man das will, braucht man nicht im Vorhinein entsprechend ungünstige Bedingungen festlegen.

Es ist für mich eine Art der Wertschätzung dem anderen und seiner Arbeit gegenüber.
Was jetzt so ein Stück Papier mit Wertschätzung zu tun hat ist mir schleierhaft.

Was mir in besagtem Vertragsentwurf noch unangenehm aufgestoßen ist:
9. Auftritt in der Öffentlichkeit
Der Schüler darf sich an öffentlichen Aufführungen nur nach vorheriger Zustimmung der Lehrkraft beteiligen.
Sagt mal, geht's noch? Da sichert sich der KL mal gleich alle Rechte an seinem Schüler und dessen musikalischer Tätigkeit. Dass man als Lehrer erwartet, mitgeteilt zu bekommen, wenn der Schüler sowas plant - OK. Sich aber ein Entscheidungsrecht über das, was der Schüler auserhalb des Unterrichts treibt, vorzubehlaten? Ich dachte die Leibeigenschaft wäre abgeschafft.

Und dann diese obligatorische Klausel "Nebenabreden bedürfen der Schriftform". Da will man doch tatsächlich der niedergeschriebene Buchstabe die Verbindlichkeit des gesprochenen Wortes unterminieren.

Nee, ich bleib' dabei, ich mag solche Verträge nicht. Egel wie viel oder wenig manche Klavierlehrer nun verdienen.

Aber solange keiner jammert und niemand mit erhobener Streitaxt zum Unterschreiben von Knebelverträgen oder Dumping-Honorarverträgen gezwungen wird, soll's mir recht sein.
 
Ich bin ehrlich erschüttert. Ich hätte im Traum nicht daran gedacht, dass solche Konditionen im Musiklehrerbereich existieren. Kennt ihr denn tatsächlich Musiker, die für so einen Hungerlohn arbeiten?
Meine Musiklehrer zu Schulzeiten hatten alle eine gesicherte Stellung. Die meisten bewohnten eine eigene Immobilie.
Ich frage mich nun, ob sich innerhalb der letzten 15 Jahre die Zustände derart verschlechtert haben, oder ob es sich um ein regionales Problem handelt.
Nachdenkliche Grüße,
NaMu
 

Liebe NaMU,

die Zustände haben sich so verschlechtert, ja. Leider!!! Neue Verträge werden fast nur noch als Honorarverträge abgeschlossen und das ist kein regionales Problem! Und daher arbeiten sehr viele Klavierlehrer zu solchen Konditionen.

Hier mal ein Artikel, wenn es interessiert:

http://www.nmz.de/artikel/schluss-mit-dem-blick-nach-unten

Liebe Grüße

chiarina

P.S.: Und hier noch ein wichtiger, der genaueren Aufschluss über die Einkommensverhältnisse gibt: http://www.miz.org/artikel/2012_verdi_umfrage.pdf - erschütternd!
 
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Was mir in besagtem Vertragsentwurf noch unangenehm aufgestoßen ist:
9. Auftritt in der Öffentlichkeit
Der Schüler darf sich an öffentlichen Aufführungen nur nach vorheriger Zustimmung der Lehrkraft beteiligen.
Sagt mal, geht's noch? Da sichert sich der KL mal gleich alle Rechte an seinem Schüler und dessen musikalischer Tätigkeit. Dass man als Lehrer erwartet, mitgeteilt zu bekommen, wenn der Schüler sowas plant - OK. Sich aber ein Entscheidungsrecht über das, was der Schüler außerhalb des Unterrichts treibt, vorzubehalten? Ich dachte die Leibeigenschaft wäre abgeschafft.
Moment mal! Der Lehrer stellt dem Schüler nicht nur seine Fachkompetenz und seine Gabe zur künstlerischen Persönlichkeitsbildung zur Verfügung, sondern bürgt mit seinem (hoffentlich) guten Namen für professionelle musikalische Qualität. Wenn der in Ausbildung befindliche Schüler bei seinem Auftritt nicht überzeugt, bekommt er im günstigsten Fall die ehrliche Frage gestellt, ob er sich in der Vorbereitungszeit mit seinem künstlerischen Mentor abgestimmt hat. Häufiger ist aber der ungünstigere Fall, dass man die blamable Vorstellung mit dem Lebenslauf in Verbindung bringt: Dann gerät der Lehrer nämlich in den auch für ihn nicht ungefährlichen Ruf, dass sein Nachwuchs in nicht podiumstauglicher Verfassung der Öffentlichkeit präsentiert wird. Gerade ein hoch entwickeltes Urteilsvermögen (gerade hinsichtlich der eigenen Leistungsfähigkeit) ist keinem Schüler angeboren, sondern wird erst durch einschlägige Erfahrung erworben. Das hat nichts damit zu tun, den eigenen Schüler zum "Leibeigenen" zu degradieren, sondern vielmehr damit, dass man nicht öffentlichkeitsreife Nachwuchskräfte nicht ins eigene Messer laufen lässt, solange das nicht zu verantworten ist. Dass ein Schüler das womöglich subjektiv nicht einsehen mag, ist nicht auszuschließen. Ebenso nicht auszuschließen ist, dass für die Karriereplanung wichtige Persönlichkeiten Zeuge dieser missglückten Darbietungen werden, deren Langzeitgedächtnis womöglich nicht zu unterschätzen ist...!

