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Nuri, heißt das, dass Du Deine Stücke mit den Fingern spielst, die gerade so passen? Das ist wirklich kontraproduktiv.
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Auch mit klaren, definierten (vor allem selbst erarbeiteten) Fingersätzen kann man Musik machen!
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Bei mir ist es ganz einfach: Sitzen die Bewegungsabläufe (nur hinsichtlich der Reihenfolge der Fingerlein!), DANN kann ich anfangen, Musik zu machen. Was alle anderen Muskeln und Körperteile tun, das steht auf einem anderen Blatt.
Hallo,
so ganz kann ich Dir nicht überall zustimmen :)
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das ist nicht kontraproduktiv:
wenn alle Töne nebst ihrer Intensität, ihrem Zusammenhang, bewußt sind, auch als Tasten, dann ist es nicht selten wirklich egal, welche Finger gerade spielen - aber das setzt voraus, dass die Tonbewegungen vom Arm ausgeführt werden (dort quasi gespeichert sind) und das muss nicht erst auf hohem Niveau so sein: auch ein Anfänger kann, darf, ja
soll z.B. Bachs kleines G-Dur Menuet (z.B. die ersten vier Takte rechts) mit verschiedenen Fingersätzen ausführen (aber egal wie, es muss sinnvoll melodisch klingen!) - das ist sogar eine sehr gute Übung.
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klar kann man das :) gar keine Frage - und es gibt genügend Stellen, in denen es nur einen sinnvollen Bewegungsablauf gibt (der dann nur wenige, geringfügige Abweichungen hat)
(1) & (2)
es kommt also darauf an, was gerade erforderlich ist.
Viel Freiheit im Spielen und damit Sicherheit gewinnt man, wenn man transponiert spielt (also das, was man gerade lernt, auch in andere Tonarten überträgt) - macht man sowas, dann stolpert man nicht, wenn sich in der Reprise einer Sonatine dasselbe Material auf einmal nicht mehr in der Seitentonart (wie in der Exposition) präsentiert (((sowas plagt viele am Anfang)))
was Fingersätze betrifft, gibt es eine nette Regel:
im Krebsgang (also rückwärts!) spielen, dabei mit möglichst wenig Daumenuntersätzen - so findet man meist einen praktikablen Fingersatz
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ich weiss, dass man gerne viel Sicherheit haben möchte - das Gefühl von Sicherheit kann man bekommen, wenn man sich strikt an den einmal vorgegebenen Fingersatz hält. Und das ist bei vielen heiklen Stellen auch absolut richtig -
aber die vielen nicht heiklen: die brauchen das eigentlich nicht. Und wenn man sich da quasi "freier" fühlt, weil es keine Rolle mehr spielt, welcher Finger was macht (da die Töne/Tasten bewußt sind), dann ist man eigentlich sogar noch sicherer!
Relevant ist, die Tasten zu wissen (auch die Harmonien usw.) und die Tonbewegungen mit dem Arm nachzuzeichnen - dann werden die Finger meist an ihren Platz gebracht.
z.B. Chatschaturjans hübsches Andantino:
warum die Terzen der linken Hand mit irgendeinem Fingersatz? Genausogut geht da, alle Terzen sanft und weich mit 4-2 zu spielen.
bitte nicht falsch verstehen:
ich verteufele keine Fingersätze (im Gegenteil, ich gebe ja oft Tipps zu solchen) - - aber Fingersätze sind keine Kochrezepte, sondern in Zahlen für Fingerfolgen übersetzte
zusammenhängende Bewegungsfolgen,
aber der eigentliche Sinn ist doch immer die melodische/motivische und harmonische Bewegung der Töne (Tasten)
Für das Lernen empfehle ich daher:
erst verstehen, worum es geht und was in welcher Reihenfolge geschieht;
danach die Anpassung der eigenen Bewegungen an das musikalische Geschehen!
Manchmal (wüste Stellen) merkt man, dass es nur einen Weg (Fingersatz) gibt - öfter aber spielt der Fingersatz wirklich keine Rolle, sondern da gilt tatsächlich Haskil´s "was grad kommt"
Gruß, Rolf