Hallo Demian,
wie ich finde, spielst Du diese Etüde sehr ordentlich. Auch ich finde das Stück einigermaßen langatmig und es ist schwierig, die Melodie über die Länge interessant zu gestalten ohne dass sie hölzern daherkommt.
Diese Etüde - wie auch die Etüde in f-moll - reihe ich irgendwie unter die Lieder ohne Worte ein, obwohl die rechte Hand den Etüdencharakter hat. - Das Lied hat ein Vorspiel, dann setzt die "Sing"-Stimme ein. Jeder Sänger macht irgendwann eine Atempause, und solche Pausen könnten das Stück interessanter machen. Man hört bei Dir schon heraus, wenn die Singstimme wieder einsetzt. Diese Einsätze könnten deutlicher kommen, dabei vorher vielleicht etwas mehr verzögern, und dann das Tempo wieder anziehen lassen. - Das "Klaviernachspiel" am Schluss kann ich mir im Sinne eines "Kehraus" schneller vorstellen, der Pianist soll ja zum Ende kommen: der Sänger will doch seinen Applaus abholen!
Man kann bei meinen Tipps mäkeln, dass das Stück zu sehr "romantisiert" würde - die Mendelssohns in Leipzig hätten ja nach dem Takt gespielt wie es sonst nur noch ein Metronom kann. Und doch ist Felix auch ein feiner und kultivierter Liederkomponist. Deshalb ist sicher einiges an Agogik angesagt.
In einem Konzertprogramm passt diese Etüde doch zwischen ein paar ausgesuchten Liedern ohne Worte.
Lass Dich nicht abschrecken von "nur Hausmusik" oder ähnlichem - die größten Interpreten haben Lieder ohne Worte im Konzert gespielt.
Weiterhin gutes Gelingen!
Walter