Ganz banal ein paar Tasten, die über eine Mechanik Hämmer auf Saiten schlagen lassen, die man einfach nur möglichst ökonomisch und ergonomisch so bedienen muß, daß es klingt wie gewünscht.
Ja, ganz banal. Mehr isses nich.
Was man musikalisch verstanden hat, kriegt man nämlich auch technisch hin, das ist höchstens eine Frage der Zeit. Was man musikalisch nicht verstanden hat, kann man soviel üben, wie man will und wird es doch nie spielen können.
Alles richtig.
Jedoch:
1. "höchstens eine Frage der Zeit" - die kann bei erwachsenen Anfängern bedeutend umfangreicher sein als bei Menschen, die als Kind begonnen haben.
Das liegt nicht daran, dass sie doof sind oder schwer von Ka-Pee, sondern daran, dass neuronale Verknüpfungen zur feinmotorischen Koordination in einem alternden Gehirn langsamer aufgebaut werden als in den entwicklungsphysiologisch günstigen Phasen ("altern" = jenseits der biologischen Hirnreifeprozesse; mit Hinblick auf "motorisches Lernen auf Anhieb" schließt sich das Fenster unwiederbringlich mit ca. 15-16 Jahren, ab ca. 35 wird mehr ab- als aufgebaut).
2. "Musikalisches Verständnis" ist nicht entweder da oder nicht da, es kann sich auch entwickeln. Du sagst selbst,
selbst an einem virtuosen Brecher wie dem Mephistowalzer übe ich fast ausschließlich musikalisch.
wie intensiv Du Dich mit dem musikalischen Durchdringen eines Stückes befasst. Jetzt stell Dir vor, Du müsstest auch noch zusätzlich die motorischen Abläufe durchs Großhirn prügeln (Großhirn + Motorik = "Krampf"
). Dann hast Du eine Vorstellung von den Herausforderungen, an denen der "erwachsene Anfänger" sich abarbeitet.
3. Somit trifft diese Einschätzung
Wenn dir ein guter Lehrer zeigen und erklären würde, was dein Problem beim Trillern in Wirklichkeit ist (nämlich kein mechanisches, sondern vermutlich ein rhythmisches), dann könntest du das relativ schnell überwinden.
für Personen zu, die im Kindesalter Klavier gelernt haben (im oben genannten Zeitfenster - genau genommen begrenzt die Literatur die optimalen Phase motorischen Lernens bei pi mal Daumen 12 Jahren). Selbstverständlich vermag zu späteren Zeitpunkten auf äquivalente Bewegungsabläufe "aus dem Alltag" zurückgegriffen werden. Wäre ja schlimm wenn nicht. Sonst könnte ein älterer Mensch kein Klavier mehr lernen.
Fazit: Der sehr junge Mensch lernt ganzheitlich. Er bettet das konkret Erlernte direkt in seine im Aufbau begriffene Festplatte ein, wo es lebenslang mehr oder weniger abrufbar bleibt.
Der erwachsene Mensch lernt i.w.S. analytisch. Umso analytischer, je mehr er ein "Kopfmensch" ist. Das ist der Hintergrund, warum Fragen entstehen, die wie "separiert vom Rest" wirken. Dieses Phänomen begegnet einem nicht nur beim Klavierspiel, sondern auch bei allen Sportarten, in denen feinmotorische Abläufe eine Rolle spielen (also vermutlich in jeder Sportart). Ein meisterliches Beherrschen der Materie ist ab einem bestimmten Alter nicht mehr möglich, Punkt.
Was ausdrücklich nicht impliziert, dass nicht gleichwohl ordentliche Resultate erzielt werden können. Aber "anders". Dem analytisch lernenden Erwachsenen nützt jeder Einzelaspekt, und ich konzediere Dir gern, lieber Mick, dass die musikalische Durchdringung und Ausgestaltung gern und fatalerweise "erst zum Schluss in Angriff genommen" wird. Der wiederholte Hinweis Deinerseits trägt dazu bei, dass man immer wieder daran erinnert wird, wenn man sich gerade mal wieder verleiten ließ, das Hauptproblem im "technischen Bereich" dingfest machen zu wollen.
Wer mir widerspricht, möge bitte belegen, dass er oder sie jenseits der ca. 30 Lenze mit dem Klavierspiel begonnen hat.