Nee, ich bleib' dabei, ich mag solche Verträge nicht. Egel wie viel oder wenig manche Klavierlehrer nun verdienen.

Aber solange keiner jammert und niemand mit erhobener Streitaxt zum Unterschreiben von Knebelverträgen oder Dumping-Honorarverträgen gezwungen wird, soll's mir recht sein.
Also - wo soll da ein Problem sein? Wenn Du solche Vertragswerke nicht magst, unterschreibst Du eben nicht und kannst warten, was dann passiert: Entweder sagt man, dann halt nicht - oder man packt das Schriftstück weg und begnügt sich mit der mündlichen Vereinbarung, die rechtlich genauso bindend, aber bei möglichen Auseinandersetzungen juristisch irrelevant ist, weil dann Aussage gegen Aussage steht. Wenn die Beteiligten mit diesen Rahmenbedingungen einvernehmlich leben können, spart man sich eben den Schreibkram(pf)...
 
Wenn man das will, braucht man nicht im Vorhinein entsprechend ungünstige Bedingungen festlegen.

Lieber HoeHue,

du hattest dies auf Leonie's Beitrag geantwortet:

Und wenn ein Schüler krankheitsbedingt über mehrere Wochen ausfällt oder andere persönliche Lebensumstände ihn für längere Zeit am Kommen hindern, kann ich mir nicht vorstellen, dass sich da keine andere Lösung findet.

Ich hatte dazu bereits Einiges gesagt, aber offensichtlich ist es nicht klar genug rüber gekommen.

Wieso man solche Klauseln und auch Kündigungsfristen in einen Vertrag übernimmt, liegt daran, dass man nicht von den individuell sehr verschiedenen Charakterzügen, Vorstellungen, dem Benehmen von Schülern finanziell abhängig sein will. Wenn man z.B. in einem Vertrag nach deinen Vorstellungen einen Passus drin hätte, dass der Schüler bei längerer Krankheit oder schwierigen persönlichen Lebensumständen den Unterricht nicht bezahlen muss, würde diese Möglichkeit - das ist ganz verständlich und liegt in der Natur der Sache - auch genutzt werden. Und zwar nach Kräften! Es würde so aussehen, dass Schüler in Zeiten von vielen Klausuren nicht zum Üben kommen und sich dann entweder krank melden (auch ein Attest ist schnell besorgt: 'ach, ich bin total überlastet, habe ständig Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, meine Hand tut in letzter Zeit vom Schreiben so weh, ich kann gar nicht mehr Klavierspielen) oder schwierige Lebensumstände für sich deklarieren. Jede Kündigungsfrist wäre obsolet, denn natürlich wäre es ein Leichtes, auf diese Weise die Monate bis zum Aufhören einfach nicht mehr zu bezahlen. Diese Regelung würde also einer völligen Handlungsfreiheit des Schülers, ob er nun Unterricht nimmt oder nicht, ob er Lust hat oder nicht, Tür und Tor öffnen. Das ist absolut unmöglich, denn es geht zu Lasten des Lehrers!

