Bei mir war es jedenfalls so, dass ich bereits beim ersten Blick auf die Noten analysiere. Danach kann ich nichts mehr analysieren, weil es nun mal nichts mehr zu analysieren gibt. :)
was willst Du mehr? das sind doch geradezu ideale Voraussetzungen!
wenn Du nun die verstandenen Tonbewegungen auch auf den Tasten sehen und spüren kannst, dann ist der "Rest" nur noch eine Art Anpassungsprozess (der bei schwierigen Stellen allerdings langwierig sein kann!!)
dennoch würde ich empfehlen, schon beim lesen/analysieren die Tasten miteinzubeziehen: z.B. nur Melodie, Bass und Füllharmonien spielen (aber allerlei motorisches erst weglassen)
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um es an einem scheinbar zu hoch gegriffenen Exempel klar zu machen:
Skrjabins beliebte Etüde op.8 Nr.12 dis-Moll
patetico
1. Formübersicht:
A1, A2, B, A3, Coda
2.
Melodie einstimmig
dazu Bass und nachgeschlagene Harmonie (Akkord)
3.
Melodie (r.H.) im Original
dazu Bass und Harmonie
4.
das dauert lange: Training der schwierigen Figuren der linken Hand (hier allerlei, z.B. Rhythmisierungen, Stationenübung usw.)
5.
Originaltext in kleinen Abschnitten zusammen, Tempo anziehen
6.
Originaltext in falscher Reihenfolge:
Coda
A3 & Coda
B & A3 & Coda
usw.
Voraussetzungen für diese schwierige Etüde:
sehr gutes Oktavspiel, Wurf/Sprungtechnik, Akkordrepetitionen
schon mit Schritt 1 kann man die Etüde auswendig wissen, sehen und hören, spätestens mit Schritt 2 muss das sein, denn bei so schwierigen Sachen ist es hinderlich, wenn man in die Noten schauen muss
und letztlich lernt man nur schnell, was im Bereich des Erreichbaren ist - wer z.B. bislang Sachen wie das Regentropfenprelude gespielt hat, dem wird diese Etüde natürlich zu schwierig sein - - - ich habe sie, da sie übersichtlich und kurz ist, nur als Exempel für die Vorgehensweise und die nötigen Voraussetzungen genannt: beides braucht man, wenn man "schnell" einstudieren will