Der Vergleich mit Literatur hinkt glaube ich ein wenig. Ich finde es wichtig, dass es Informationen auch in Leichter Sprache gibt und ich bin mir bewusst, dass viele Menschen mit dem Lesen Schwierigkeiten haben, selbst wenn sie es in der Schule mal gelernt haben. Für diese Menschen sollte es Angebote geben.
Es gibt ja, wenn ich mich recht erinnere, so etwas wie aktiven und passiven Wortschatz. Ich z.B. verstehe wesentlich mehr Französisch, als ich es selbst spreche; bei anderen Fremdsprachen ist das genauso. Und auch Kinder verstehen ganze Satze, selbst wenn sie noch so klein sind, dass sie sich auf Ein- oder Zwei-Wort-Sätze beschränken. Natürlich kann man argumentieren, dass das Kind vielleicht nicht den ganzen Satz versteht, sondern nur einige Wörter, aber die Information scheint ja meist anzukommen. Ebenso hören Kinder, so meine Erfahrung, gerne zu, wenn man ihnen vorliest. Und dabei muss man gar nicht die vermeintlich unbekannten Wörter weglassen, sondern der Hörgenuss entsteht auch, wenn man nicht genau weiß, was Ebenholz ist (weiß wie Schnee, rot wie Blut, schwarz wie Ebenholz, um mal ein Märchen zu bemühen).
In der Musik ist es oft ähnlich. Man muss ein Stück nicht spielen können, um sich daran zu erfreuen, wenn es jemand anderes spielt. Deshalb ist es eigentlich nicht unbedingt nötig, Stücke zu vereinfachen. Ich stehe "Klassik leicht gemacht"-Arrangements eher kritisch gegenüber und kann mich auch nicht erinnern, simplifizierte Fassungen von schwierigen Klavierstücken in meinem Anfangsunterricht gespielt zu haben. Was ich tatsächlich gespielt habe, und mit Begeisterung, waren Operettenstücke, die für Klavier arrangiert waren. Also quasi "Mini-Klavierauszüge" von Orchesterwerken.