Zudem bin ich der absoluten Überzeugung, dass Kontinuität sehr, sehr wichtig ist für Übungserfolg und Spaß am Klavier spielen. Eine Kündigungsfrist, die nicht erlaubt, sofort zu wechseln, setzt ein Signal für diese Überzeugung. Schüler haben auch mal Durststrecken und es ist auch aus pädagogischer Sicht sinnvoll, nicht sofort das Handtuch hinschmeißen zu können. Durchhaltevermögen wird nicht immer von den Eltern unterstützt und ich meine, eine halbjährliche Kündigungsfrist reicht aus, um sich dann sicher zu sein, dass Klavier spielen nicht mehr das Richtige ist oder man die Krise überwunden hat.

Klavier spielen, ein Instrument zu lernen, lässt sich nicht vergleichen mit 'jetzt hab ich Lust auf dies und das.......'. Es ist auch im Interesse der Eltern, dass nicht sofort gekündigt werden kann, auch wenn es vielleicht auf den ersten Blick nicht so erscheint.

Wenn dann tatsächlich etwas ist und der Lehrer, der seinen Schüler ja kennt, weiß, dass tatsächlich eine schwierige Situation oder Krankheit vorliegt, wird er natürlich mit ihm eine gemeinsame Lösung finden (übrigens kann man selbstverständlich auch bei gebrochenem Arm Klavierunterricht machen!). Gegenseitige Wertschätzung und das gemeinsame Interesse (Klavier spielen) machen das möglich. Aber es sollte aus den oben genannten Gründen nicht im Vertrag stehen.

Trotzdem gibt es auch die Regelung, dass es keinen Vertrag gibt und nur die gegebenen Stunden bezahlt werden. Wenn beide Seiten damit einverstanden sind, ist ja alles bestens. Flächendeckend wird man als Lehrer damit jedoch selten glücklich werden, denn das Problem sind häufige Absagen und damit eine höchst unsichere finanzielle Basis für sich und seine Familie.

Liebe Grüße

chiarina
 
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Was die schlechte Bezahlung angeht, so ist das ein weitverbreitetes Problem bei Dienstleistungsberufen. Grafiker und Webdesigner haben z.B. auch das Problem, dass die Kunden versuchen, die Kosten massiv zu verhandeln. Und bei Übersetzern ist es noch schlimmer. Übersetzer sind wohl auch der Situation von Musikern am ähnlichsten - eine Fremdsprache zu beherrschen, erfordert ähnlich intensive und lange Beschäftigung. Was man aus dem Übersetzungsbereich manchmal hört ("ach ja, Du kannst doch mal eben 100 Seiten in zwei Stunden für 10€ übersetzen") ist ziemlich krass. Ich bin immer wieder schockiert, solche Beispiele und solche wie hier im Forum zu lesen.

Eine nette Herangehensweise an solche Preisverhandlungsvorstellungen zeigt dieses Video: The Vendor Client relationship - in real world situations - YouTube :-D
 
Es freut mich, dass mein Thema doch für einigen Diskussionsstoff sorgt.

Wir sollten ja nicht so weit von der Sache abkommen, aber das Thema „Handwerker und ihre Löhne im Vergleich zu unseren Honoraren“ trifft mich an einem wunden Punkt:
Wir hatten vor 2 Jahren ein älteres Haus gekauft, und ließen darin umfangreiche Renovierungsarbeiten durchführen. Einen Stümper (ein sogenannter „Allrounder“) entließen wir fristlos, nachdem er uns beinahe eine Zimmerdecke zum Einsturz gebracht hätte, und das Ganze fast noch ein baupolizeiliches Nachspiel gehabt hätte. Einige Tage später stellte er uns eine Zahlungsforderung für seinen Verdienstausfall. Er berechnete für 2 Arbeitstage für sich und seinen Gehilfen einen Lohn von sage und schreibe Euro 1.640.- und drohte uns mit „dem Gericht“, falls wir nicht zahlen würden. Das ist mehr, als ich an 3 Unterrichtsnachmittagen an der Musikschule in einem Monat verdiene. Dieser Mensch hat, außer dass er früher Maurer war, keine Qualifikation nachzuweisen. Überhaupt war das Eindrucksvollste, was er auf unserer Baustelle zustandebrachte, ein überquellender Aschenbecher. Auch klingelte alle paar Minuten sein Handy.
Für unsere Renovierungsarbeiten haben wir grob gerechnet etwa Euro 15.000.- an Lohnkosten gezahlt. Milde geschätzt hat jeder Arbeiter im Schnitt pro Stunde etwa 10 Minuten in sein Handy geschwätzt, Zigaretten geraucht oder sonstige Tätigkeiten verrichtet, die ihn von seiner Arbeit abhielten. Dies bedeutet: Wir haben ca. Euro 2.500.- für Nichtstun bezahlt.
Wenn ich dies nun mit meiner Arbeit als KL vergleiche, bekomme ich einen Hals. Nicht nur, dass unser Honorar noch deutlich unter einem Gesellenlohn liegt: Während es in vielen anderen Berufen üblich zu sein scheint, Privatkram während der Arbeitszeit zu erledigen, verhält es sich in meinem Job genau umgekehrt: Es wird erwartet, dass ich Elterngespräche, Unterrichtsorganisation und Termineinteilung, die die Musikschule auf uns abwälzt und die einem graue Haare beschert, selbstverständlich in meiner Freizeit durchführe.
Besonders pervers empfinde ich die Situation, wenn mich Eltern von Schülern bitten, sie „auf der Arbeit“ zurückzurufen. Dies tue ich dann selbstverständlich in meiner Freizeit, während diese Leute ausgiebig mit mir über ihr Kind reden und in dieser Zeit natürlich von ihrem Arbeitgeber bezahlt werden.
Und dann gibt es auch noch die Privatschülermuttis, deren Kinder ich für Euro 14.- pro halbe Stunde bei ihnen zu Hause unterrichte. Für diese beginnen die 30 Minuten selbstverständlich erst dann, wenn ich endlich Einlaß bekommen habe, vom Hund angebellt oder abgeschleckt wurde und ich mich durch den ganzen Wust zum Klavier durchgekämpft habe. Danach halten sie die Wacht, dass ich auch ja mindestens 32 Minuten unterrichte. Erst nach dieser Zeit kopieren sie auf ihrem Drucker Noten, die ich dem Kind mitgebracht habe, damit sie das Heft nicht selbst kaufen müssen. Dieser braucht Ewigkeiten, bis er endlich hochgefahren ist. Derweil sitze ich auf heißen Kohlen. Zum Schluß dauert es noch mal eine ganze Zeit, bis sie endlich irgendwo das Geld hervorkramen, das sie ganz bestimmt nicht passend haben.
Übertrieben? Nein, gerade letzte Woche erlebt.
 
Und bei Übersetzern ist es noch schlimmer.
Da kommt es wohl stark darauf an, was man übersetzt. Ich war 10 Jahre mit einem Übersetzer zusammen und habe mich immer wieder gewundert, wie leicht man in 15 Minuten 50 Euro verdienen kann. Bei Urkunden aus diversen Ländern reicht es, die Daten auszutauschen, der Rest bleibt gleich. Abändern, ausdrucken, abstempeln, unterschreiben, kassieren. :-)
LG,
NaMu
 
Zum Klavierlehrer-Vertrag. Im Zweifel wird sicher auch mit Vertrag keiner eine gerichtliche Auseinandersetzung anstrengen. Aber im Vertrag werden potentielle Streitthemen angesprochen und geregelt (z. B. das Problem der kurzfristigen Absage, oder der Umgang mit Schulferien). Der Schüler sieht, welche Meinung der Lehrer (bei Musterverträgen: ein Verband) dazu hat, kann nachfragen, nachverhandeln, ablehnen, etc. Er wird zur Sicherheit noch mal mit der Nase drauf gestoßen, dass kurzfristige Absagen Konsequenzen haben. Klar kann man hoffen, dass vernünftiges Zeitmanagement zum normalen Sozialverhalten gehört, aber ... wer schreibt, der bleibt.

Übrigens bietet meine KL auch vorausbezahlte Zehnerkarten an, die liegen preislich zwischen Einzelstunden und Jahresverträgen, weil eben auch das wirtschaftliche Risiko für die KL irgendwo dazwischen liegt. Für mich ist das eine faire Lösung - ich binde mich (nach Probestunde) für 10h an den KL, d.h. sie hat ein garantiertes Einkommen, gleichzeitig kann ich als Berufstätiger die Stunden flexibel vereinbaren.

Just my 2 ct.
- Karsten
 
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